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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Flasche Wein in der Küche, während er den Stapel Post durchsieht.
   »Der ist für dich«, sagt er und gibt mir einen Brief in die Hand. Der Champagner farbige Umschlag enthält eine Einladungskarte. Frederik und Sabrina laden zu ihrer bevorstehenden Hochzeit ein. Handschriftlich hat Frederik auf der letzten Umschlagseite zugefügt: Wir erwarten dein Kommen . Das ist nicht gut. Mit diesem Zusatz hat mein Sohn deutlich gemacht, dass Tobias nicht erwünscht ist. Ich ärgere mich darüber. Freddy selbst hat es mir untersagt, sich in seine Beziehung zu Sabrina einzumischen und mich zu mehr Toleranz und Akzeptanz aufgefordert. Ich kann seine Neue noch immer nicht leiden. Ich schwöre Stein und Bein darauf, dass diese langweilige Person, während der letzten zwei Jahre keine drei zusammenhängende Sätze mit mir gesprochen hat. Ich fürchte mich vor dem Wiedersehen mit meiner alten Großfamilie. Wie soll ich den Tag ohne Tobias nur durchstehen? Ich nehme die Flasche Wein und verziehe mich auf die Terrasse.
   »Irgendwann wird sich auch dein Sohn damit abfinden«, sagt er, während er meinen Hals küsst. Seine zärtlichen Annäherungsversuche lehne ich das erste Mal seit unserem Zusammensein ab.
   »Jetzt nicht. Ich muss nachdenken«, sage ich forsch und lese die Karte ein weiteres Mal. Tobi hat keine Kinder und war noch nie verheiratet. Er kann die Gefühle, die mich in diesem Moment so sehr beschäftigen, nicht nachvollziehen. Überhaupt, ist er der Meinung, dass ich mir viel zu sehr, über die Belange meiner Ex-Familie Gedanken mache. Ich hingegen bin der festen Überzeugung, man könnte einen Ex-Mann haben, einen Ex-Arbeitgeber, einen Ex-Nachbarn. Aber eine Ex-Familie? Ich spreche dieses Thema nie freiwillig an, denn ich weiß, dass er mich gern heiraten will. Aber dann muss ich die Scheidung von Steffen einreichen. Soweit bin ich noch nicht. Ich hinterließ meinem Noch Ehemann das Bauernhaus auf dem Land. Bis auf drei Koffer mit meinen persönlichen Sachen habe ich alles zurück gelassen. Ich will keinen Streit. Kein Aufrechnen. Keine Schuldzuweisungen. Seit meinem Auszug war ich nicht einmal wieder in Hamburg. Die Tatsache, dass ich auf der Hochzeitsfeier auf Steffen treffen werde, löst sofort wieder einen Hitzewall in mir aus. Am liebsten würde ich mir alle Klamotten vom Leib reißen, um nackt in den Pool zu springen. Das würde Tobias aber als falsches Signal deuten. Ich nehme mir vor, am nächsten Morgen mit meinem Sohn zu telefonieren. Robert und Isabelle winken herüber. Sie kommen von ihrem Abendspaziergang zurück und rufen: »Kommt ihr noch auf einen Schlummertrunk zu uns?« Aber Tobias vertröstet die Nachbarn auf ein anderes Mal. Er hat noch feste Absichten und findet, dass ich jetzt genug Zeit zum Nachdenken hatte.
 
    »Wo wird das Fest denn stattfinden«, will ich von meinem heiratswilligen Sohn wissen.
   »Papa hat angeboten, die Feier im Landhaus auszurichten.« Er weiß genau, dass mir diese Antwort nicht gefällt. Frederik erklärt, dass es rein finanzielle Gründe gab, sich auf Steffens Vorschlag einzulassen. Da er schließlich Unterhalt für drei Kinder zahlen muss, blieb ihm nicht mehr viel Geld übrig, um auf ein großes Hochzeitsfest zu sparen. Warum er denn überhaupt heiratet, will ich wissen.
   »Sabrina bekommt ein Baby.« Kein Geld für die Hochzeit, aber noch ein viertes Kind in die Welt setzen. Na bravo, denke ich und fasse mir ungläubig an den Kopf. Ich ärgere mich, dass ich meinen Sohn überhaupt so früh morgens anrufe. Bisher habe ich alle Hiobsbotschaften, die Frederik und die kleinen Juniors betreffen, immer vor dem Frühstück erhalten, so dass sie mir gründlich auf den Magen schlagen konnten. Frederik erklärt, dass er persönlich nichts gegen das Erscheinen von Tobias hat. In Anbetracht dessen, dass sein Vater die Feier ausrichtet, will er sich aber Steffens Wunsch fügen.
   »Ich bezahle gern das Fest, wenn ihr euch ein nettes Lokal suchen würdet«, biete ich an. Da aber schon alle Gäste eingeladen sind und die Planung abgeschlossen ist, lehnt Frederik mein Angebot ab. Nicht nur, dass ich Steffen wiedersehen werde. Ich muss auch noch in das gemeinsame Haus fahren. Ein freudiges Gesicht für Valium heucheln und Freude über das vierte Enkelkind vortäuschen müssen. Ich krieche zurück ins Bett und lege mich seitlich mit dem Rücken zu Tobias an die äußere Bettkante. Fest ziehe ich die Beine an den Bauch und versuche, mich langsam zu beruhigen.

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