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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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noch Französisch spricht.
   »Sie weigert sich strikt, mir auf Deutsch zu antworten. Ich befürchte, es sind die Folgen unserer Trennung.«
   »Also gut. So gegen sieben Uhr? Ich muss weiter und meine Einkaufsliste abarbeiten. Bis morgen.«

Während ich in der Küche bei lauter Musik das Essen für den kommenden Festtag vorbereite, klopft es laut an die Terrassentür. Tobias steht draußen und zeigt an, dass es eisig kalt ist.
   »Ich habe schon Minuten lang geklingelt, aber du hast mich wohl nicht gehört.«
   »In der letzten Zeit habe ich solchen Spaß daran, laute Musik zu hören. In Hamburg habe ich mir neue CDs gekauft. Die habe ich auf der Fahrt immer auf voller Lautstärke gehört.  
   »Clara besteht darauf, dass ich dir ihren Wunschzettel bringe.« Ich betrachte das bunte Bild, das sie in der Schule gemalt hat. Es zeigt Vater, Mutter, Kind und Kaninchen. Darunter steht auf Französisch Ich wünsche mir, dass meine Mamam wiederkommt . Ihr zieht ja alle Register, denke ich und nehme das Bild, um es zu den anderen an den Kühlschrank zu hängen. Tobias fragt, ob er helfen darf.
   »Es reicht, wenn meine Hände nach Zwiebeln riechen.«
   »Ich mag den Geruch deiner Hände.« Er greift nach meinen Fingern und küsst sie ab.
   »Geh auf Abstand, Tobi! So schnell geht es nicht.«
   »Du weißt, was Clara und ich uns erhoffen. Wie lautet dein Weihnachtswunsch?«
   »Dass du dich ernsthaft mit unseren Problemen auseinandersetzt. Du bist zwar der Mann, der mich glücklich machen kann. Aber wie keinem Anderen gelingt es dir, mir unerträglichen Kummer zu bereiten. Das ständige Auf und Ab will ich nicht mehr. Wir müssen nicht heute Abend darüber sprechen. Aber bevor wir beide ehrlich entscheiden, ob wir überhaupt noch eine Chance haben, ist schonungslose Offenheit nötig.«
   »Ich weiß, was in der Nacht in Nürnberg passiert ist und es tut mir leid. Ich schäme mich so, dass ich dir nicht geglaubt habe. Einfach mit Clara abzuhauen war ein dummer Fehler. Trotzdem! Wie konnte er dich so genau beschreiben. Stimmt es, was er über deine Gefühle, Ängste und Gedanken geschrieben hat?«
   »Ich wusste alles über ihn. Aus seinen Büchern und aus seinen Erzählungen. Auch ich habe ihm Dinge anvertraut, die ich mit dir nicht besprechen konnte. Einfach aus Angst, du würdest mich wieder missverstehen. Ich wollte die kurze Zeit, die wir hatten nicht mit streiten verbringen. Das war auch ein Fehler.«
   »Du kannst mir alles anvertrauen. Es gibt zwischen uns keine Tabuthemen.« Ich verziehe das Gesicht und erinnere ihn an die Geschichten mit seinem Vater und seiner Halbschwester Natascha. Tobis Handy klingelt und unterbricht unser Gespräch. Clara will, dass er nach Hause kommt.
   »Bis morgen Marie. Ich bin froh, dass du wieder da bist und wir angefangen haben, miteinander zu reden.« Er verlässt das Haus auf meinen ausdrücklichen Wunsch ohne Abschiedskuss. Bei lauter Musik backe und koche ich noch bis weit nach Mitternacht.

Am Morgen des Heiligenabends schmücke ich das Wohnzimmer. Die Dekoration fällt deutlich magerer aus, als in den vergangenen Jahren. Sarah und Claire sind die ersten Gäste. Tobi und Clara treffen zeitgleich mit Jean und Carlos ein. Enttäuscht muss Tobias zur Kenntnis nehmen, dass ich im Kreise von Freunden feiern will und nicht wie gehofft nur mit ihm und Tochter. Für die Kleine habe ich eine Extraportion Pasta vorbereitet.
   »Ich esse das, was ihr auch esst. Ich bin doch kein Kleinkind mehr.«
   »Sie hat die deutsche Sprache wiedergefunden«, flüstere ich Tobi zu. Als Natascha mit ihrem Begleiter eintrifft, gebe ich den Startschuss für das große Schlemmen. Verwundert betrachtet Clara die küssenden Pärchen am Tisch. Jean küsst Carlos. Claire busselt Sarah. Natascha klebt an den Lippen ihres Neuen. Nur ihre Eltern sitzen sich gegenüber und pflegen einen nüchternen Umgang.
   »Du musst dich wieder eincremen, Mamam. Dann küsst Papa dich auch!« Sie sorgt für den ersten lauten Lacher am Tisch. Danach plappert sie fröhlich drauf los und lässt die Gäste am Tisch wissen, dass ihr Papa immer das Duschgel von Mamam benutzt, damit er besser an sie denken kann.
   »Clara, nun ist gut. Du wirst hier doch nicht all unsere Geheimnisse ausplaudern.« Ich würde gern mehr hören. Aber die Kleine widmet sich lieber ihren Geschenken. Carlos sorgt für den Degistif. Tobias folgt mir mit zwei Gläsern in die Küche.
  

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