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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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aus der Hand und bitte Clara, die Frühblüher nach draußen auf die Terrasse zu bringen. Erst jetzt sehe ich die Allergikerin genauer an.
   »Mein Gott, Thea. Was ist mit deinem Gesicht passiert. Kommt das etwa von den Blumen? Du siehst ja aus, wie nach einer beidseitigen Wurzelbehandlung.«
   »Nein, Marie, lacht der Mann im Rollstuhl. »Thea hat sich wieder unters Messer begeben. Alles für die Schönheit!«
   »Gehen die Schwellungen noch zurück?«
   »Die Schwellungen, wie du sie nennst, sind gewollt. Ich habe mir die Wangen aufpolstern lassen.« Paul lacht so laut und überschwänglich, dass er droht aus dem Rollstuhl zu fallen. Ich kann ihn gerade noch auffangen. Bei der Gelegenheit erhalte ich meinen obligatorischen Kniff in den Po.
   »Paul, du wirst immer frecher. Doch nicht vor den Augen deiner Frau!«
   »Das passiert mit ihrer ausdrücklichen Erlaubnis. Ich darf in schöne Popos kneifen, solange die Frauen nicht jünger sind als sie.« Ich bin geschockt. Soll das etwa heißen, dass ich älter als Thea bin? Frau Schnibbel-Schnibbel-Botox kann man wirklich schlecht schätzen. Aber sollte sie tatsächlich jünger als ich sein, spricht das nicht für ihren Operateur.
   »Was möchtet ihr trinken? Pils oder Wein?« Mit dieser Aufgabe verziehe ich mich an den Kühlschrank und sehe durch das Fenster, Tobias eintreffen. Nach kurzer Begrüßung kommt er zu mir in die Küche.
   »Wie sieht Thea denn aus?«, frotzelt er.
   »Ja, diese Mischung aus Goldhamsterbäckchen, Katzenaugen und Karpfenmund ist schon sehr speziell.« Die Frage nach ihrem tatsächlichen Alter, kann er mir auch nicht beantworten.

Die Familie hat es sich rund um den Kamin gemütlich gemacht. Weil Thea mit übereinander geschlagenen Beinen steif wie eine Wachspuppe auf dem Sessel sitzt und Paul seinen eigenen Stuhl dabei hat, bleibt die große Sofalandschaft für uns Hausbewohner frei. Clara ruft: »Fußmassage!« Wie zwei Synchronschwimmerinnen strecken wir unsere Füße aus. »Aber ohne Kitzeln.« Ich massiere die kleinen Kinderfüße, während sich Tobias um meine Treter kümmert. Ich erzähle von Arnaud und Tobi berichtet von seinem Treffen mit dem Musikagenten.
   »Verbringt ihr eure Abende immer so gemütlich?«, will Paul wissen. Zufrieden betrachtet er das Bild einer glücklichen Familie.
   »Bisher ja. Wie die Abende künftig aussehen werden, will ich mir lieber nicht vorstellen. Aber Marie hat versprochen, jeden Sonntag frei zu machen.«
   »Das spielt sich alles ein, Paul. Dein Sohn macht schon wieder vorher die Pferde scheu. Nicht kitzeln, hab ich doch gesagt!« Nach Clara gehen auch Paul und Thea schlafen. Endlich kann Tobi mich nach dem neuen Koch befragen.
   »Wie alt ist er? Wo kommt er her? Wie sieht er aus?«
   »Er kommt aus Aix und sieht aus wie Richard Gere.«
   »Wie Richard Gere in Pretty Woman oder so, wie er aktuell aussieht?«
   »Ach, Tobi. Was interessiert mich Richard, wenn ich dich habe.«
 
    Timo ist mit dem eigenen Wagen angereist. Mit Christina steht er in der Ankunftshalle am Flughafen Nizza und wartet auf die Maschine aus Hamburg, mit der Sophie und Ellen eintreffen sollen. Die Vier kennen sich nur von Erzählungen. Gesehen haben sie sich noch nie.
   »Du wirst ihn sofort erkennen, Mama. Er sieht aus wie Tobi. Seine Frau Christina leuchtet wie ein Christbaum. Ihr Geschmeide funkelt dir schon auf hundert Meter Entfernung entgegen«, beschreibe ich meinen Schwager und Schwägerin. Sophie nimmt Ellen das Telefon aus der Hand und fordert mich auf, ihr Timos Handynummer zu geben. Sie ist angefressen und wie in letzter Zeit häufiger zu bemerken, gereizt und übellaunig.
   »Ich habe die Winters schon zweimal ausrufen lassen. Wie lange soll ich mir hier noch die Beine in den Bauch stehen? Also, sag an!«
   »0049 170..« Weiter brauche ich nicht anzusagen. Ich kann der lautstarken Begrüßung am anderen Ende der Leitung entnehmen, dass sie sich nun endlich gefunden haben. Eine Stunde später schlagen die Vier im Bistro auf.
     
    Ich habe mehrere kleine Tische zu einer Tafel zusammen gestellt und für ein zweites Frühstück eingekauft. Paul beobachtet seinen Sohn dabei, wie er flink mit mir den Tisch deckt. Anerkennend lobt er, dass wir beide ein toll eingespieltes Team sind. Auch Thea bietet ihre Mithilfe an, allerdings erst, als alles erledigt ist. Die ganze Familie ist sich schnell darüber einig, zuerst einen Kaffee zu trinken, bevor

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