Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
Schließlich ist er der Profi und nicht du. Du musst nicht immer die Kontrolle über alles haben. Und diese Kiste ist dir mal definitiv eine Nummer zu groß.
Überreizt ging ich hinüber zum Waschbecken, stützte meine Arme links und rechts daneben ab und schaute mich im Spiegel an.
Aline Heidemann, Todesbraut und potenzielle Mehrfachmutter.
Wer hätte das gedacht?
Ich schwor mir, im nächsten Leben würde ich Postbotin werden.
23
Als ich in die Küche kam, meine Füße mollig warm in rosa Plüschpuschen gepackt, die wie von Zauberhand ihren Weg vor die Badezimmertür gefunden hatten, führte Daron gerade ein Gespräch über Handy. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und bedeutete mir mit der freien Hand, ich solle mich ruhig an den Küchentisch setzen. Dieser war so reich gedeckt, dass es mir die Sprache verschlug. Das Frühstücksbuffet des Kempinski in New Yorks 5 th Avenue war nichts gegen die Köstlichkeiten, die sich vor mir türmten.
Also – nicht, dass ich schon mal dort residiert und eine Vergleichsmöglichkeit gehabt hätte. Ich war einfach nur so beeindruckt von dem, was sich auf dem Tisch befand.
Der Duft frischer Brötchen stieg mir in die Nase, und ich zählte ganze sechs Sorten Marmelade, unter anderem eine arabische Dattelkonfitüre, die mein Herz sofort höher schlagen ließ.
Ich liebte Datteln.
Kein anderes Obst konnte es für mich mit dieser kleinen Frucht mit dem länglichen Kern aufnehmen. Woher hatte er das nur gewusst? Neben den Marmeladengläsern waren zwei Platten mit allerlei Wurst- und Käsesorten platziert, und eine Trüffelbutter buhlte mit einer Karaffe frisch gepresstem Orangensaft um den zweiten Platz in meiner Gunst. Auf meinem Teller lag – wie hätte es anders sein können? – eine weiße Rose, und um meine mit dampfend heißem Wasser gefüllte Tasse waren vier verschiedene Teebeutelsorten drapiert. Wenn das Darons Standardverwöhnprogramm am Morgen war, dann konnten wir über die acht Kinder ja doch noch mal reden.
„Nein, es ist alles in Ordnung“, sprach Daron in sein Handy und warf mir dabei einen kurzen Blick zu. „Es geht ihr den Umständen entsprechend, sie hält sich tapfer.“
Oha.
Meine Lauscher stellten sich sofort auf.
Er sprach offensichtlich über mich, aber mit wem?
„Ja, ich richte es ihr aus … Alles klar … Ja, wie besprochen … Mach ich, bis dann.“
Mit diesen Worten klappte Daron sein Handy zu, legte es auf den Küchentresen und kam zu mir, um mir einen Kuss auf den Kopf zu geben.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er, als er sich neben mich an den Tisch setzte, genauso wie letzte Nacht.
„Es ging mir schon besser, aber wie du sagtest, ich halte mich ganz gut. Mit wem hast du da gerade gesprochen?“
„Mit Alan. Er lässt dir ausrichten, dass er froh ist, dass du die Nacht gut überstanden hast. Bitte, bedien dich doch, du musst einen Bärenhunger haben.“
„Das kannst du laut sagen. Ich sterbe vor Hunger“, erwiderte ich und wollte schon nach dem Orangensaft greifen, als mir siedend heiß auffiel, was ich da gerade gesagt hatte.
Ups.
Peinlich berührt blickte ich Daron an, der mich hinter dem schwarzen Vorhang seiner Haare mit seinen leuchtend grünen Augen musterte.
Scheiße.
Da war er, Alines Fettnapf des Tages.
Ich wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, als ich bemerkte, wie Darons Nasenflügel zu zittern begannen und ein verräterisches Zucken um seine Mundwinkel spielte. Ich schaute genauer hin. Keine Frage – er lachte mich aus!
„Ja, genau, total witzig!“, maunzte ich los und bewarf ihn mit meiner Serviette, woraufhin er laut losprustete. „Entschuldige bitte, aber dein Blick gerade war zu köstlich.“
Na, toll!
„Schön, dass ich schon am Morgen zu deiner Erheiterung beitragen kann. Ist ja nicht so, dass ich jeden Tag mit dem Tod frühstücke“, zickte ich zurück, konnte mir aber selbst ein kleines Lachen in der Stimme nicht verkneifen. Die Situation war einfach zu surreal, als dass ich hätte ernst bleiben können.
„Ich hoffe doch sehr, dass wir das in Zukunft ändern werden“, schmunzelte Daron und goss mir den Orangensaft ein.
„Mal schauen“, murmelte ich vor mich hin und warf ihm einen Blick zu, der ihm bedeutete, dass er mich sowieso schon im Sack hatte. Ich schnappte mir ein Kürbiskernbrötchen und bestrich es dick mit Dattelmarmelade.
„Woher wusstest du das?“, fragte ich ihn.
Irritiert schaute er mich an.
„Was meinst du?“
„Zum Beispiel, dass ich Datteln liebe. O
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