Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
er, drei Frauen, zwei davon zu dick, eine schrecklich dünn, und ein Mann mit den Narben schwerer Verbrennungen.
»Herr Pohl!«, rief die Krankengymnastin. »Nicht mit Gewalt. Langsam und mit Gefühl, sehen Sie? So …«
Markus musste sich immer noch bemühen, nicht verräterisch zusammenzuzucken, wenn man ihn bei diesem Namen nannte. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und tat wie geheißen. Verdammt, es fühlte sich an, als seien Teile seines Körpers miteinander verklebt ! Und als müsse man nur einmal kräftig genug an den Klebestellen reißen, um sich wieder davon zu befreien. Aber gut, so war es sicher nicht, also langsam …
Die Krankengymnastin war klein und dunkelhaarig, und als sie eine Rumpfdrehung zur Seite machte, musste Markus an Amy-Lee denken, wie sie sich damals im Hotel zu der Uhr auf dem Nachttisch umgedreht hatte – danach . Er hörte sie noch mit belustigter Stimme sagen: »Na also, gerade mal zwanzig Minuten.« Dann hatte sie sich, nackt und schimmernd vom Schweiß, nach dem Notizblock neben dem Telefon gereckt, eine Telefonnummer aufgeschrieben und gesagt: »Ich bin heute Abend ab, na, sieben Uhr zu Hause. Ruf an, wenn du das fortsetzen willst.«
»Ganz bestimmt«, hatte Markus, dessen Herz immer noch heftig schlug, hervorgestoßen.
Sie war aufgestanden und ins Bad gegangen. Als sie zurückkam, meinte sie, ihren Slip vom Boden auflesend: »Was ist? Ich denke, dein Partner wartet?«
Markus hatte einmal gelesen, das Schlimmste, was ein Mann tun könne, dem ein solches Erlebnis widerfahre, sei, ihr danach die Frage zu stellen: Machst du das öfter? Aber in diesem Moment hatte er sich wirklich beherrschen müssen, das nicht zu fragen.
»… und ganz behutsam – Herr Pohl!«, rief die Krankengymnastin tadelnd. »Wo sind Sie mit Ihren Gedanken? Die Arme so, sehen Sie? Und sanft! Sie müssen behutsam mit sich umgehen. Es bringt nichts, wenn Sie sich überfordern.«
Markus nickte, wiederholte die Bewegung mit mehr Bedacht. »Sanft«, sagte er. »Verstehe.«
Durch die großen Fenster hinter ihr sah man hinab auf den Parkplatz. Dort fuhren gerade ein paar dicke Autos vor, eine regelrechte Kolonne, denen Araber entstiegen. Einige Frauen waren darunter, alle verschleiert bis auf eine hochgewachsene, selbstbewusst wirkende Frau, die ihre Flut dunkler Locken mit einem Kopftuch nur mühsam bändigte. Sie führte einen kleinen Jungen an der Hand.
Markus beobachtete, wie ihnen ein Mann in weißem Kittel entgegentrat und sie begrüßte. Er erkannte das Gesicht von den Klinikprospekten; persönlich getroffen hatte er ihn noch nicht.
Es war Dr. Ernst Rugland, der Chefarzt der Klinik. Der Mann, der Markus’ wahren Namen kannte.
Kapitel 16
Vergangenheit
D ie Verhandlungen mit dem Peak Performance Pool gestalteten sich härter, als Markus erwartet hatte.
Das erste Treffen fand in den Räumen der Kanzlei Campbell & Simmons statt, in einer Bibliothek mit endlosen Reihen roter und grüner Lederrücken, die in wuchtigen Regalen bis zur Decke hoch standen. Durch die Fenster zwischen den Regalen sah man nur auf die dunkelgrün schimmernden Glasfronten benachbarter Wolkenkratzer.
Die erste Forderung war, Block müsse die Methode aufdecken, sobald PPP in das Unternehmen einsteige.
Noch ehe einer der Anwälte etwas darauf erwidern konnte, stand Block auf und hielt etwas hoch, das, wie Markus nach einer Schrecksekunde erkannte, ein Flugticket war. »Wenn das Ihre Bedingung ist, dann sagen Sie es gleich«, rief Block mit scharfer Stimme. »Dann kann ich heute noch nach Hause fliegen. Kein Problem.«
Der Sprecher von PPP hob indigniert die silbernen Augenbrauen. »Bitte verstehen Sie unsere Seite«, sagte er gelassen. »Sie verlangen von uns, in ein Geschäft zu investieren, das von einem einzigen Mann abhängt. Der zudem, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, nicht mehr jung ist. Das können wir nicht tun.«
»Dann lassen Sie es. Es gibt noch andere Investmentgesellschaften.«
»Die werden Ihnen dasselbe sagen.«
»Ich werde denen auch dasselbe sagen: Nehmt es, oder lasst es bleiben.« Block glühte förmlich vor Erbitterung. »Wie Sie ganz richtig bemerkt haben, bin ich ein alter Mann. Ich habe nicht das geringste Problem damit, mein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen, wenn Sie zu dumm sind, zu begreifen, was Ihnen entgeht.«
Eine peinliche Pause entstand. Markus griff nach Blocks Arm und zog ihn wieder auf den Stuhl herunter. Dann räusperte sich einer der Anwälte und schlug vor, diesen Punkt
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