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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Außentreppe herunter.
   »Hallo Ulli. Du bist ja auf die Minute pünktlich.« Ich lotse ihn durch die Hamburger Elbvororte zum Endziel Gesundheitshaus.

Der Kundenparkplatz ist wieder gerammelt voll und ich ärgere mich, dass mein Auftritt nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erfährt. Unbemerkt steige ich aus dem Auto.
   »Parke doch schnell in der Nebenstraße. Ich warte hier auf dich.« Hanna und Karl haben mich schon erblickt.
   »Hübsch siehst du aus, Marie.«
   »Hallo Mama.« Frederik küsst mich zur Begrüßung. Nun nimmt auch Steffen Notiz von seiner Familie und kommt mit der jungen Yogatante auf uns zu.
   »Guten Abend, Frau Spatzi«, werde ich von Judith begrüßt. Die Busenfrau lacht albern. Die ist entweder strohblöd oder schon völlig besoffen, denke ich.
   »Herzlichen Glückwunsch, Steffen.« Ich dibbere darauf, dass Ulli endlich dazu stößt und lächle dem Geburtstagskind nur kurz zu. Einen Kuss bekommt er auf gar keinen Fall.
   »Mein Geschenk für dich«, sage ich kurz und übergebe ihm einen Umschlag.
   »Willst du wieder mit mir auf ein Konzert gehen?«, fragt er schnippisch und öffnet das Kuvert.
   »Ein Seminar Gutschein zum Thema Personalführung!«  Er bricht in lautes Lachen aus.
   »Da kannst du die richtigen Umgangsformen gegenüber weiblichen Mitarbeitern lernen, Spatzi!« Endlich trifft Ulli ein.
   »Da bist du ja. Ich hab dich in der Menschenmenge gar nicht gleich wieder gefunden. Guten Abend, mein Name ist Ulrich Lambert.«
   »Dr. Ullrich Lambert«, verbessere ich ihn stolz und stelle mich demonstrativ noch enger an meinen Begleiter. Wie ernten entsetzte Blicke von den Senior Simons und auch Frederik ist irritiert.
   »Und Sie sind wer?«, will Sohnemann vom Doktor wissen.
   »Ulli ist mein enger Geschäftspartner.« Gespannt warte ich auf Steffens Ausbruch.
   »Guten Abend«, sagt auch Steffen freundlich und gibt Ulli die Hand. »Ich bin Steffen Simon. Wir feiern gleich am Elbstrand meinen Geburtstag. Kommen Sie doch dazu. Es würde mich sehr freuen. Fahren Sie Marie und mir einfach hinterher. Es sind nur zehn Minuten von hier, also bis gleich.« Ich bin komplett verblüfft. Mit dieser Reaktion habe ich nie und nimmer gerechnet. Steffen greift nach meiner Hand und zieht mich bis zur Praxistür hinter sich her.
   »Hör mir genau zu! Ich werde mich zum Fünfzigsten von dir nicht mit einem blöden Gutschein abspeisen lassen. Ich will ab heute alle fünf Punkte von dir. Ich will, dass du an mich denkst. Ich will dass du dich um mich sorgst. Ich will dass du von mir berührt werden willst. Ich will dass du mir glaubst und mir wieder vertraust. Alle fünf, verstehst du? Ich tue das nämlich auch. Ich will endlich wieder mit dir zusammen wohnen. Ich hab mich lange genug von dir bestrafen lassen. Und jetzt komm endlich. Ich will mit meiner Frau feiern!» Ich bin immer noch sprachlos und zähle nach, wie oft er wieder einen Satz mit »Ich« angefangen hat.

Steffen lässt mich nicht wieder los. Er hält meine Hand eine geschlagene halbe Stunde fest umklammert und küsst mich ständig auf die Wange und auf den Mund. Den fremden Menschen stellt er mich, als sein Mädchen vor, mit dem er schon fast 27 Jahre glücklich verheiratet ist. Frederik kommt zu uns herüber.
   »Nadja hat vor einer Stunde das Baby zur Welt gebracht. Es ist ein Mädchen. Ich fahre sofort ins Krankenhaus.« Ulli bietet sich an, den frisch gebackenen Vater zu fahren.
   »Du bist wieder Oma.«
   »Stimmt, Opi. Aber dein Appartement ist für unsere wachsende Familie eindeutig zu klein. Für eine Dauerfrau mit drei Enkelkindern und Hund brauchst du ein größeres Zuhause.

Kein Stadtmensch und kein Landei
    Ich bin kein Stadtmensch. Das wird mir schnell klar. Steffens lila Appartement in der Hamburger Hafencity bringt zwar viele Vorteile für uns als neu verliebtes Ehepaar. Statt wie früher, die Abende gelangweilt vor dem Fernseher zu verbringen, gehen wir ins Kino, ins Theater oder kehren in eine der vielen Pinten im Bezirk ein. Steffen hat nach seinem Arbeitstag im Gesundheitshaus immer etwas Neues zu erzählen. Interessiert höre ich den Ausführungen meines neuen Alten zu. Dennoch vermisse ich das Leben im Grünen. Ein großer Garte n mit freiem Blick in die Natur steht auf meiner Wunschliste. Auf jeden Fall weit weg von notgeilen Nachbarinnen, die ein Auge auf meinen Mann werfen. Der Entschluss, beruflich endlich kürzer zu treten, wird

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