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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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mich ausruhen. Stattdessen flitze ich im Dauerlauf durch den Supermarkt, darf sofort nach meinem Eintreffen mit dem Hund Gassi gehen und auf die Schnelle ein Essen zaubern. Zwischendurch die Wäsche machen und Claras Hausaufgaben kontrollieren. So geht das nicht! Wir haben noch nicht einmal Hauptsaison und ich gehe jetzt schon am Stock.« Ich stelle das Hühnchen in den Ofen und gehe in Claras Zimmer. Mit einem Schwung Kleider und Hosen komme ich zurück.
   »Morgen fahren wir nach Nizza. Du bekommst neue Sachen zum Anziehen.« Ich stelle den Wecker auf 20 Minuten, lege mich aufs Bett und schließe die Augen. Wenig später stellt Tobi den Alarm aus und wirft sich schwungvoll aufs Bett. Er krault meinen Kopf und sagt: »Was hältst du davon, wenn wir Natascha bitten, uns zu helfen. Sie könnte dich im SPA oder uns zu Hause im Haushalt und mit Clara unterstützen. Bestimmt sagt sie gern zu. Du weißt doch, sie ist ständig auf Jobsuche.«
   »Das ist wirklich eine wunderbare Idee«, lobe ich meinen Mann und bedanke mich mit einer warmen Umarmung und einem langen Kuss. Die kurze aber innige Zweisamkeit wird von Clara lautstark mit der Frage unterbrochen, wann es denn nun endlich Essen gibt. Ächzend erhebe ich mich und decke den Tisch. An diesem Tag wird mir wieder deutlich klar, dass ich keine vierzig mehr bin.

Den einzigen freien Nachmittag der Woche verbringt Familie Martin mit Einkaufen. Clara muss von Kopf bis Fuß neu eingekleidet werden. Mit Hund, Kind und einem wenig begeisterten Mann renne ich durch die Abteilung und bringe immer wieder neue Vorschläge, die von Clara kategorisch abgelehnt werden. Tobias wünscht sich die Zeit der Schuluniformen zurück und signalisiert mir, ich soll mir nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen. Ich bin fest entschlossen, wieder das Regiment zu übernehmen.
   »Pass auf, Clara. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir kaufen heute neue Sachen, die du ab morgen auch trägst oder du gehst im Schlafanzug in die Schule. Deine alten Sachen hat die Müllabfuhr heute abgeholt.« Endlich gibt es die Zustimmung für zwei neue Kleider, eine Hose und drei Shirts. Die nächste Woche ist gerettet. Ermattet kommen wir im Dunkeln zurück. Bedächtig neigt Tobias sich aufs Sofa. Ich habe ihn schon mehrmals dabei beobachtet, wie er sich an diesem Tag schmerzverzehrt hinsetzt.
   »Was ist mit dir? Hast du Beschwerden?«
   »Unvorstellbaren Muskelkater. Ich wusste gar nicht, dass ich an diesen Körperstellen überhaupt Muskeln habe.«
   »Nimm ein heißes Bad und eine Magnesium Brausetablette. Das soll helfen.« Er hat auf eine Massage von mir gehofft. Spricht den Gedanken aber nicht aus, wohlwissend wohin das führen kann. Dazu sieht er sich körperlich an diesem Abend nicht in der Lage. Immerhin hat er noch die Kraft ans Telefon zu gehen und mit seiner Halbschwester Natascha zu verhandeln. Er verzieht ungläubig das Gesicht, als er ihren geforderten Stundenlohn hört.
   »Ich biete dir einen Vertrag von 30 Wochenstunden. An einem Abend die Woche passt du unentgeltlich auf Clara auf, damit ich mit Marie etwas unternehmen kann. Wann und wie du eingesetzt wirst, sprichst du direkt mit ihr ab. Keine Zigaretten und kein Alkohol, wenn Clara dabei ist. Und deine Lover triffst du, wenn du frei hast.« Sie werden sich schnell einig.
   »Fernsehen oder Musik?«, will ich wissen. Tobias wählte das ZDF.
   »Na, gut alter Mann«, veralbere ich ihn und kuschel mich an. Während der Nachrichten schlafe ich schon fest. Wie üblich trägt er mich ins Bett und deckt mich zu.

Trotz Muskelkater fährt Tobias wieder mit dem Rad. Ich beäuge seine Ambitionen mit Argusaugen. Dauernd zupft er an seinen ersten grauen Haaren herum. Fragt ständig nach, ob mir aufgefallen ist, dass er sich körperlich verändert hat. Amüsiert über sein Gehabe sage ich zu Sarah: »Ich glaube, Tobi kommt schon in die Midlife Krise.«
   »Sei doch froh, dass er sich beim Radfahren austobt. Andere Männer suchen sich eine Jüngere, um sich zu beweisen.« Mir fällt das Visier runter. Das sollte er sich mal trauen, nach all dem, was wir bereits hinter uns haben. Sarah lädt für den Abend zum Essen ein. Das letzte Treffen bei René ohne Kind und Hund liegt schon mehr als drei Monate zurück. Ich telefoniere mit Natascha. Sie verspricht vorbei zu kommen und sich meinen Einsatzplan geben zu lassen. Eine Entlastung wäre es, wenn sie nachmittags das SPA öffnen würde. Dann stehe ich nicht

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