Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
Samtlachen, das mir wie ein Blitz durch meine Eingeweide schoss.
„Dann wäre es ja keine Überraschung mehr. Sei beruhigt, du siehst fantastisch aus. Hol dir noch deine Jacke, und dann fahren wir los.“
Brav nahm ich meinen schwarzen Mantel von der Garderobe und meine kleine, violette Ledertasche mit der Schleife vorne dran.
Vor dem Haus klickte Daron einmal auf seinen Türöffner. Ich hätte zwar nicht sagen können, was für ein Auto ich erwartet hatte, aber einen neuen Mercedes GL jedenfalls nicht. Okay, ein schwarzes Auto, ja, aber nicht so ein Luxusgefährt. Der war ja riesig. Gedanklich fiel mir gerade die Kinnlade auf den Bürgersteig.
„Kommst du?“, fragte mich Daron mit einem kleinen Grinsen, während er mir die Beifahrertür öffnete. Ihm war nicht entgangen, wie beeindruckt ich von seinem Schlitten war.
„Ja, natürlich“, begann ich wieder zu stammeln und maulte mich selbst dafür an, dass ich mich wie eines dieser typischen Weibchen benahm, die auf die Autos ihrer Dates Wert legten. Dem war nämlich nicht so. Wenn ich mich verliebte, dann konnte der Betreffende die letzte Schrottkarre der Welt fahren. Das sagte überhaupt nichts über seinen Charakter aus und war mir komplett unwichtig. Ebenso wie der Kontostand, der mir bisher immer egal gewesen war, was wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür war, dass ich es bisher nicht in die Top Ten der Münchner High Society geschafft hatte. Aber da wollte ich ja auch gar nicht hin.
Daron half mir beim Einsteigen, denn der Offroader war höher, als er aussah. Der Innenraum war ausgestattet mit feinstem, dunklem Leder, und die Armaturen waren aus echtem Holz. Vorsichtig fuhr ich die weichen Löcher und Maserungen entlang, die in eine durchsichtige Schicht eingelassen waren, während Daron einstieg und den Motor startete.
„Pappel-Vogelaugen-Optik“, sagte er und ließ erneut ein Lächeln um seine Lippen spielen.
„Pappel?“, fragte ich verdutzt.
„Pappel-Vogelauge“, grinste er und strich sich eine Strähne hinters Ohr.
„Wieso wundert mich das jetzt nicht?“
„Keine Ahnung“, lachte Daron und fuhr aus der Parklücke heraus, um vorne an der Ampel links auf den Mittleren Ring abzubiegen.
Während der ganzen Fahrt an all den Hochhäusern und Spiegeltürmen entlang fragte ich mich, wo er wohl den ganzen Tag gewesen war und wohin er mich jetzt entführte. Je weiter wir fuhren, desto weniger kannte ich mich aus.
„Was ist los, Aline? Du bist so ungewöhnlich still heute.“
Wie selbstverständlich legte Daron seine rechte Hand auf mein Knie. Kurz durchfuhr mich ein Stromschlag, und ich hoffte, er hatte das nicht bemerkt. Ich benahm mich wie ein Teenie beim allerersten Date, und das passte mir gar nicht. Ich war doch sonst nicht so schüchtern und unsicher.
„Alles in Ordnung“, erwiderte ich. „Ich bin ehrlich gesagt nur etwas nervös und wüsste gerne, wo du mich hinbringst.“
„Wenn ich dir das sage, ist es doch keine Überraschung mehr. Du vertraust mir doch, oder?“ Gute Frage. Ich kannte ihn ja gerade mal zwei Tage, und die waren mit Merkwürdigkeiten gespickt gewesen. Trotzdem meldete sich eine kleine Stimme in meinem Bauch, die mir mit einer unumstößlichen Sicherheit signalisierte, ich könne mich wirklich auf ihn verlassen. Immer und überall.
Gefühl oder Vernunft, tja, das war hier die Frage.
„Ja, ich vertraue dir“, antwortete ich schließlich und legte wie zur Bestätigung meine Hand auf Darons.
„Dann weißt du auch, dass ich nichts tun würde, was dir nicht gefällt. Hab ein wenig Geduld, Kleines, wir sind gleich da.“
Mit diesen Worten nahm Daron die nächste Ausfahrt und bog im Anschluss rechts auf die Hauptstraße. Ich wusste nicht, in welchem Stadtteil wir uns nun befanden, aber es war mir auch relativ egal. Daron hatte mich um mein Vertrauen gebeten, und ich hatte es ihm gewährt. Dann musste ich jetzt auch damit zurechtkommen. Trotzdem, einige Antworten wollte ich heute noch haben, Vertrauen hin oder her. Ein Mädchen kann nie vorsichtig genug sein.
Vor einem verspiegelten Hochhaus lenkte Daron seinen Luxusschlitten rechts in eine Tiefgarage, und anstatt den Knopf für das Ticket zu drücken, hielt er einen Ausweis an ein kleines Lesegerät. Kurz flackerte das rote Kontrolllicht, und schon öffnete sich das Gitter. Langsam fuhren wir durch die Parkreihen, von denen nur wenige besetzt waren. Aber was da für Autos rumstanden, verschlug mir fast die Sprache.
Golf und Toyota suchte man
Weitere Kostenlose Bücher