Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
Vom Netzwerk:
nie mitgegangen. Und ich sollte Recht behalten. Der unsympathische Vadim kassiert den Pot mit einem Flush in Herz bis zum As. René wird ans Telefon gerufen und verlässt den Tisch. Ich will ihm folgen, werde aber von Vadim aufgehalten.
   »Können Sie pokern, Mütterchen? Dann machen Sie für René weiter.« René nickt zustimmend. Mit einem Bigblind von 300 Euro steige ins Spiel ein. Der Russe versucht mich mit seinem eisigen Blick aus der Fassung zu bringen. Allerdings ohne Erfolg. Ich konzentriere mich nur auf die Musik. Mein breites Grinsen verzieht sich weder bei einem guten, noch bei einem schlechten Blatt. Ich kassiere den Pot mit einem Full House. Zwei Russen sind blank und steigen aus. Nun spiele ich nur noch gegen Vadim. Nach vier Runden habe ich ihm das Geld mit einer Straße abgenommen.
  »Danke, Putin. Es war dem Mütterchen ein Vergnügen.« Ich sammele die Scheine vom Tisch und sehe in das verärgerte Gesicht des Verlierers. Es geht ihm nicht um das verlorene Geld. Dass ausgerechnet ich ihn zur Strecke gebracht habe, ist der eigentliche Grund für seine üble Laune. Erhobenen Hauptes stecke ich René das Geld in die Tasche seiner Kochjacke.
   »Lass die Finger von diesen hohen Einsätzen. Die spielen in einer anderen Liga.«

Den schulfreien Karfreitag verbringe ich mit Clara zusammen. Ich habe mir den Schlüssel von der Yacht genommen. Das Boot liegt schon im Hafen und wir machen es uns in der Kajüte gemütlich. Wir lesen uns gegenseitig lustige Kurzgeschichten vor und essen Unmengen an Süßigkeiten. Natascha kommt pünktlich wie verabredet, um sie wieder zu ihrem Vater nach Cannes zu bringen. Sie ist in Begleitung, wie ich durch die Luke erkennen kann. Es ist Timo, der mich mit den Worten begrüßt: »Ihr habt vergessen, dass ich heute komme! Oder war eure Einladung nicht ernst gemeint? Ich war schon bei euch zu Hause und in deinem SPA. Zufällig habe ich Natascha auf der Straße getroffen, sonst würde ich noch immer hier herumirren.« Ich fasse mir beschämt an die Stirn. Ich habe die Einladung tatsächlich vergessen. Mit Küsschen verabschiede ich mich von Clara und Natascha und bitte Timo an Bord. Als die beiden außer Reichweite sind, gestehe ich meine neue Lebenssituation.
   »Ich wohne schon seit ein paar Wochen bei einem Freund. Ins Haus könnte ich dich nur lassen, wenn ich Tobias vorher anrufe. Das möchte ich allerdings nicht. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht sehen und hören muss. Wenn du magst, kannst du auf dem Boot schlafen. Ich hole dich morgen zum Frühstück ab und wir unternehmen etwas zusammen.«
   »Einen Bootstörn?« Gern stimme ich zu. Den Abend verbringen wir in einem italienischen Restaurant. Timo will den Grund unserer Trennung wissen.
   »Weil er sich um 180 Grad gedreht hat. Alles was ich an ihm immer so geliebt habe, ist weg. Er verfolgt jetzt Ziele, die wir stets abgelehnt haben. Er hat regelrechte Allüren bekommen. Geld, Macht und Statussymbole sind ihm jetzt wichtig. Er wirft nur so mit Geld um sich. Nach der Erbschaft ist er zu einem großspurigen Anzugträger geworden.«
   »Anzugträger sind in deinen Augen was genau?«
   »Überhebliche Angeber ohne Bodenhaftung. Stocksteife Spießer und Pedanten, humorlose Rechthaber und Besserwisser und auf Tradition versessene Prinzipienreiter. Na, du weißt schon«, sage ich im aufgebrachten Ton.
   »Ich weiß nur, dass ich mich morgen dringend umziehen muss, um dir zu zeigen, dass ich keinen Stock im Hinterteil habe. Ich bin nämlich auch eher der Hummel Typ, obwohl ich geschäftlich einen Anzug tragen muss.« Timo bestellt noch eine Karaffe Wein und Wasser.
   »Du willst mir nicht weiß machen, dass du dich nach fast acht Jahren von Tobias trennen willst, weil er zu viel Geld ausgibt und jetzt Anzüge trägt. Dass er sich jetzt etwas gönnt, ist doch eine typische Reaktion. Das habe ich auch eine Zeit lang gemacht, nachdem ich die Geschäftsführung übernommen habe. Da konnte ich mir das erste Mal in meinem Leben Dinge leisten, von denen ich vorher nur geträumt hatte. Du tust ja geradeso, als wenn er sein Erbe ins Casino oder ins Bordell tragen würde.«
   »Er braucht nicht ins Bordell zu gehen. Er hat sich gerade ein eigenes eröffnet. In bester Lage auf drei Etagen. Frag nicht weiter. Er soll es dir selber erzählen.« Ich will nicht weiter über Tobi sprechen und frage Timo nach seiner privaten Lage.
   »Wie geht es mit dir und Christina weiter?«
   »Solange sich

Weitere Kostenlose Bücher