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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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wusste, Daron würde nicht zulassen, dass mir etwas geschah – was auch immer das sein sollte –, formte sich langsam ein Gedanke in meinem Hinterkopf, der mir nicht gefiel.
    Was, wenn Daron tatsächlich jemand war, mit dessen Leben ich nicht klar kam?
    Oder noch schlimmer.
    „Aline?“, riss mich Daron aus meinem Gedankenstrudel.
    Und bevor ich noch nachdenken konnte, was ich am besten sagen sollte, übernahm erneut mein Herz die Vorherrschaft über mein Sprachzentrum und formulierte ungeachtet Darons Frage nach meinem Traum den Gedanken, der sich in meinem Hirn langsam, aber sicher an die Oberfläche gekämpft hatte.
    „Daron, was bist du?“
    Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als mir bewusst wurde, was ich soeben gesagt hatte. Allmählich wurde mir richtig flau im Magen. Das Tiramisu fuhr dort gerade Achterbahn und war noch lange nicht damit fertig.
    Unter Strom stehend beobachtete ich mein Gegenüber. Ich rechnete jeden Moment damit, dass Daron den Abend zu einem abrupten Ende bringen würde, weil ich zu weit gegangen war. Weil ich ihm meine Ahnung offenbart hatte, dass er nicht das zu sein schien, was er vorgab. Oh, bitte nicht. Das Tiramisu legte zur Abwechslung einen Looping hin und verknotete mir den Magen. Ich hatte tatsächlich Angst, abgewiesen zu werden. Eine schonungslos ehrliche, wenn auch nicht gerade angenehme Selbsterkenntnis, noch dazu in so  einer delikaten Situation. Brich mir meinetwegen mein Herz, dachte ich noch in einem mittelschweren Anflug von Panik, aber bitte brich mir nicht meinen Stolz.
    Doch statt mich, wie befürchtet, vor die Tür zu setzen, ließ Daron ein zaghaftes Lächeln erkennen, nahm meine rechte Hand und küsste ihre Handfläche. Ein Schlag fuhr durch mich hindurch, dass ich dachte, er würde mich auf der Stelle vom Sofa fegen.
    „Ich bin überrascht, Aline. Wirklich. Du bist sehr klug. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du diese Frage so schnell stellen würdest.“
    Dabei setzte er sich langsam auf, sodass er mir ein gutes Stück näher war als bisher. In seinem Gesicht erkannte ich Neugier, gemischt mit Angst und Verlangen, was mich neben seiner Antwort nur noch mehr irritierte. Meine Kehle war wie zugeschnürt und machte mir in diesem Moment das Reden unmöglich. Guter Gott, meine Ahnung war also begründet. Verdammt, wo hatte ich mich da nur reingeritten?
    „Hab keine Angst, Kleines. Ich kann mir denken, was für ein Chaos gerade in deinem Kopf herrscht. Man kann es dir förmlich ansehen. Ich habe dich um dein Vertrauen gebeten und dir versprochen, es nicht zu missbrauchen. Daran halte ich mich.“ Erneut küsste er meine Hände.
    „Du hast recht, ich bin nicht der, den du hier vor dir siehst. Ich bin jemand … etwas anderes. Wenn du hier lieber aufhören möchtest, dann habe ich vollstes Verständnis dafür. Dann lass uns abbrechen und ich bringe dich nach Hause, wenn dir das lieber ist.“
    Vorsichtig begegnete er meinem Blick, der offenbar einem Reh im Scheinwerferlicht gleichen musste.
    „Deine Augen sind voller Furcht. Bitte, Aline … Hab keine Angst vor mir. Das könnte ich nicht ertragen.“
    Mühsam räusperte ich mich und brachte ein krächzendes „Du machst mir das im Moment nicht gerade leicht“ zustande.
    „Ich will dich verstehen, Daron. Egal, wer oder was du bist, das ändert nichts daran, dass ich mich unheimlich von dir angezogen fühle. Doch allmählich macht mich diese Kälte irre, die sich immer dann um mich zu legen scheint, wenn du deine Stirn in Falten legst und diesen distanzierten Denkerblick bekommst. Und sag mir jetzt nicht, das würde ich mir nur einbilden.“
    Mein sanfter Riese beobachtete mich weiter aufmerksam, und da es nun sowieso schon egal war, atmete ich einmal tief durch, nahm all meinen Mut zusammen und warf mein gesamtes Herz in die Waagschale.
    „Daron, ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. In dich, so wie ich dich bisher kennenlernen durfte. Mein Herz sagt mir, ich kann dir trauen, ungeachtet aller Merkwürdigkeiten, die deinen Weg zu pflastern scheinen. Das glaube ich auch nach wie vor. Vielleicht bin ich ja töricht und naiv, aber es ist das, was ich fühle. Deshalb gibt es für mich hier nur zwei Möglichkeiten. Entweder du erzählst mir jetzt haarklein, was ich wissen will und setzt alles auf eine Karte. Dann haben wir eine Fünfzig-zu-fünfzig-Chance, dass ich entweder bleibe oder schreiend davon laufe, wenn es denn wirklich so schrecklich sein sollte. Oder du nimmst mich hier und jetzt auf der Stelle

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