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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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selten vorkommt, und wehren uns gegen den Übergang, ähnelt dies einem epileptischen Anfall.“
    Gebannt lauschte ich Darons Ausführungen und konnte meine Neugier kaum zügeln.
    „Wie muss ich mir diese Welt vorstellen?“
    Diese Frage ließ Daron schmunzeln und behutsam seine Hand an meine Wange legen.
    „Kleines, das kannst du dir nicht so einfach vorstellen. Diese Welt liegt außerhalb der Begrifflichkeit der Menschen. Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir sage, dass du dich frei machen musst von dem Denken, dass es ein Oben und ein Unten gibt, nennen wir es banal Himmel und Hölle. Beides, wie ich dir gestern schon erzählt habe, ist ein Mythos, von verirrten Seelen geformt, die wie auch immer durch Zufall einen Blick auf die wahre Welt werfen konnten und sie nicht verstanden haben. Die menschliche Seele neigt dazu, Dinge, die sie sich nicht erklären kann, zu verleugnen oder zu verdammen. Es gibt kein ‚über uns‘ und kein ‚unter uns‘. Es gibt nur ein ‚neben uns‘, und das in tausendfacher Weise. All diese Metawelten sind real existent, jede für sich einmalig und unveränderbar in ihrer Art. Und sie sind im Hier und Jetzt. Sie existieren zeitgleich neben uns, während wir hier sitzen, und haben in sich selber doch eine ganz eigene Definition von Zeit und Raum. Menschliche Einheiten wie beispielsweise Stunden oder Kilometer können in ihren Sphären nicht angewendet werden, denn diese Einheiten sind …“
    „… dreidimensional“, beendete ich den Satz und begann langsam zu verstehen. „Was passiert denn mit euren … Hüllen, wenn ihr … auf eine andere Ebene geht?“
    „Eine sehr gute Frage, Aline. Ich bin beeindruckt, wie schnell du begreifst. Aber von einer Bewahrerin hatte ich, ehrlich gesagt, auch nichts anderes erwartet.“
    Darons Kompliment ließ mein Herz erbeben, und ich freute mich ein ganz klein wenig, dass ich es geschafft hatte, ihn zu beeindrucken. Und noch während ich mich in meiner kleinen Eitelkeit sonnte, beugte sich Daron zu mir, kam mir so nahe, dass ich dachte, er würde mich küssen.
    Doch stattdessen lehnte er seine Wange sanft an meine und flüsterte mir ins Ohr: „Willst du es sehen?“

24
    Mit einem mehr als mulmigen Gefühl betrat ich zusammen mit Daron den verspiegelten Aufzug. Während ich mich in meine Klamotten vom gestrigen Abend geworfen hatte, war Daron lediglich noch in ein hautenges, dunkles Shirt geschlüpft. So hauteng, dass mir bei dem bloßen Anblick seiner breiten Schultern im Sekundentakt das Wasser im Mund zusammengelaufen wäre, wenn, ja wenn ich nicht viel zu viel Angst vor dem gehabt hätte, was mich jetzt gleich erwartete. Genau genommen hatte ich überhaupt keine Ahnung, was Daron mir zeigen wollte.
    Okay, ich gebe es zu, ich hatte nicht einfach nur Angst.
    Ich hatte Schiss.
    So richtig schlimm.
    Als hätte er meine Gedanken erraten, ergriff Daron meine vor Aufregung inzwischen eiskalte Hand, während er mit seiner anderen einen Knopf mit der Beschriftung „CM“ auf der Etagenanzeige drückte. Anschließend zog er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, drehte ihn in einem Schloss neben dem Knopf, und schon setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Nach unten.
    War ja irgendwie klar.
    Während wir fuhren und ich auf die abwärts blinkende Stockwerksanzeige achtete, merkte ich, wie sich allmählich mein Herzschlag beschleunigte und ich immer schwerer Luft bekam. Ganz ruhig, Aline, ganz ruhig. Egal, was jetzt noch kommt, du packst auch das.
    Um mich von meinen sinnbildlich schlotternden Knien abzulenken, beschloss ich, Daron erneut einige Fragen zu stellen. Auch wenn ich ihn vielleicht damit nervte – Hauptsache, ich bekam meine Angst in den Griff.
    „Wenn euch dieses Gebäude gehört, ihr aber – wie ich jetzt weiß – nicht in der Versicherungsbranche tätig seid, was befindet sich dann in diesem Hochhaus? Es sind immerhin vierzig Stockwerke, die sicher nicht leer stehen, und in der Garage standen zudem einige dicke Schlitten herum.“
    „Die dicken Schlitten, wie du sie nennst, gehören unseren Angestellten. Auch wenn wir Ewigen selbst nicht auf dem regulären Arbeitsmarkt tätig sind, so benötigen auch wir Geld und Immobilien, um in dieser Welt zu existieren. Unsere Vorfahren haben einst den Grundstein für unseren Reichtum gelegt, in dem sie clever handelten und investierten. Mittlerweile gibt es kaum einen Bereich, in dem wir nicht unser Netz gesponnen haben, seien es Aktienhandel oder andere Bankgeschäfte. Nur in die

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