Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
verlangen«, stieß er schließlich hervor. »Da habe ich ja dann in meiner eigenen Firma praktisch nichts mehr zu sagen.«
Der Anwalt, ein untersetzter, stiernackiger Mann mit ungesund geröteter Gesichtsfarbe, wiegte das Haupt. »Nun, eine gewisse Beteiligung an einem Unternehmen ist natürlich die Geschäftsgrundlage einer Private-Equity -Gesellschaft, das ist klar. Aber achtzig Prozent, da haben Sie Recht – das ist indiskutabel. Ein Versuchsballon, wenn Sie so wollen, oder ein Machtspielchen. Das müssen Sie nicht so ernst nehmen. Wir sind im Moment auf dem Basar, und niemand erwartet, dass das erste Angebot akzeptabel ist.« Er zögerte, machte Gesten mit einer Hand, als knete er eine unsichtbare Masse. »Ich … Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Ich möchte Ihnen vorschlagen, dass Sie beide nicht weiter persönlich an den Verhandlungen teilnehmen, sondern hier warten.«
Blocks Kopf ruckte hoch. »Wieso das?«
»Es würde unsere Position stärken«, erklärte der Anwalt. »Das ist nicht ganz leicht zu verstehen, aber sehen Sie: Ich kann aus einer besseren Position heraus verhandeln, wenn ich zu jedem beliebigen Zeitpunkt sagen kann, halt, ich muss erst Sie fragen. Damit gewinnen wir nicht nur Zeit zum Nachdenken, wir stehen auch psychologisch besser da, weil wir auf diese Weise jederzeit die Dynamik anhalten können, die sich in solchen Verhandlungen oft entwickelt.«
Markus nickte Block zu. »Er hat Recht. Ich kenne das aus meiner Zeit im Vertrieb.« Er musste grinsen. »Nur von der anderen Seite.«
Block musterte ihn, dann den Anwalt. Sein Unterkiefer bewegte sich hin und her. »Okay«, sagte er schließlich. »Machen wir es so.«
Das hieß, zu warten. Tatenlos dazusitzen und das Gefühl zu haben, dass sich Minuten zu Stunden dehnten. Die ledergepolsterte Tür anzustarren und sich zu fragen, was dahinter vor sich gehen mochte. Ihr Anwalt, der nun die Möglichkeit hatte, die Verhandlungen zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu unterbrechen, machte keinen Gebrauch davon.
Block begann irgendwann, unruhig auf und ab zu wandern. »Ich weiß nicht«, grummelte er vor sich hin. »Die kochen mich ein. Ich hab’s im Gefühl. Alle kochen mich immer ein. Sie denken sogar, sie haben das Recht dazu, weil sie studiert haben und ich nicht.«
Markus starrte aus dem Fenster, verlor sich in dem sinnverwirrenden Blick auf die gläsernen Fassaden von Wolkenkratzern, in denen sich die gläsernen Fassaden anderer Wolkenkratzer spiegelten. Doch als Block seine Litanei zum dritten Mal abspulte, drehte er sich um und sagte: »Karl, Sie machen sich unnötig Sorgen. Sie allein kennen die Methode. Ohne Sie läuft nichts. Das ist eine unangreifbare Position.«
Block war stehen geblieben, nun starrte er sinnend zu Boden, mit sacht wippendem Kopf.
»Markus«, sagte er nach einer Weile langsam, »was die Methode anbelangt … Ich muss Ihnen da was erklären.«
Markus spürte seinen Mund trocken werden. Und das knotige Gefühl im Bauch war auf einmal auch wieder da. »Nämlich?«
»Die Methode … sie ist noch nicht fertig entwickelt. Nicht ganz. Verstehen Sie, ich habe im Grunde gar nichts dagegen, sie offenzulegen; ich brauche nur erst die Möglichkeit, sie zu Ende zu entwickeln.«
Oh, Scheiße. Das durfte doch nicht wahr sein. »Was heißt das, nicht fertig ?« Markus bemühte sich, nicht zu schreien, obwohl ihm danach zu Mute war.
Block machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich kann Öl finden, das ist keine Frage. Das hab ich bewiesen. Ich find auch Öl, wo andere keines finden, das hab ich auch bewiesen. Und ich werd’s wieder beweisen. Aber es ist noch zu viel Intuition dabei, verstehen Sie? Die wissenschaftlichen Grundlagen sind noch nicht klar genug. Die Formeln, die ich gefunden hab, sind zu ungenau, als dass man jeden x-Beliebigen damit losschicken könnte. Da bleibt noch viel Arbeit zu tun.« Er trat vor Markus hin, sah ihm in die Augen, und da war wieder das Bezwingende in seinem Blick, das er sonst nur vor Publikum hatte, das Prophetische. »Markus, ich werd Sie in das Geheimnis einweihen, wenn wir endlich an die Arbeit gehen können – aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie mir helfen, die Methode fertig zu entwickeln.«
Markus musterte den alten Mann, während er die Panik zu bändigen suchte, die in ihm aufsteigen wollte. Nur jetzt nicht der Fantasie die Zügel schießen lassen. Er hatte beschlossen, sich keine Sorgen zu machen, oder? Sorgen, das brachte nichts. Handeln musste er. Dies war Amerika, so
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