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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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»Frohe Weihnachten und vielen Dank für deine Einladung.« Er zögert nicht lange und küsst mich liebevoll auf den Mund. »Komm lass uns schmusen.«
   »Du weißt wohin das führt. Also besser nicht.« Er nimmt die Abfuhr gelassen hin und setzt sich zurück an den Tisch. Immer wieder spüre ich seine Blicke. Als Clara müde wird, lege ich sie ins Ehebett.
   »Papa holt dich morgen früh wieder ab. Schlaf gut und träume süß, mein Spatz.« Tobias hört uns zu.
   »Du willst mich heute allein in die kalte Nacht raus schicken.«
   »Ja sicher, was hast du erwartet? Bevor du sie morgen früh abholst, kannst du ja beim Bäcker vorbei fahren. Wenn du magst, frühstücken wir zusammen.«
   »Wovor hast du Angst?«
   »Dass wir wieder im Bett landen und alles wieder von vorne los geht.«
   »Was ist falsch daran? Ist dir mal die Idee gekommen, dass die ganzen ungebetenen Kommentare über unser Intimleben von neidischen Beobachtern kommen. Du bist meine Frau und ich liebe und begehre dich. Immer mehr. Ist das so ungewöhnlich?« Ich weiß, dass ich diese Unterhaltung dringend beenden muss, wenn ich an meinem Entschluss der vorläufigen Enthaltsamkeit festhalten will.
   »Sag mir nur eins. Hast du mich überhaupt noch lieb?«, fragt er beim Abschied.
   »Der Kaffee ist um neun Uhr fertig. Für mich bitte nur ein Buttercroissant. Bis morgen und komme gut heim!«

Clara wacht um sieben Uhr auf. Statt wie früher laut aus dem Bett zu springen, kuschelt sie sich bei mir ein und streichelt mein Gesicht.
   »Wie findest du das Geschenk von Papa?« Ich weiß von keinem Geschenk.
   »Papa hat es auf die Kommode gelegt.« Sie steht auf und läuft ins Wohnzimmer. Auf der Kommode liegt kein Paket. Clara sucht das ganze Haus nach dem roten Päckchen mit Schleife ab. Aber sie findet es nicht.
   »Vielleicht war ich nicht brav genug und er hat es wieder mitgenommen.« Ich setze Kaffee auf und bereite warmen Kakao. Unter der Dusche mache ich mich frisch für meinen Bäckerboten und schmunzel, als ich zu meinem Duschgel greife. Ich bin nur mit Unterwäsche bekleidet, als er klingelt. Schnell nehme ich ein Kleid aus dem Schrank und öffne ihm komplett angezogen die Tür. Ein flüchtiger Kuss auf die Wange ist die gegenseitige Begrüßung, bevor Clara ihren Vater fragt, wo denn das Geschenk für ihre Mamam ist. Heimlich will er ins Schlafzimmer gehen, um das rote Päckchen zu holen. Aber Clara und ich folgen ihm leise. Er bückt sich und zieht die quadratische Schachtel unter dem Bett hervor. Amüsiert lache ich ihn aus.
   »Dein Plan ist wohl gestern nicht aufgegangen.«
   »Meine Frau ist schwer versöhnlich und stur wie ein Esel. Aber ich kann warten. Kannst du es auch? Das Geschenk bekommst du nämlich erst heute Abend. Bis dahin lasse ich dich schmoren.« Er weiß genau, wie neugierig ich auf Überraschungen reagiere. Diesmal will er meine Ungeduld in vollen Zügen genießen. In Richtung Tochter sagt er mit erhobenem Zeigefinger: »Hör zu, Plappermäulchen. Solltest du es deiner Mamam verraten, kannst du dir den Wunsch nach einem Hund endgültig aus dem Kopf schlagen.«
   »Ihr führt noch immer Verhandlungen über einen Hund?«
   »Solange wir in einer Wohnung wohnen, erlaubt Papa es nie.« Tobias hat extra für mich in der Confisserie Lamand eingekauft. Er hält das buttrige Croissant in der Hand und lässt mich immer wieder neu abbeißen.
   »Soll ich den Kamin anmachen?«
   »Ich denke, uns ist heiß genug. Lass uns los und einen Spaziergang machen. Am Strand oder ist es dort zu windig?« Ich rufe Clara. Sie soll ins Schlafzimmer kommen und sich anziehen. Als ich ihr die Stümpfe anziehe, flüstere ich leise, ob sie mir nicht doch verraten will, was für ein Geschenk auf mich wartet.
   »Wuff, wuff«, bellt Tobias, der im Türrahmen steht und meine Überredungsversuche grinsend unterbricht.

Mit einer dicken Wolldecke und Tee im Gepäck brechen wir zu einem Strandspaziergang auf. Clara läuft meterweit vor und versucht, flache Steine auf der Wasseroberfläche springen zu lassen, was angesichts der Brandung ein unmögliches Unternehmen ist.
   »Was muss sich ändern, damit du wieder glücklich bist?«, fragt Tobias.
   »Unsere Trennungen bringen mich jedes Mal um. Lieber bleibe ich künftig allein. Ich kann das gut! Ich hab’s probiert!«
   »Und hat es dir gefallen?«
   »Es war nicht so schlecht, wie du es dir vielleicht erhoffst!«

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