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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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darauf, wenn auch durch den Schreck noch etwas wackelig.
    „Wer ist Victor?“, fragte ich noch recht verwirrt und schaffte es allmählich, meinen Puls wieder runterzuschrauben.
    „Dieser kleine Rabauke hier!“, hörte ich Franziskas Stimme hinter der Anrichte, doch sehen konnte ich sie nicht. Im nächsten Augenblick erhob sie sich offenbar aus der Hocke und hielt in ihren Armen gleich einem Baby eine schwarz-weiß-rot-gefleckte Glückskatze, die sich genüsslich von Franziska den Bauch kraulen ließ.
    „Darf ich vorstellen? Victor – Aline, Aline – dein Bodyguard.“
    Ich verschluckte mich an dem Wasser, das ich soeben aus dem vor mir stehenden Glas getrunken hatte.
    „Bitte?“, hustete ich und hatte Mühe, nicht vom Stuhl zu fallen. Alan klopfte mir zweimal kurz auf den Rücken. „Danke, geht schon wieder“, keuchte ich und räusperte mich.
    „Entschuldigt bitte den Ausdruck, aber wollt Ihr mich verarschen?“
    „Ganz im Gegenteil“, erwiderte Franziska sanft lächelnd, und ehe ich mich versah, war sie um den Tresen herumgekommen und hatte mir den Kater auf den Schoß gedrückt.
    Also, jetzt wusste ich wirklich nicht mehr weiter. Irritiert blickte ich in Victors wässrig grüne Augen mit den dünnen Pupillenschlitzen, die mich neugierig von unten herauf musterten. Da saß ich nun und hatte eine Miez im Arm, um deren Hals sich ein dünnes, rotes Lederband befand. Vorsichtig löste ich meine rechte Hand vom Katzenpo und fing an, Victor ebenfalls den Bauch zu kraulen. Sofort verengten sich seine Augen, und ein wohliges Vibrieren machte sich auf meinen Oberschenkeln breit.
    Victor schnurrte.
    Und hörte gar nicht mehr damit auf.
    „Ich wusste, ihr würdet euch mögen“, freute sich Franziska und ging zurück zum Ofen, um die inzwischen mehr als verlockend riechende Pizza herauszuholen. Soweit ich erkennen konnte, war es eine mit Schinken und Ananas. Mir lief das Wasser im Munde zusammen.
    „Victor ist ja wirklich süß“, begann ich meine Frage und kraulte weiter unablässig den weißen Katzenbauch, „aber wie um alles in der Welt soll er mich vor Mael schützen? Ich meine, er ist nur eine Katze.“
    Alan, der sich inzwischen auf dem Hocker neben mir niedergelassen hatte, begann langsam, Victors plüschigen Schwanz durch seine Hände gleiten zu lassen. Das sorgte für noch mehr Geschnurre.
    „Katzen sind nicht einfach nur Stubentiger, die Mäuse fangen“, erklärte er, „zumindest nicht alle. Einige von ihnen haben ein größeres Bewusstsein, als man meint. Wie Victor hier zum Beispiel. Er hat offensichtlich die Fähigkeit, uns Ewige als das zu sehen, was wir sind. Irgendwie sieht er wohl durch unsere menschliche Hülle hindurch und erkennt unser wahres Wesen. Du hast doch bestimmt schon mal von Katzen gehört, die sich beispielsweise zu kranken oder alten Menschen ins Bett legen, die dann in absehbarer Zeit ihre Reise antreten?“ Ich überlegte kurz und nickte. Da hatte es erst neulich wieder einen Artikel in der Zeitung hierzu gegeben.
    „Man vermutet, dass die Katzen irgendwelche veränderten Ausdünstungen an den Betroffenen riechen und so deren … bevorstehenden Übergang wahrnehmen.“ Mann, seit ich Daron und seine Familie kannte, hatte ich wirklich Probleme mit den Worten Tod und Sterben.
    „Keine Ausdünstungen“, sagte Franziska und schnitt gerade das letzte Stück der wagenradgroßen Pizza zu. „Sie bemerken die Schwingungen auf der Metaebene, wenn die Jungs den Menschen ihren Besuch ankündigen.“
    Die Jungs.
    Alles klar.
    „Diese Schwingungen haben auf einige Katzen eine extrem beruhigende Wirkung, als würde ihnen quasi auf unsichtbare Weise das Fell gekrault.“
    Für einen Moment hielt ich tatsächlich inne mit der Bespaßung meines Schoßwärmers und erntete dafür einen verständnislosen Katzenblick. Schuldbewusst setzte ich die Streicheleinheiten umgehend fort.
    „Okay, also keine Geruchsgeschichte“, rekapitulierte ich für mich selber. „Und woher wisst ihr das alles?“
    „Ach, weißt du Aline, wenn man länger lebt als ein normaler Mensch und dazu noch den entsprechenden Umgang hat, dann fängt man an, so manches zu hinterfragen und zu erforschen, dem man sonst niemals Aufmerksamkeit geschenkt hätte.“
    Mit diesen Worten warf Franziska Alan einen kurzen und, wie ich fand, sehr aussagekräftigen Blick zu. Als sie bemerkte, dass mir diese Geste nicht entgangen war, wandte sie sich aber schnell wieder der Pizza zu und tat so, als sei nichts gewesen. Doch da

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