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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zu versöhnen, und er stieg ein.
    Markus sah dem Taxi nach, bis es im Verkehr verschwunden war, dann ging er zu der Frau von der First Atlantic Bank zurück, die immer noch vor der Rezeption wartete.
    »Wo wollen wir uns hinsetzen?«, fragte er. »Vielleicht in die Bar?« Genau in dem Moment erklangen von dort melancholische Klaviertöne. Das Hotel hatte einen Sänger engagiert, der zu den unmöglichsten Tageszeiten bluesige Songs vortrug, die eher als Ruhestörung denn als Musik gelten mussten.
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich glaube, besser nicht. Lassen Sie uns nach oben gehen.«
    »Nach oben?«
    »Sie haben doch hier ein Zimmer, nehme ich an?«
    Ihm wurde warm. Das heißt nicht das, was du jetzt denkst!, mahnte er sich. Denk an Silvio! Riskier jetzt bloß nichts! Er räusperte sich und nickte. »Ja. Klar. Wenn es Ihnen nichts ausmacht …«
    »Ich würde es sogar vorziehen.«
    Sie gingen zum Aufzug, Markus mit einem Gefühl, als bewege er sich durch vermintes Gelände. Verstehe einer die neuen amerikanischen Sitten und Gebräuche! Auf alle Fälle war es zweifellos angebracht, sittsamen Anstand zu halten, also achtete er darauf. Die Uhr über der Rezeption zeigte halb zwölf; ja, um diese Zeit waren die Zimmer auch schon aufgeräumt, normalerweise jedenfalls.
    Der Fahrstuhl kam, die gläsernen Türen glitten geräuschlos zur Seite. Markus bemühte sich um unverfängliche Konversation. »Leben Sie in New York?«
    Sie nickte. »Ja.«
    Ihr Geruch erfüllte die Kabine. Hoffentlich sah sie seine Erregung nicht. Er drehte sich zur Seite, betrachtete die Leuchtziffern der Stockwerksanzeige.
    »Mache ich Sie nervös?«, fragte sie.
    Himmel, was sollte das jetzt? »Nervös? Nein, ich meine … Es ist einfach so, dass ich heute sowieso etwas nervös bin. Aufgeregt, besser gesagt. An einem so entscheidenden Tag auch kein Wunder.«
    »Aber es ist doch gut für Sie gelaufen, oder etwa nicht?«
    »Doch, stimmt.«
    »Ich bin sicher, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    Markus wurde unwohl. »Sie haben sicher Recht. Ähm, sagen Sie … Was genau wollen Sie denn nun mit mir besprechen?«
    Der Aufzug hielt, die Tür öffnete sich.
    »Gleich«, sagte sie lächelnd und trat hinaus.
    Markus folgte ihr. Das war kein Schlafzimmerblick, Mann!, sagte er sich. Vergiss es. VERGIS S E S ! Was du und der kleine Freund in deiner Hose für Anzüglichkeiten haltet, ist einfach nur … was weiß ich, die asiatische Art wahrscheinlich, freundliche Konversation zu machen. Also vergiss jetzt, dass du ein Mann bist und sie eine Frau ist; das hier ist einfach nur Business. Und es geht um ALLE S !
    Sie gingen nebeneinander den Flur entlang, über dicken Teppichboden, der alle Geräusche schluckte, vorbei an endlos vielen gleich aussehenden Türen und ähnlich aussehenden gerahmten Bildern an den Wänden dazwischen. Sie ging, das sah Markus aus den Augenwinkeln, wiegenden Schritts; ihre Hüften bewegten sich aufreizend; er befahl sich, wegzuschauen. Sie wirkte wie jemand, der Urlaub hatte und zur Sauna schlenderte. Musste ein beneidenswerter Job sein, den sie da hatte.
    Markus schloss auf. Ja, das Zimmer war aufgeräumt, das Bett gemacht, und es lagen auch keinerlei vertrauliche Unterlagen herum. »Da wären wir.« Er deutete auf die kleine Sitzgruppe, deren Sessel er zu eng fand. »Das kann ich als Sitzgelegenheit anbieten. Nicht besonders bequem, aber es wird garantiert niemand Klavier spielen.« Er trat an die Minibar. »Was möchten Sie trinken?«
    Sie drückte die Zimmertür hinter sich ins Schloss und sagte: »Danke, nichts.« Sie durchquerte mit raschen Schritten den Raum, drängte sich an ihn und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. »Nicht, wenn wir nur eine halbe Stunde haben.«
    Gegenwart
    D er Raum, in dem die Krankengymnastik statt fand, hatte leere weiße Wände und zwei große Panoramafenster mit Aussicht auf einen der Parkplätze und den Wald, der dahinter begann. Markus fröstelte immer, wenn er hier war, obwohl gut geheizt war.
    Heute waren sie zu fünft, die Krankengymnastin nicht mitgerechnet, die ihnen die Übungen vormachte und sie dabei unentwegt im Auge behielt. Es waren simple Streck- und Dehnübungen, mit den Armen nach oben, nach hinten, die Beine so, dann wieder so – Kinderkram, und es war bestürzend, an wie vielen Stellen es dabei in seinem Körper ziepte und kniff, wie steif seine Gelenke waren und wie rasch seine Muskeln anfingen zu zittern. Als litte er an Schwindsucht.
    Die anderen waren alle älter als

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