Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
den USA und UK Residenten in unserem Stammlokal verbringen. Ich freue mich schon auf das Treffen. Phillip, Steve und Jennifer haben schon Platz am Stammtisch genommen und trinken Pastis mit Wasser. Tobias stellt noch einen weiteren Tisch dazu und sagt, dass Robert und Isabelle später noch dazu stoßen wollen. Ich bemerke, dass er sehr müde und abgespannt ist.
»Wir hätten auch zu Hause bleiben können«, sage ich leise zu ihm und küsse ihn zärtlich auf die Wange.
»Ich brauche nur ein wenig Frischluft«, sagt er und geht mit Steve gemeinsam vor die Tür. Als die Schweizer Nachbarn dazu kommen, werden sie von Tobias lautstark empfangen. Robert setzt sich zu mir und fragt, ob alle am Tisch Bouillabaisse vorbestellt haben.
»Lasst uns auf die Rückkehr meiner Liebsten anstoßen«, ruft Tobias lautstark über den Tisch. »Auf das sie mich nicht wieder solange allein lässt«, lacht er laut. »Lasst uns feiern! René, bringe uns noch zwei Flaschen Champagner«, grölt er in den Gastraum. Robert schaut mich fragend an. Tobis auffälliges Benehmen ist meinem Nachbarn also auch aufgefallen.
»Was ist mit dir? Warum benimmst du dich so schrill? Why does he play up so crazy?«, übersetze ich meinem gegenüber sitzenden Tischnachbarn und ernte von Steve ein irres Lachen.
»Sind die beiden auf Koks?«
»Ich fürchte nicht das erste Mal«, antwortet Robert wenig amüsiert. Mir ist der Appetit vergangen. Ich nasche nur ein wenig Fischbrühe und bitte den Kellner, die Rechnung zu bringen.
»Tobias hatte wenig Schlaf. Wir brechen auf«, entschuldige ich uns bei den Bekannten am Tisch.
»Oh ja«, ruft Tobias, »lass uns nach Hause fahren.«
»Bist du verrückt! Wie benimmst du dich denn?«
»Ich bin verrückt nach dir. Lass uns zum Strand fahren und Liebe machen«, bettelt er.
Ich bin außer mir vor Entsetzen und mache die ganze Nacht kein Auge zu. Stundenlang suche das Haus nach dem Kokain ab, finde es aber nicht. Irgendwann gegen Morgen nehme ich seine Kamera vom Tisch und sehe mir die gespeicherten Fotos an. Beim Betrachten der letzten Aufnahmen erschrecke ich. Tobi war mir nach Hamburg gefolgt und fotografierte mich beim Essen mit Steffen. Beim Einsteigen ins Auto. Bei der Ankunft in Blankenese. Er war auch in Berlin. Ich sehe Bilder, die mich beim Verlassen des Senders zeigen. Sarah hatte Recht. Um acht Uhr morgens rufe ich Frederik an und frage, ob er die Hochzeitsbilder noch einmal geschickt hat.
»Gleich nachdem du aufgelegt hattest«, versichert er mir. »Was ist eigentlich mit deinem Lover los?«, will Freddy wissen. »Papa hat mir erzählt, dass er ihn angerufen und übel angepöbelt hat. Tickt er noch sauber?« Ich verspreche, Steffen später anzurufen, um die Sache zu klären.
»Mein Liebling«, begrüßt er mich und umklammerte mich von hinten. Komm wieder ins Bett. Es ist noch so früh.«
»Ich möchte, dass du heute noch mein Haus verlässt!« Fassungslos starrt er mich an.
»Spinnst du?«, fragt er verwundert. Ich schnappe mir meinen mittleren Reisekoffer und gehe zum Taxi, das ich kurz vor seinem Erwachen bestellt hatte.
In Nizza nehme ich einen Direktflug nach München und tauche bei Sarah und Anke unter. Wie konnte ich mich so in diesem Mann getäuscht haben?
»Das ist keine Leidenschaft, das ist krankhafte Obsession. Sein ständiges Verlangen, die Bemühungen, den Kontakt zu meiner Familie zu unterbinden, Drohungen an Steffen. Bestimmt hat er auch die Mails von Frederik gelöscht. Er hat mich in Hamburg und Berlin beschattet! Das ist doch nicht normal!« Ich bin mir sicher, dass das Thema Tobias für mich abgeschlossen ist. Ich rufe Robert Martel an und frage nach, ob mein besitzerergreifender Ex das Haus auch wirklich verlassen hat.
»Seine Sachen sind weg. Aber was du nach deiner Rückkehr vorfinden wirst, wird dich nicht erfreuen. Er hat dir zum Abschied, das halbe Haus verwüstet«, sagt der entrüstete Nachbar. Mir ist ganz mulmig zu Mute. Ich habe schon oft in der Zeitung von durch geknallten Stalkern gelesen. Ob Tobi gewalttätig sein könnte? Gewiss nicht! Trotzdem mag ich nicht allein zurück reisen.
»Würdet ihr mich nach Frankreich begleiten?« Die beiden sehen sich an. Sarah sagt sofort zu. Anke verspricht, nach ihrem Wochenenddienst für drei Tage nachzukommen.
»Ich war so bescheuert«, weine ich, als ich durch das verwüstete Haus schreite.
»Der Irre hat ganze Arbeit
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