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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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sein neues Sport Outfit, das Zubehör und seinen glänzenden Fahrradhelm. Clara reicht mir zwei Zettel von der Schule und sagt, dass ich diese unterschreiben soll. Ich nehme die nasse Wäsche aus der Waschmaschine und stecke sie in den Trockner. Noch genau 10 Minuten Zeit bleibt, bevor ich wieder aufbrechen muss. Ich lege mich im Wohnzimmer flach auf den Rücken, strecke meine Beine hoch an die Wand und versuche, einen Moment zu entspannen. Seitdem mir vom vielen Stehen ständig die Beine schmerzen, unternehme ich täglich diese Übung. Meine kurze Ruhepause wird von Balou stürmisch unterbrochen. Der kleine Golden Retriever Welpe stürzt sich auf meinen Kopf und schleckt mir wild das Ohr ab.
   »Bitte Clara, gehe einen Moment mit dem Hund in den Garten«, bettel ich. Mitleidig kommt Tobias auf mich zu und massierte mir die schmerzenden Waden. Nicht aufhören, denke ich, aber ich muss los. Mit Küsschen und dem Versprechen, ein leckeres Abendessen zuzubereiten, verabschiedet Tobi mich. In meiner Ente fahre ich die Serpentinen im Schnelltempo herunter und komme dennoch nicht rechtzeitig an.
Cecile wartet schon auf ihre straffende Körperpackung.
   »Na, wie viele sind es diese Woche?«, frage ich sie. Die stolze Antwort lautet, dass sie weitere 2 kg verloren hat. Die attraktive Mittvierzigerin ist seit zwei Monaten auf Diät. Sie plant, sich von ihrem untreuen Ehemann nach jahrelanger Dauerhölle zu trennen und ihre Uhr wieder auf Anfang zu stellen. Ihre Mission ist noch geheim. Nur ich weiß davon. Zugegeben, Sebastian ist ein Kotzbrocken, aber dass sie Jahrzehnte lang die Hölle ertragen musste, mag ich ihr nicht abnehmen.
   »Sicherlich willst du dich nicht an die schönen Zeiten erinnern«, sage ich und trage mit einem breiten Pinsel die wärmende Körpermaske auf den Körper der nahtlos gebräunten Pariserin auf. Cecil und Sebastian haben keine Kinder. Gott sei Dank. Der Dauerstreit der beiden hätte keine guten Auswirkungen auf die Entwicklung ihrer Nachkommen. Ich decke meine trennungswillige Kundin mit einem Tuch und einer wärmenden Decke ab und überlasse sie für zwanzig Minuten ihren Mordgelüsten. In Renés Restaurant frage ich, ob er noch eine Tagessuppe für mich hat.
   »Gab es wieder kein Mittagessen bei euch«, lacht er und reicht mir eine Tasse Fischsuppe mit Gemüseeinlage.«
   »Tobi hat heute endlich sein Rad bekommen. Es besteht also Grund zur Hoffnung, dass ich nicht verhungern muss.« Ich bedanke mich mit einem Küsschen, das eigentlich auf seiner Wange landen sollte, aber René dreht seinen Kopf so schnell, dass sich unsere Lippen berühren. Obwohl ich seinen Trick schon kenne, bin ich ihm wieder Mal auf dem Leim gegangen.
   »Dann geht diese Suppe also wieder aufs Haus«. René nickt und bittet mich am Nachmittag ein Ohr aufzuhalten. Er hat neue Musiker und Gruppen eingeladen, die zur Probe spielen sollen. Für die Hauptsaison will er ein neues Musikprogramm anbieten.
   »Und was ist mit Gilbert und Therese?«
   »Die spielen in diesem Sommer nur noch einmal die Woche. Die restlichen Abende haben sie Engagements in Cannes und Menton.« Wenigstens sind sie nicht ganz von der Bühne verschwunden, denke ich. Ohne die beiden würde mir im Sommer etwas fehlen. Schnellen Schrittes laufe ich zurück in den Laden. Die Packung sollte auf Ceciles Körper ihre Wirkung zeigen. Jean hat die letzte fest gebuchte Massage des Tages hinter sich und bettelt mich an, doch bitte schon gehen zu dürfen. Sein Lebensgefährte Carlos ist in der Stadt und er will den Rest des Tages mit ihm verbringen. Weil ich ein Herz für Verliebte habe, lasse ich ihn ziehen. Er ist noch nicht an der nächsten Kreuzung angekommen, als eine Gruppe von zwölf Frauen den Laden betritt. Es sind alles alte Teleshopping Kundinnen aus Thüringen, die im Internet erfahren haben, dass ich dieses Geschäft betreibe. Als Profi kenne ich mich im Umgang mit den Fans aus. Ich berate die Damen in altbekannter Art und Weise, verkaufe meine Mató Pflegeprodukte mit eingehenden Erklärungen und mache einen ansehnlichen Umsatz. Als die Musik zu hören ist, empfehle ich der Reisegruppe, sich nebenan einen Platz zu suchen und einen Kaffee auf meine Kosten zu bestellen. Ich stehe im Türrahmen und lausche den mehr oder weniger talentierten Künstlern. Mit Daumen rauf und Daumen runter signalisiere ich René meine Favoriten. Meine Wahl fällt auf den letzten Solokünstler, der zu instrumental Playback live singt. Er

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