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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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Wunder, auf dem Tisch steht Dattelmarmelade. Für Kürbiskernbrötchen gehe ich meilenweit, und – o Wunder – ich halte gerade eines in meiner Hand. Ich steh auf Pink, und – o Wunder – plötzlich stehen pinkfarbene Puschen vorm Bad. Und erzähl mir jetzt nicht, dass das deine sind. Du bist definitiv nicht der Typ für Pink“, zwinkerte ich ihm neckend zu. „Versteh das bitte nicht falsch, ich finde den Service hier richtig klasse, doch mich beschleicht langsam das Gefühl, dass du ganz schön viel über mich weißt, obwohl ich dir bisher fast nichts über mich erzählt habe. Wie kommt’s?“
    Mit diesen Worten biss ich in mein Marmeladenbrötchen und hörte im nächsten Moment die Englein singen. Diese Konfitüre war das Beste, was ich seit Langem gegessen hatte. Da reichten nicht mal die Speisen des gestrigen Abends ran.
    „Gott, ist die lecker“, stöhnte ich vor mich hin und sah, wie Daron sich selbst amüsiert ein Brötchen mit Wurst genehmigte.
    „Also?“, hakte ich nach. Er sollte nicht glauben, dass mich die Konfitüre vom Thema abgebracht hatte.
    „Sagen wir einfach, als Halbmensch hat man so seine Fähigkeiten“, grinste er mich an.
    Aha.
    Das hieß alles und gleichzeitig doch nichts.
    „Ist nicht unbedingt zufriedenstellend, deine Antwort.“
    Er zuckte amüsiert die Schultern.
    „Du musst nicht alles wissen, Aline. Das, was du weißt, sollte dir jetzt erst einmal reichen, war ja auch nicht gerade wenig für eine Nacht. Gönne deiner Neugier eine Pause.“
    „Das sagst du so leicht“, maulte ich. „Du bist ja nicht derjenige, dem Mael erst im Traum und dann auch noch live erschienen ist, um unter der Dusche auf Tuchfühlung zu gehen.“ Daraufhin sog Daron scharf die Luft ein und strich sich sein Haar hinters Ohr. Eine Zeit lang blickte er auf das Brötchen auf seinem Teller, und ich dachte schon, er wäre sauer, bis er schließlich sagte: „Du hast recht. Eindeutig ein Punkt für dich. In Anbetracht der Lage solltest du wirklich wissen, womit du es zu tun hast.“
    Verlegen kratzte er sich im Nacken. Eine neue Geste. War sie gut oder schlecht?
    „Wir alle sind in der Lage, in die Träume der Menschen einzudringen. Davon machen wir allerdings nur Gebrauch, kurz bevor wir … sie holen. Es kommt nicht von ungefähr, dass einige Menschen kurz vor ihrem Gang nach Hause berichten, sie hätten einen schwarzen Mann gesehen.“
    Vor Schreck fiel mir mein Brötchen auf den Teller – zum Glück auf die unbestrichene Seite.
    „Verzeihung“, entschuldigte ich mich hastig und verfluchte mich für meine fehlende Beherrschung. Aber das, was er mir gerade gesagt hatte, weckte irgendwo eine Urangst in mir.
    „Du erscheinst den Menschen so, wie du im Bad ausgesehen hast?“, fragte ich entgeistert.
    „Nein, nicht ganz“, beschwichtigte Daron und nahm einen Schluck Orangensaft. „Sie sehen mich, beziehungsweise uns, nicht direkt: Wir erscheinen ihnen als verschwommener Umriss. Das hört sich jetzt vielleicht schlimm an, aber vielleicht beruhigt es dich zu hören, dass die Betroffenen keine Angst verspüren. Wir vermitteln ihnen je nach Schicksal beispielsweise Geborgenheit oder Erlösung, das Gefühl, nach dem sie sich am meisten sehnen.“
    Ich sah ihn mit großen Augen an.
    „Mein Vater … wusste also, dass du kommen würdest?“
    „In gewisser Weise schon. Viele vergessen es sofort wieder oder tun es einfach als dummen Traum ab. Nur die wenigsten, beispielsweise Alte oder Kranke, die leiden, erinnern sich. Sie warten dann schon förmlich auf meinen Besuch und freuen sich, wenn sie endlich ihre Heimreise antreten dürfen.“
    Vielleicht hätte ich doch nicht fragen sollen. Irgendwie schienen all diese Informationen allmählich meine ureigensten Albträume an die Oberfläche zu schwemmen. Trotzdem konnte ich jetzt nicht einfach aufhören. Ich musste wissen, was es mit Mael und den anderen Brüdern auf sich hatte.
    „Okay, ihr erscheint also den Menschen im Traum, wenn es Zeit wird. Ich nehme an, Mael hat diese Fähigkeit nicht zum ersten Mal zweckentfremdet, als er mich … besuchte.“
    Das letzte Wort spuckte ich so voller Zynismus aus, dass es beinahe weh tat.
    „Das erklärt aber nicht, wie er es live und in Farbe zu mir unter die Dusche geschafft hat.“ Irgendwie hatte ich die Vermutung, ich wollte die Auflösung gar nicht hören.
    „Es ist uns eigentlich nicht gestattet, gegenüber Menschen über die Fähigkeiten der Ewigen zu sprechen, Aline. Dass ich dir gerade davon erzähle,

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