Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
geleistet«, sagt Sarah. Kein Bild kein Spiegel hängt mehr an der Wand. Zerschlagenes Geschirr, Lampen und zerbrochene Gläser häufen sich auf dem Terrakotta Boden. Die weißen Laken im Schlafzimmer sind mit Rotwein getränkt. Dieser Anblick ängstigt mich am meisten. Es klingelt an der Tür und ich zucke vor Schreck zusammen. Als ich Isabelle erkenne, öffne ich.
»Es tut mir so leid«, sagt meine Nachbarin. »Ich hätte dir gern diesen Anblick erspart, aber Robert meinte, es sei keine gute Idee, hier aufzuräumen. Vielleicht willst du ja die Polizei verständigen.«
»Hauptsache er ist weg.«.
»Heute Morgen hab ich ihn noch am Strand gesehen. Ich habe allerdings gleich die Richtung gewechselt. Pass auf Marie, weg ist er noch lange nicht«, sagt Isabelle mit sorgenvollem Blick. Sarah geht von außen um das Haus und fragt: »Welches Fenster kannst du von deinem Haus am besten einsehen?« Sie schlägt vor, ein Warnzeichen zu verabreden. »Wenn das Licht in der Abstellkammer leuchtet, weißt du, dass hier etwas nicht in Ordnung ist«, sagt sie. Das Telefon klingelt und Isabelle nimmt den Hörer in die Hand. »Allô! Steffen aus Hamburg für dich.« Ich atmete tief durch, denn ich ahne schon, was jetzt kommt. Er fragt mich, ob bei mir alles in Ordnung ist. Nach unserem Essen bekam er einen wütenden Drohanruf. »Ich habe es schon gehört. Rufe die Polizei an, wenn er dich belästigt. Mach dir keine Sorgen um mich, hier ist alles in Ordnung«, lüge ich und lege den Hörer auf.
Sarah nimmt meinen Wagen, um ihre Liebste vom Flughafen abzuholen. »Komm bitte mit. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn du hier allein im Haus bist«, sagt sie. Doch ich bestehe darauf, die neuen Bilder und Spiegel aufzuhängen. Es soll nichts mehr an die Verwüstung von vor fünf Tagen erinnern. Nachdem ich meine Dekorationsarbeiten abgeschlossen habe, beschleicht mich ein komisches Gefühl. Ich war noch nie ganz allein in diesem Haus. Früher hatte ich meinen Schnuffelhund Bruno, der besser als jede Alarmanlage das Haus bewachte. Ich gehe hinaus auf die Terrasse und schaue zum Nachbarhaus hinüber. Die Martels sind nicht zu sehen. Ich setze mich an den Beckenrand des Pools und lasse meine braunen Beine im Chlorwasser baumeln, als ich einen Schatten auf der Wasseroberfläche bemerke.
»Marie«, sagt der Eindringling. Ganz ruhig steige ich aus dem Pool und sehe Tobias an. Er hat getrunken und sein ungepflegtes Äußeres lässt vermuten, dass er die letzten Tage am Strand zugebracht hat.
»Warum? Ich liebe dich doch so!« sagt er mit zittriger Stimme. Ich muss jetzt überlegt handeln. Vor allen Dingen muss ich Zeit schinden.
»Setz dich, Tobi. Ich hole uns etwas zu trinken.« Langsam gehe ich in die Küche und wähle die Nummer meiner Nachbarn und hinterlasse einen kurzen Notruf auf dem AB. »Seit wann nimmst du dieses Teufelszeug?«, frage ich und meine Hände zittern, als ich den Kaffee auf den Tisch stelle.
»Was meinst du?«
»Ich meine das Kokain, das aus dir einen Zombie gemacht hat! Wie soll ich mit einem Mann zusammen leben, der mich ängstigt? Du bist nicht verliebt in mich. Du bist besessen.«
»Stempel mich nicht als Idioten ab. Wenn du dich nicht ständig mit Steffen hinter meinem Rücken treffen würdest, wäre alles in bester Ordnung zwischen uns.«
»Du meinst, dann hättest du nicht das Haus verwüstet, Steffen bedroht, meine Mails gelöscht und mich heimlich observiert?«
»Wie kommst du auf Idee, ich hätte unser Haus verwüstet?« Ich sehe Robert und Isabelle die Auffahrt zu ihrem Haus hinauffahren und werde mutiger. »Ich bin wirklich traurig darüber, wie es zwischen uns gekommen ist. Aber für mich ist es an dieser Stelle vorbei. Ich bitte dich zu gehen und nicht mehr wieder zu kommen.« Tobias bemerkt die herannahenden Nachbarn und geht wortlos durch den Garten hinunter zur Straße.
»Ich fühle mich hier nicht mehr wohl«, klage ich meinen Freundinnen beim Abendessen. »Dieses Haus war mein Traum.«
»Das Haus in der Heide war auch mal dein Traum«, sagt Sarah. »Vielleicht solltest du mal aufhören zu träumen und dir überlegen, was du willst! Du benimmst dich, wie ein verwöhntes Kind! Steffen war dir nicht oft genug zu Hause und ihr hattet nach deinem Geschmack zu wenig Sex. Tobias hing wie eine Klette an dir und hat dir den Verstand weggevögelt. Du willst jetzt als Single leben, hast aber Angst vor dem Alleinsein. Familie willst du auch, aber
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