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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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und dachte mir, ich nutze die Gelegenheit, meinem Cousinchen schnell ein Frühstück vorbeizubringen.“ Dass sie bei dieser Lüge nicht einmal rot wurde, erstaunte mich nicht im Geringsten. Wenn Betty etwas wissen wollte, dann erfuhr sie das auch, egal wie. Mit ihrer Schnüffelnase hätte sie Sherlock Holmes alle Ehre gemacht.
    „Ja, klar, Betty, rein zufällig“, schmunzelte ich und freute mich insgeheim darüber, dass ich mich heute nicht mit einem labberigen Brötchen aus der Kantine begnügen musste.
    „Ach, jetzt sei mal nicht so pingelig“, schmollte sie gespielt. „Sag mir lieber, wer das war. Wie heißt er, wo hast du ihn kennengelernt, und hat er vielleicht einen Bruder, der noch Single ist? Gott, Aline, wo kommt er her, von der Insel der Supermodels?“
    „Betty“, seufzte ich, „es ist ja sehr lieb, dass du dich um mein leibliches Wohlergehen sorgst und mir extra Frühstück bringst. Ich würde dir auch gerne all deine Fragen beantworten, aber leider warten im Büro mindestens zehn wichtige Telefonate auf mich, die keinen Aufschub dulden.“ Gut, dass mit dem „gerne Fragen beantworten“ war dann schon ein bisschen geflunkert, aber ich musste ja auch nicht grundlos unhöflich sein.
    „Ach, komm schon, Aline“, maulte sie und hüpfte wie ein kleines Kind von einem Bein auf das andere, sodass ihre blonden Haare, die an den Enden zu Locken geringelt waren, auf und absprangen. „Lass mich jetzt nicht einfach so hängen. Nicht, nachdem ich ihn gesehen habe. Bitte!“ Dabei formte sie einen so perfekten Schmollmund, dass ich in schallendes Gelächter ausbrach. Die Situation war einfach zu absurd, und irgendwie freute ich mich auch, dass Betty so Anteil an meinem Liebesglück nahm. Es gibt kaum etwas Schöneres als jemanden, der sich ehrlich mit einem freut.
    „Also gut, wir machen einen Deal“, schlug ich vor. „Du fährst mich schnell mit deinem schicken Sportwagen in die Firma, und ich gebe dir auf der Fahrt dorthin einen kleinen Steckbrief des großen Unbekannten.“
    „Abgemacht!“, lachte sie mit strahlenden Augen und dirigierte mich zielstrebig zu ihrem roten Porsche, den sie mal eben schnell in zweiter Reihe geparkt hatte. Nein, nicht nur rot, streichen Sie das. Das Auto war orientrotperlmetallic, wie Betty immer betonte. Ich persönlich fand die Lackierung zwar eine Nummer zu heftig, doch Betty sagte immer, das Leben sei zu kurz für Langeweile.
    Bei diesem Gedanken kam ich ins Grübeln.
    Wenn Betty nur gewusst hätte, wie recht sie damit hatte.
    In diesem Augenblick mehr als jemals zuvor.

32
    Hatte ich gedacht, Betty in den fünfzehn Minuten Fahrt einigermaßen auf Abstand halten zu können, so belehrte mich meine Cousine eines Besseren. Gekonnt stocherte und piekste sie mit ihren Fragen in meinem Gewissen herum wie in einem Nadelkissen, das extra dafür bereit zu stehen schien. Ich nahm es ihr nicht übel. Betty liebte einfach guten Klatsch und Tratsch. Doch ich wusste, ich durfte und konnte ihr nicht zu viel preisgeben, ohne vorher mit Daron abgesprochen zu haben, was in Ordnung war und was nicht. So verriet ich lediglich seinen Vornamen, dass er ein wirklich höflicher Mann aus gutem Hause sei und dass er besonders gut küssen konnte. Einen kleinen Happen musste ich Betty schließlich hinwerfen, damit sie sich damit begnügte.
    Fürs Erste zumindest. Die Rechnung ging auf, und Betty zeigte sich überaus erfreut über mein erfolgreiches Wochenende. Ihre Frage, ob Daron bei mir übernachtet hatte, hatte mich zunächst kalt erwischt, doch erstaunlicherweise war ich souverän genug, allen Ernstes zu behaupten, wir wären nur gemeinsam auf der Couch eingeschlafen. Nicht gerade die eleganteste Flunkerei, aber zum einen war es nicht vollkommen gelogen und zum anderen war mir das schon einmal mit meinem Ex passiert. So bestand keinerlei Gefahr, dass Betty weitere, unangenehme Fragen stellte. Sie begnügte sich mit dieser Erklärung und versäumte es nicht, mir am Ziel angekommen noch verschwörerisch die Hand aufs Knie zu legen, bevor ich aussteigen konnte.
    „Denk dran, egal wie hinreißend dein neuer Lover sein mag – benutze immer einen Gummi. Zumindest bis ihr euch beide habt testen lassen.“
    Na, danke, Frau Doktor.
    Wie alt war ich, fünfzehn?
    Zudem war es für den Hinweis mittlerweile ein wenig spät, und es bestand auch generell keine Notwendigkeit, aber das wusste sie ja nicht. Sie machte sich wirklich Sorgen, und das fand ich schon wieder süß. Egal wie tough Betty sich gab

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