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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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scheint ein Megafang zu sein! Ich wünschte, mir würde mal so jemand begegnen. Pass bloß auf und versaue es dir nicht gleich mit ihm.“
    „Darf ich dich daran erinnern, dass du, werte Miss Wonderful, selber an jedem Finger fünf Kerle hast, die sich gegenseitig schlagen würden, nur um dir einen Wunsch von den Augen ablesen zu dürfen?“, knurrte ich mit einem neuen Bissen im Mund.
    „Ja, schon“, antwortete Betty, „aber weiß ich denn, ob sie mich auch lieben? Versteh mich nicht falsch, Aline. Ich weiß, dass ich gut aussehe und auch nicht auf den Kopf gefallen bin. Aber das kann auch ein Fluch sein. Was meinst du, wie oft ich in den letzten Jahren von meinen Männern mal gefragt worden bin, ob es mir einfach nur gut geht? Ja, sicher, Schmuck hier und schick essen gehen da, aber im Endeffekt waren diese Männer auf nichts anderes bedacht als darauf, sich mit mir zu schmücken. Schaut her, was für einen heißen Feger ich an Land gezogen habe, und sie hat sogar einen Doktortitel! Zum Rumzeigen auf Events, Galas und Partys, dafür bin ich wirklich geeignet. Aber was denkst du, wann sich das letzte Mal ein Mann wirklich dafür interessiert hat, wie ich mich dabei fühle und ob ich nicht lieber einen gemütlichen Abend daheim verbringen möchte?“ Sie blickte traurig auf ihr Champagnerglas und nahm einen letzten, tiefen Schluck. „Nein, Aline, das, worum du mich beneidest, ist es nicht wert, darum beneidet zu werden. Das, was du hast, dagegen schon. Das, was du da zu haben scheinst, ist wahres Glück.“
    Ich hatte mittlerweile aufgehört zu kauen. Meine Cousine hatte sich soeben emotional vor mir entblößt und mir einen derart tiefen Einblick in ihre Seele erlaubt, dass es mir einen Schlag in die Magengrube verpasst hatte. Betty, die immer wie aus dem Ei gepellt gestylt war, die nie mehr als fünfzehnhundert Kalorien am Tag zu sich nahm, die in Männern badete wie andere in Badeschaum, war unglücklich. Und ich hatte das all die Jahre, in denen ich sie um ihr Äußeres und ihren Lebensstil beneidet hatte, nicht bemerkt. Noch irrsinniger war die Erkenntnis, dass sie viel eher mich beneidete. Um meine Ungezwungenheit, mein Leben, so wie ich es leben wollte und tatsächlich auch tat. Und um Daron, der so warm und herzlich war und so unverhofft ein Stück meines Herzens für sich in Beschlag genommen hatte, wenn auch auf ungewöhnliche Art und Weise. Doch was bedeutete das schon, wenn es unterm Strich passte?
    Ich legte meine freie Hand auf Bettys Arm.
    „Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid. Ich habe nicht gewusst, dass du so fühlst. Insgeheim habe ich mir immer gewünscht, ein wenig mehr wie du zu sein.“
    Da musste sie lachen.
    „Ich weiß, Aline. Aber die Wahrheit ist: Wer will schon immer perfekt sein? Perfekt sein ist anstrengend. Verdammt anstrengend. Und niemand fragt danach, wie es dir dabei geht.“
    Ich stand auf und ging um den Tisch, um Betty zu umarmen. Ich wusste einfach nicht, was ich sonst in dieser Situation tun sollte.
    „Ist schon gut“, flüsterte sie und tätschelte meinen Arm. „Es muss dir nicht leid tun. Tu mir bitte nur einen Gefallen. Dieser Daron scheint ein echt netter Kerl zu sein. Mach das nicht kaputt.“
    Tja, dachte ich mir, das war wirklich leichter gesagt als getan.
    Als Gott nämlich das Abo für schwierige Beziehungskisten verteilt hatte, hatte ich ganz vorne in der ersten Reihe gestanden.

14
    Nachdem wir zu Ende gebruncht und miteinander das Geschirr abgespült hatten, verabschiedete sich Betty, nicht mehr ganz nüchtern, um in der Stadt dieses Wahnsinnsoberteil zu kaufen, das sie letzte Woche im Schaufenster erspäht hatte. Sie konnte eben doch nicht aus ihrer Haut. Aber das war mir egal, ich wusste mittlerweile schließlich, wie es „darunter“ aussah. Und dafür liebte ich sie umso mehr. Nie hätte ich gedacht, dass meine von allen verehrte Cousine Dr. Bettina Schäfer unzufrieden mit sich und ihrem Leben war. Wie hatte mir das nur all die Jahre über nicht auffallen können? Insgeheim fühlte ich mich ein klein wenig schuldig, immer nur mich und meine angeblichen Defizite ihr gegenüber gesehen zu haben. Hätte ich nur einmal hinter die Kulissen geschaut, vielleicht hätte ich dann schon eher erkannt, dass Betty auch einfach nur das suchte, was sich jede Frau auf der Welt wünschte. Nämlich das, was ich seit zwei Tagen erlebte.
    Zuneigung, Wärme und Geborgenheit.
    Eine starke Schulter zum Anlehnen.
    Und das alles geschnürt in einem derart

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