Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
wieder im sterilen Laborraum nach neuen Zusammensetzungen.
»Darf ich dich heute Abend zum Essen ausführen«, fragt Steffen, der mich mit einem Telefonanruf überrumpelt. Ich sage zu und lasse mich gegen 19 Uhr von meinem Noch Ehemann vor der Firma abholen.
»Du bist wieder kreativ, hat Sophie mir verraten«, sagt er, als wir einen freien Tisch finden.
»Du glaubst gar nicht, wie ich es genieße. Es wird eine neue Serie speziell für Schwangere«, lasse ich ihn aufgeregt wissen. Steffen erzählt davon, dass im Gesundheitshaus seit einigen Monaten spezielle Massagen für werdende Mütter angeboten werden. Eine befreundete Physiotherapeutin entwickelte eine besondere Technik, die den Frauen in dieser besonderen Zeit Erleichterung verschafft.
»Klingt ja spannend.« Steffen schlägt ein Treffen zwischen uns beiden vor und ich nehme dankend an. Es kann bestimmt nicht schaden, sich mit einer Praktikerin auszutauschen.
»Wann hast du aufgehört, mich zu lieben«, will er während der Rückfahrt zur Firma wissen.
»Ach, Steffen, lieb hab ich dich immer noch auf meine Weise. Ich habe aufgehört, unser Leben zu mögen. Der Umzug in die Heide war der größte Fehler. Ich konnte dort nicht länger sein.«
»Du hast dich nach all den Jahren mit einem Zweizeiler verabschiedet. War ich dir nicht mehr wert?« Ich schweige, denn ich weiß, dass meine Feigheit keine Rechtfertigung ist.
»Hättest du mich auch verlassen, wenn ich dich damals nicht mit Elke betrogen hätte? Wir waren uns über 25 Jahre treu. Hattest du in der Zeit je über Trennung nachgedacht?«
»Du siehst unsere Ehe durch die rosarote Brille. Unsere Zeiten waren nicht immer so perfekt. Erinnere dich doch, nach Frederiks Auszug hatten wir doch nur nebeneinander her gelebt. Du führtest dein Leben. Ich hatte nur den Beruf im Kopf. Deine Affäre mit Elke hatte uns doch erst wieder wachgerüttelt. Die Zeit danach, als wir getrennt lebten, waren die schönsten Monate mit dir. Ich denke so oft daran zurück. Alles was danach kam, habe ich selber so nicht gewollt. Tobias war keine Retourkutsche für dein Fremdgehen. Du solltest mich besser kennen!« Ich streichle sanft über das Gesicht meines Noch Ehemannes. »Sag mal Steffen, hast du noch Kontakt zu Birgit? Kannst du mir ihre Adresse geben? Tobias hat schon alles versucht, aber sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«
»Tut mir leid. Da kann ich euch nicht weiterhelfen. Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt.«
Die Massagetherapeutin heißt Petra. Sie ist in meinem Alter und erzählt von ihren vielen Zusatzausbildungen und ihrer schwangeren Schwägerin, die sie auf die Idee brachte eine spezielle Technik für Mütter in spe zu entwickeln.
»Gerade kurz vor der Niederkunft brauchen Frauen diese besondere Unterstützung. Eine normale Massage ist in diesen Fällen nämlich tabu. Bei der Entwicklung solltest du unbedingt auf den Duft achten. Schwangere haben einen sehr empfindlichen Geruchssinn. Ein falscher Duft kann nicht nur Übelkeit auslösen, sondern sogar die Wehen fördern«, weiß Petra. Sie fordert mich auf, mich auf eine breite Liege zu legen. Mit einigen Handgriffen verlagerte die Therapeutin mich in eine bequeme Seitenlage.
»Das funktioniert aber auch prima, wenn man nicht schwanger ist.« Petra zeigt mir einige Griffe und tastet dabei meinen Rücken ab.
»Hast du schon lange Probleme mit deinen Lendenwirbeln?« Ich schüttle ahnungslos den Kopf.
»Mein Rücken schmerzt schon seit Jahren.«
»Du solltest dringend deine Rückenmuskulatur stärken«, ist der abschließende Rat der netten Masseurin.
»Endlich bist du wieder da«, ruft Belle mir entgegen. Sie kommt sof ort auf einen Kaffee rüber. »Ich drehe hier durch vor lauter Langeweile, wenn du weg bist«, klagt sie. »Ich erlebe hier rein gar nichts. Robert liest den ganzen Tag Zeitungen und ich sehe fern«, beschwert sie sich. »Oh, wenn du wüsstest, wie ich dich um deinen Beruf beneide.« Ich hatte ohnehin vor, mit ihr zu sprechen. Gern will ich Belle im Sender unterbringen. Ich traue ihr die Aufgaben durchaus zu. Sie wäre eine ideale Kandidatin für die Babybauch Kampagne. Ich reiche ihr einige DVDs, die Tobi regelmäßig von meinen Auftritten aufnimmt und sage: »Schau sie dir an. Wenn du willst, kann ich dir alles Nötige beibringen.« Aufgeregt läuft sie in ihre Villa zurück und sieht sich die Aufzeichnungen an. Den Abend wollen Tobi und ich zusammen mit
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