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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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zurück. Irgendwann sollten wir über unsere Scheidung sprechen.« Er lächelt, während er sich und mir nachschenkt.
   »Hast du es gemerkt? Das ist der Wein aus Kerstins und Herberts Vinothek, den wir früher so gerne zusammen getrunken haben. Er ist nicht mehr so frisch und leicht wie vor zwei Jahren, aber immer noch sau gut.« Tobias hat genug gehört. Er kommt in die Küche und sagt: »Komm mit raus und lass uns tanzen!« Grob zieht er mich in den Garten. »Was denkt er sich, so mit dir zu reden. Ich möchte, dass wir sofort gehen.«
   »Beruhige dich, Tobi. Wir werden bleiben. Das ist die Hochzeit meines Sohnes. Du wolltest, dass ich mit Steffen über die Scheidung rede. Wenn du gelauscht hast, wird dir nicht entgangen sein, dass ich das Thema angesprochen habe. Spiel hier nicht den Eifersüchtigen. Dein Benehmen wird mir ja langsam peinlich.« Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und gehe zu den anderen Gästen zurück. Das Fest entwickelt sich für mich zum Spießrutenlauf. Ständig bin ich bemüht, weder mit Steffen noch mit Tobi allein zu sein. Ich begebe mich zu Sophie, die mit Ulli und Mutter Ellen an einem Tisch steht. Es folgen belanglose Gespräche mit Valiums Familienangehörigen, nur um nicht mit Hanna und Karl oder den beiden Kampfhähnen zusammen treffen. Als die Enkelkinder darauf bestehen, von Oma ins Bett gebracht zu werden, verziehe ich mich ins ehemalige Schlafzimmer. Ich erzähle den ihnen noch eine gute Nachtgeschichte. Die Kinder schlafen schon längst tief und fest, als ich wieder zur Feier zurück gehe. Tobias winkt mir zu. Mit betretener Miene sagt er: »Isabelle hat gerade angerufen. Es ist etwas ganz Trauriges ist passiert. Dein Bruno ist gestorben. Belle wollte mit ihm noch eine kurze Runde machen, da fand sie ihn tot auf unserer Terrasse liegend.« Die Nachricht verschlägt mir den Atem. Ich weiß, dass Brunos Zeit dem Ende zu ging, aber trotzdem kommt es jetzt so überraschend, dass ich sofort anfange, zu weinen. Tobias nimmt mich fest in seine Arme, aber er kann mein lautes Schluchzen nicht verhindern. Karl, Hanna, Frederik und Steffen fragen nach, was los ist. Die Nachricht vom Ableben des geliebten Familienhundes nimmt auch ihnen die Feierstimmung. Steffen holt eine Flasche Calvados aus dem Wohnzimmer und schenkt mir einen doppelten Apfelbrand ein. Ich beruhige mich erst nach dem dritten Schnaps. Tobias verzichtet. Er will unbedingt bald aufbrechen und nüchtern mit dem Auto ins Hamburger Hotel fahren. Noch einmal gehe ich ins Haus, um mich frisch zu machen, als Steffen raunzt: »Du Arsch! Hätte es nicht gereicht, ihr morgen davon zu erzählen!« Mein Noch Ehemann folgt mir und fängt mich vor dem Bad ab. Er nimmt mich in seinen Arm. 
   »Ich weiß, wie viel dir dein Schnuffel bedeutet hat. So wie du dich jetzt fühlst, mein Mädchen, so fühle ich mich seitdem du fort bist.«
   »Steffen, jetzt nicht.«
   »Ich werde mich nie von dir scheiden lassen! Bevor du mir keine plausible Erklärung dafür gegeben hast, warum du mir das angetan hast, brauchst du keinen Gedanken daran zu verschwenden!« Ich nehme meine Jacke und verabschiede mich von Frederik und meiner neuen Schwiegertochter. Steffen wartet vor der Haustür und hält meine Handtasche in der Hand.
   »Der Umschlag in deiner Tasche ist von mir. Er enthält das neuste Foto von Clara. Du kennst die Kleine nicht? Sie ist die eineinhalb jährige Tochter deiner großen Liebe Tobias. Du wusstest wirklich nicht, dass Birgit von ihm schwanger war, als ihr beide das Weite gesucht hattet? Für die Fahrt gebe ich dir noch eine Denksportaufgabe mit auf den Weg. Clara wurde am 15. April geboren. Viel Spaß beim Nachrechnen!« Ich stehe unter Schock. Völlig verwirrt steige ich zu Tobias ins Auto und spreche während der Fahrt ins Hotel kein Wort. Als er sich im Bad frisch macht, öffne ich den Umschlag und betrachte das Bild. Das kleine Mädchen ist Tobias wie aus dem Gesicht geschnitten. Ihre dunklen Locken und ihre ausdruckstarken Augen sind offensichtliche Kennzeichen. Erschrocken stecke ich die Fotografie zurück in die Tasche. Obwohl ich mir die größte Mühe gebe, Steffens Denksportaufgabe im Kopf zu lösen, gelingt es mir nicht. Die Ereignisse des Tages und der Hochprozentige haben mich völlig geschafft. Minutenlang schaue ich in Tobias Gesicht. Die Frage, ob er von dem Kind weiß, quält mich noch Stunden lang.
 
    »Marie Schatz, sei nicht so traurig. Wir kaufen einen neuen Schnuffelhund für

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