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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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rückt seinen Stuhl, um freien Blick in die Küche zu haben. Er beobachtet mich dabei, wie ich dem Koch bei der Arbeit begeistert über die Schulter sehe. Wenn Arnaud, mir einen Löffel zum Kosten herüberreicht und ich genussvoll die Augen schließe, verzieht Tobias das Gesicht.
   »Hm, wunderbar. Das ist einfach göttlich, Arnaud.« Das ist zu viel Lob für seinen Geschmack und er dreht sich wieder um. Meine überschwängliche Begeisterung macht ihn wütend.
   »Nun sieh dir an, wie ungeniert sie mit ihm flirtet«, schimpft er.
   »Mach dich nicht lächerlich. Marie ist nur freundlich. Du kennst doch ihren Enthusiasmus, wenn es ums Kochen geht. War das nicht einer der Gründe, weshalb du dich in sie verliebt hast?« Ellen hat ins Schwarze getroffen und Tobias muss ihr zustimmen.

Die Familie lobt die feinen Gerichte in höchsten Tönen. Nur Clara und Tobias sind der Ansicht, dass mein Boeuf Dijon um Klassen besser schmeckt. Diese Bemerkung im Beisein des neuen Maîtres ist mir äußerst unangenehm. Aber er nimmt es nicht als Majestätsbeleidigung auf, sondern fragt interessiert nach.
   » Ich nenne es Boeuf Dijon. Ein Rinderfilet mit einer Estragon Senfsoße. Mein Geheimnis ist ein Tropfen Lavendelhonig an der Soße.« Ich verspreche, ihn kosten zu lassen, wenn ich es das nächste Mal zubereite. Die Dessert Variationen von Florence überzeugen auch die beiden letzten Kritiker am Tisch. Timo rühmt das Zitronen Mousse mit Orangensalat, als das Beste, das er je gegessen hat. Seine flammenden Blicke an die Meisterin lassen jedoch den Verdacht zu, dass seine Komplimente eher ihr persönlich gelten, als ihren hervorragenden Kreationen. Florence ist eine attraktive Erscheinung. Mit ihrer üppigen Ausstattung stellt sie eher den Typ »Naturschönheit« dar. Ihr makelloser Teint braucht kein Make Up. Ihre schwarzen Naturlocken kommen ohne Haarspray aus. Sie ist das absolute Gegenteil von Christina, der die schmachtenden Blicke ihres Mannes nicht entgehen. Aber Christina ist eine Dame und ignoriert seine Balzerei so lange, bis sich die Gesellschaft von den Stühlen erhebt und sie allein mit ihm ist.
   »Letzte Verwarnung, Timo Winter. Lass deine Gafferei, sonst reise ich sofort ab.« Sie beschwert sich bei mir darüber, dass Timo seit seinem Rückzug aus dem Geschäft, ständig jüngeren Frauen hinterher schielt. Dass er das macht, stört Christina grundsätzlich nicht. Aber sie besteht darauf, dass er es in ihrem Beisein unterlässt.
   »Das ist demütigend und beschämend. Nach über fünfundzwanzig Jahren habe ich mehr Respekt verdient.« Ich stimme ihr zu.

Arnaud und Florence unterschreiben ihren Vertrag und versprechen, am nächsten Tag den Küchendienst zu übernehmen. Ich werde hektisch. Tobias soll endlich aus dem Bistro verschwinden, damit meine geplante Überraschung nicht platzt. Leise flüstere ich Paul ins Ohr, er soll den Wunsch äußern, ins Haus gebracht zu werden. Er ist in meine Pläne eingeweiht und reagiert sofort. Als die Luft endlich rein ist, telefoniere ich kurz und gebe das Startzeichen für die Operation Geburtstagsüberraschung. Timo parkt seinen Wagen direkt vor dem Eingang und holt eine lange Rolle aus seinem Kofferraum. Es ist mir gelungen, Tobias erstes Kunstwerk, das er unter dem Namen Mató gefertigt hat , aufzuspüren. Die Collage, die er vor Jahren unter dem Motto »Legenden« angefertigt hatte, trägt Konterfeis berühmter Soul, Jazz und Rockgrößen. Timo kaufte das Werk einer Galerie in New York ab. Nun soll es den Gastraum des neuen Bistros schmücken. Ich warte auf das Eintreffen von Benjamin. Der befreundete Saxophonist versprach, sich um den Aufbau der Bühne zu kümmern und erklärte sich bereit, für das Geburtstagskind mit weiteren Künstlern zu musizieren. Das Klavier, das ich zuvor mit ihm ausgesucht und gekauft habe, wird pünktlich angeliefert und gestimmt. Ich bin voller Hochspannung. Tobias rechnet mit einer kleinen Feier im Familienkreis. Ich habe eine Big Party geplant, zu der alle Freunde eingeladen wurden.
   »Wenn du noch einmal von einem Vierundvierzigjährigen geküsst werden willst, dann komm schnell her zu mir. Gleich ist es Mitternacht«, lockt er mich ins Bett.
   »Morgen sind wir beide zusammen einhundert Jahre alt«, lache ich.
   »Deine Mutter hat angeboten, sich während der Startphase um Clara zu kümmern. Hat sie es dir schon erzählt?« Ich verziehe das Gesicht. Mir ist die enge Vertrautheit zwischen den beiden

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