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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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»Pflück dir selber einen«, rate ich meinem dauergeilen Mann. Ich habe für die Nacht andere Pläne.

Auf der Fahrt mit meiner Ente in den Ort, rufe ich Claire an und frage nach den Schlüsseln für das SPA Nummer Zwei.
   »Stehen im hinteren Raum noch immer die übrig gebliebenen Farbeimer und Rollen rum?« Claire bejaht. An der Tankstelle kaufe ich drei Dosen schwarzen Sprühlack und hole die Eimer mit heller Wandfarbe und die Malerrollen ab. Nach 69 km Autobahnfahrt fahre ich in die Tiefgarage in Cannes. Mit dem Fahrstuhl transportiere ich meine Utensilien in das Erdgeschoss. Es dauert zwei Stunden bis der schwarze Mató Schriftzug von der hohen Wand verschwindet. Genüsslich schüttele ich die Farbdosen und sprühe ein neues, passendes Logo für ihn auf die helle Wand. Tobis Harem No.1 Ich überlege noch, ob ich die Regale leer räumen soll, aber ich finde, meine nächtliche Aktion ist genau die richtige Dosis, um ihm den Kampf anzusagen. Mit meinem Handy mache ich noch ein Foto von meinem Kunstwerk und fahre hoch zufrieden zu René. Er hat das Restaurant schon geschlossen. In seiner Wohnung brennt aber noch Licht. Vorsichtig öffne ich die Tür und horche, ob er Damenbesuch hat. Lachend empfängt er mich. Er liegt mit seinen Kochklamotten bekleidet auf dem Bett und sieht fern.
   »Habt ihr euch versöhnt oder warum strahlst du so?«
   »Besser René, viel besser. Ich habe ihm heute eine Kampfansage gemacht. Aufgeregt ziehe ich mein Handy aus der Tasche und zeige ihm stolz mein Werk. Ich kann mich kaum halten vor Lachen und gackere minutenlang bei der Vorstellung, wie dumm er schauen wird, wenn er es am Morgen das erste Mal sieht.
   »Ich habe wegen meiner Untreue ja selbst schon einiges erlebt, aber mit dir möchte ich keinen Streit haben«, sagt er und lacht über seine explosive Untermieterin.
   »Es geht doch nicht um seine Fingerspiele. Es geht um Clara. Er will sie ins Internat stecken, nur um mich zu bestrafen.«
   »Seit wann bist du so tolerant. Ich dachte immer, du würdest deinen Mann ermorden, wenn er fremd geht.« Ich schaue zu René, der mir mit zwei Fingern zuwinkt.
   »Wie heißt das deutsche Sprichwort? Wie du mir, so ich dir?«
   »Bleib wo du bist!«

Nach zwei doppelten Café noir hole ich den Hund ab und gehe mit ihm am Strand spazieren. Immer wieder blicke ich gespannt auf mein Handy, das nicht klingeln will. Tobi sollte mein Kunstwerk doch schon gesehen haben. Ob er aus Scham, den Laden geschlossen hat? Ich wähle die Nummer in Cannes und lege gleich wieder auf, als sich eine Frauenstimme mit »Mató Beauty & SPA« meldet. Umfirmiert hat er noch nicht, lache ich. Balou hechtet einer Möwe hinterher und springt ins kalte Meer. Er ist bis zum Kopf völlig nass und sandig. Im Haus stelle ich ihn unter die Dusche und rubbel ihm mit mehreren Frotteehandtüchern das Fell wieder trocken. Danach putze ich die Kacheln. Beim Feudeln des Bodens bewege ich mich rückwärts aus dem Badezimmer, als ich an jemanden stoße. Der Schreck steckt mir noch tief in den Gliedern, als ich in Tobis erstauntes Gesicht sehe. Die Situation ist urkomisch, aber ich kann nicht lachen. Ich stottere meine Erklärung von der Möwe und vom völlig nassen Hund zusammen und dass ich sonst nicht heimlich zum Putzen komme. Tobias greift sich mit der Hand ans Kinn und nickt wohlwollend zu meinem wirren Gestammel.
   »Wieso bist du heute nicht in der Drei? Wenn ich gewusst hätte, dass du frei machst, hättest du ja auch mit dem Hund gehen können.«
   »Netter Versuch«, lacht er. Sein breites Grinsen sollte mir als Antwort auf die Frage genügen, ob er sein neues Logo schon gesehen hat.
   »Komm mal her, du alte Zicke. Ich komme gerade von der Post. Ich habe die Anmeldung fürs Internat rückgängig gemacht. Wenn du mehr wissen willst, dann küss mich schnell.« Ich ignoriere seinen Dackelblick, nehme meine Schlüssel und rufe ihm beim Rausgehen zu: »Von Anzugträgern lasse ich mich grundsätzlich nicht küssen. Frohe Ostern.«

Eine Gruppe Russen hat sich zu René in die Küche verzogen und pokert mit hohen Bargeld Beträgen. René bittet mich um Beistand. Er hat einen Drilling mit Königen auf der Hand und hofft, in meinem Beisein, den Pot kassieren zu können. Es liegen rund 3000 Euro in der Tischmitte und ich setze mich dazu, ohne eine Miene zu verziehen. Ich habe schon häufig Texas Holdem gespielt und Steffen früher regelmäßig abgezockt. Bei diesem Blatt wäre ich selbst

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