Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
Vom Netzwerk:
schreien, kleine Bewahrerin. Es wird dir sowieso keiner helfen“, säuselte Mael beinahe gesangsartig vor sich hin und streichelte weiter über mein Haar.
    „Unsere liebe Frau Doktor ist, wie du gesehen hast, bereits in meiner Gewalt. Und was meine beiden Schwächlinge von Brüdern betrifft, so war es mir ein Leichtes, sie auszuschalten. Weißt du, was das ist?“, fragte er mich und hielt mir daraufhin eine aufgezogene Spritze mit einer dunklen Flüssigkeit vor die Augen. Zunächst konnte ich nicht klar denken, doch dann formte sich ein Gedanke in meinem Kopf, der mein Herz zu Eis erstarren ließ.
    Die nackte Angst musste sich umgehend auf meinem Gesicht abgezeichnet haben, denn Mael ließ sein keckernd helles Lachen erklingen.
    „Oh, ich sehe, du verstehst sehr schnell. Das hier“, kicherte er voller Freude und wedelte mit der Injektion vor mir herum, „ist das Mittel, das Franziska benutzt, um unsere Körper für immer zur Ruhe zu betten. Wir nennen es das Aevum. Das bedeutet Ewigkeit und gleichzeitig auch Leben. Eine nette Wortspielerei, findest du nicht auch? Wir sind zwar das, was ihr Menschen gemeinhin als unsterblich bezeichnet. Doch können wir in dieser Welt nur mithilfe eines intakten stofflichen Körpers verweilen. Das Aevum sorgt dafür, dass unsere Herzen aufhören zu schlagen und unsere Hüllen den Weg alles Irdischen gehen, während unsere Seelen an einem anderen Ort weiter existieren, wenn unsere Zeit hier um ist. In dieser Dosierung, wie ich sie hier in Händen halte, schickt dich diese hübsche Flüssigkeit auf eine Reise ohne Wiederkehr, doch spritzt man nur die Hälfte dieser Einheit, lähmt man lediglich den Körper, während der Geist bei vollem Bewusstsein ist. Also spar es dir, auch noch nach Alan zu schreien. Er liegt im Labor nebenan und kämpft erfolglos gegen die Betäubung an. Genau wie dein Herzbube links von dir.“
    O Gott.
    Wenn das, was Mael sagte, der Wahrheit entsprach, dann konnte das nur bedeuteten, dass Daron mittlerweile einen Weg zurück aus der Anderswelt gefunden hatte, nun aber durch das Aevum wie im Wachkoma vor sich hindämmerte.
    Einerseits spürte ich hierauf einen klitzekleinen Moment der Freude.
    Daron war wieder zurück.
    Er war zurück!
    Doch was brachte das schon, wenn sein Körper durch Drogen außer Gefecht gesetzt war? Das war sogar noch grausamer als die unfreiwillige Gefangenschaft in seiner Welt, denn jetzt war er gefangen in seinem Körper. Hass begann unbändig in mir aufzulodern. Hass auf Mael und seine Lust am Quälen, seine Befriedigung, die er aus dem körperlichen und seelischen Leid anderer zog. Adrenalin begann, sich von der Mitte meines Rumpfes aus in jede kleine Zelle zu pumpen, und sorgte dafür, dass ich unkontrolliert zu zittern begann.
    „Und wann hast du vor, dir endlich den goldenen Schuss zu setzen?“, presste ich gequält durch meine zusammengebissenen Zähne hindurch. Mein Zynismus war zurück und bahnte sich gepaart mit einer unbändigen Wut den Weg aus den Untiefen meiner Eingeweide in die Freiheit. Es war jetzt sowieso schon egal, ob ich vorsichtig war oder nicht. Mael hatte mich in der Falle wie eine Katze eine frisch gefangene Maus. Er würde mich umbringen, so viel stand fest. Was in Anbetracht seiner sadistischen Neigung nicht unbedingt das Schlimmste war, was mir passieren konnte. Das Einzige, worum es jetzt hier ging, war die Art des Spielens. Meinen Schwanz hatte er schon abgebissen, was war wohl als Nächstes dran? Ich jedenfalls beabsichtigte nicht, einfach nur dazuliegen und abzuwarten.
    Schallendes Gelächter ertönte vom Ende meines Bettes, dort, wo ich Franziska vermutete.
    „Der war gut. ‚Wann setzt du dir den Schuss?‘ – Chapeau“, hörte ich den anderen Mann sagen.
    „Du hattest recht, sie ist wirklich schlagfertig“, antwortete auch Mael sichtlich amüsiert.
    „Was meinst du? Wollen wir sie aufklären, bevor wir hier weitermachen?“
    „Warum nicht?“ Wieder die andere Stimme.
    „Dann tritt vor und zeig dich unserem Schätzchen.“
    Mit diesen Worten winkte Mael die fremde Person an mein Kopfende, während er selbst seinen rechten Arm auf meinem Bett abstützte und wie in Denkerpose sein Kinn in seine Hand bettete. Offenbar war er sehr gespannt auf meine Reaktion und wollte keine Sekunde meiner Mimik verpassen. Ich beschloss, mein Gesicht einzufrieren und nicht eine Miene zu verziehen, ganz egal, wer da neben ihm auftauchte. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht schenken. Doch als ich schließlich

Weitere Kostenlose Bücher