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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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zu wollen, begann ich im nächsten Augenblick zu weinen. Ich weinte, so wie ich es seit dem Tod meines Vaters nicht mehr getan hatte. Zu schrecklich war das soeben Erlebte gewesen, so verwirrend, dass es mich bis ins Mark erschüttert hatte. Noch immer konnte ich diese fürchterliche Kälte spüren, die mich von innen aufzufressen drohte. Vorsichtig nahm Daron mich in die Arme und wiegte mich sanft hin und her.
    „Es ist alles in Ordnung, Kleines, es war nur ein Traum. Shhh, ich bin bei dir.“
    Ich weiß nicht, ob es die sanften Schaukelbewegungen waren, Darons weiche Stimme oder der Schutz seiner starken Arme – nach einer Weile begann ich mich zu beruhigen. Mit meiner Heulerei hatte ich ihm sein schönes Hemd versaut. Als ich ihn darauf ansprach, lachte er leise. „Das ist doch so unwichtig. Was ist schon ein Hemd im Vergleich zu deinem Wohlbefinden?“, antwortete er sanft und drückte mich weiter an seine Brust. Ich ließ es geschehen, auch wenn ich wusste, dass das, was soeben passiert war, weitaus mehr gewesen war als nur ein simpler Traum. Ich würde Daron darauf ansprechen müssen. Aber nicht jetzt. Jetzt war ich einfach nur froh, meine Angst fallen lassen zu können und einen Mann an meiner Seite zu haben, der mich liebte und auf mich achtete. Was kann sich ein Mädchen mehr wünschen?

13
    Nachdem ich mich beruhigt hatte, trug Daron mich ins Bett, zog die Bettdecke über mich und setzte sich neben mich auf den Boden. O Gott, der Klamottenhaufen auf dem Stuhl, war es mir noch kurz durch den Kopf geschossen, bis ich mich dazu entschloss, diesen Umstand einfach zu ignorieren. Wenn Daron wirklich in mich verliebt war, dann würde ihn auch ein zerknülltes Top auf einem Stuhl nicht davon abbringen. Vorsichtig hatte er mir über den Kopf gestreichelt und mich gefragt, was ich bloß geträumt hatte. Ich hatte nur den Kopf geschüttelt, weil ich nicht darüber reden wollte. Zumindest jetzt nicht. Ich war einfach zu aufgewühlt und fertig. Daron hatte sich damit zufrieden gegeben, mir allerdings das Versprechen abgerungen, dass ich ihm später alles erzählen würde. Ich wusste nicht, warum er das unbedingt wissen wollte, aber da mir der Traum selber nicht geheuer gewesen war, hatte ich mich einverstanden erklärt. Meine Träume waren normalerweise immer ziemlich wirr und von schnellen Szenenwechseln durchzogen, weshalb mich die Intensität und Geradlinigkeit dieser Nachtmahr umso mehr beschäftigte.
    Was hatte Mael gesagt? Ich hatte Mut, mich mit einem Ewigen anzulegen? Einem Ewigen … Darauf konnte ich mir beim besten Willen keinen Reim machen. Und dass er Darons Bruder sein sollte, ängstigte mich umso mehr. Sollte das wirklich stimmen und ich gerade so etwas wie eine telepathische Begegnung der dritten Art mit Darons Sippschaft erlebt haben? Dann würde mir mein sanfter Riese schneller ein paar Takte mehr von sich erzählen müssen, als ihm vielleicht lieb war.
    Irgendwann hatte Daron gemeint, er müsse sich langsam verabschieden. Da war es schon fast wieder Zeit zum Aufstehen. Er küsste mich auf die Stirn und bat mich für den folgenden Abend erneut um ein Wiedersehen. Natürlich sagte ich zu – zu wohl fühlte ich mich in seiner Nähe. Aber auch zu stark nagten an mir die Fragen, die sich im Traum vor ein paar Stunden in Gestalt eines blonden Blauauges erschreckend real visualisiert hatten.
    „Bleib liegen. Ich finde den Weg raus schon alleine“, hatte Daron mir zugeflüstert. „Ich freue mich auf heute Abend. Ich hole dich gegen sechs Uhr ab.“
    Auf meine Frage, wo er mit mir hin wollte, erntete ich nur einen zärtlichen Fingerstups auf meine Nase und ein kurzes Zwinkern dieser unfassbar grünen Augen. Am liebsten wäre ich in sie hinein gesprungen wie in einen klaren See inmitten schneebedeckter Berge an einem warmen Frühlingstag.
    „Sei nicht so neugierig, erhalte dir die Spannung“, hatte Daron noch gelacht. Dann war er aufgestanden und aus dem Schlafzimmer gegangen. Ich hörte noch kurz Gläser klirren, war aber schon zu sehr erneut am Einschlafen, als dass ich mich darum gekümmert hätte. Auch das Klacken des Türschlosses, als Daron die Wohnung verließ, nahm ich schon nicht mehr richtig wahr. Ich wollte einfach nur schlafen. Und diesmal bitte ohne männlichen Besuch, gleich ob realer oder irrealer Art.
    Geweckt wurde ich vom nervigen Klingeln meiner Türglocke. Sie gab so einen schrillen, hohen Ton von sich, dass man den Betreffenden freiwillig in die Wohnung ließ, nur damit er nicht

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