Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
Vom Netzwerk:
auszukosten. Ich besorge neue Schlösser und mache mich nach der Rückkehr sofort daran, die alten Zylinder auszutauschen. Robert beobachtet mich von seiner Terrasse aus und bietet seine Hilfe an, aber ich rufe: »Das schaffe ich schon.« Ich versuche das Garagentor zu öffnen. Es klemmt mal wieder. Das ist auch der Grund, weshalb ich das Auto lieber auf dem überdachten Besucherparkplatz abstelle. Ich beschließe, das Schloss zur Garage nach dem Essen auszuwechseln. Die Kinder drängeln. Sie sind enttäuscht, dass sie nicht mehr baden können. Bevor der Streit zwischen den Geschwistern eskaliert, schlage ich vor, sofort zum Strand zu fahren.

Bis auf wenige Residenten ist der helle, flache Sandstrand menschenleer. Ich helfe der kleinen Lillie beim Starten. Als alle Drachen die richtige Flughöhe erreicht haben, gehe ich auf die kleine Gruppe Strandläufer zu und erkenne Phillip, Jennifer und den Kokser Steve. Nachdem wir das obligatorische »How are you?« und »Stormy weather today!« hinter uns gebracht haben, frage ich, ob sie wissen, wo Tobi steckt. Ich nehme Steve mit ernstem Blick ins Visier und will von ihm wissen, seit wann er ihn mit diesem Dreck versorgt. Die ahnungslose Jennifer verzieht sich mit Phillip und überlässt Steve seiner Inquisition. Ich bin selbst verblüfft darüber, wie perfekt ich meine Wut in einer Fremdsprache zum Ausdruck bringen kann. Steve sagte ganz eingeschüchtert: »I really don’t know«. Er weiß angeblich nicht, wo Tobias ist. Er bestreitet, ihm jemals Koks gegeben zu haben. Ich soll mich nicht so haben. Schließlich ist er ein erwachsenen Mann und nicht mein kleiner Sohn. Nachdem Lillies Drachen wiederholt ins Mittelmeer gestürzt ist und sie kurz vor einem tobenden Wutanfall steht, fahren wir zurück ins Haus.
   »Robert und ich fahren morgen zur Kartbahn«, ruft Belle den Jungen zu. »Habt ihr Lust mit zu kommen?« Was für eine Frage? Wenn es überhaupt einen Ersatz für ausgefallenes Poolbaden gibt, dann das. Lillie besteht darauf, auch mitzukommen, auch wenn sie nur zusehen darf. Belle kommt auf einen Plausch vorbei. Wir sitzen im Wohnzimmer, denn der Wind hat sich zu einem leichten Sturm entwickelt. »Wie ich dich um deine Kinder beneide. Mein Leben mit Robert ist von außen betrachtet paradiesisch, aber leider ohne Kinder. Gott sei Dank habe ich durch dich jetzt wieder einen Job.«

Ich säubere den Pool und sammele Blätter und kleine Äste aus dem Wasser, als sich die Enkel aufgeregt von mir verabschieden. »In spätestens drei Stunden sind wir zurück«, ruft Belle aus dem geöffneten Autofenster. Aber nur wenn du statt Robert fährst, denke ich und amüsiere mich über den Schritttempo Fahrer. Ich habe schon drei große Säcke Laub und Gartenabfälle zusammen getragen und gehe in Richtung Garage, um sie dort abzustellen. Mit einem Ruck versuche ich das Tor zu öffnen. Aber es gelingt mir wieder nicht. Stattdessen durchfährt mich ein unbeschreiblich starker Schmerz im Rücken und ich falle schreiend zu Boden. Ich wimmere und atme schwer. Ich kann die Beine nicht mehr bewegen. Zu rufen, macht wenig Sinn. Die einzigen Nachbarn sind mit meinen Enkeln unterwegs und werden frühestens in zwei Stunden zurück erwartet. Ich liege auf dem kalten Steinboden und versuche die Treppe zum Haus hinauf zu robben. Aber meine Kräfte lassen schon auf der ersten Stufe nach. Um die Schmerzen ertragen zu können, probiere ich es mit einer gezielten Atemtechnik, die Steffen mir einst gezeigt hatte. Ich liege schon eine volle Stunde bewegungslos auf der Treppe, als ich leise Schritte auf dem losen Kies höre. »Hallo«, rufe ich, »ich brauche Hilfe!« Die Schritte werden schneller und ich erkenne Tobias Stimme, der aufgeregt ruft: »Was ist mit dir? Bist du verletzt?«
   »Rufe einen Arzt! Ich glaub ich hab mir das Kreuz gebrochen.« Tobias versucht mir aufzuhelfen, aber meine lauten Schmerzschreie halten ihn sofort wieder ab. Er rennt ins Haus und kommt mit einer Decke und einem Kissen wieder zurück.
   »Die Ambulanz kommt gleich. Was ist passiert?« Ich bin zu erschöpft, um ihm zu antworten. Ich höre die Sirene und erkläre kurz darauf den Sanitätern in gebrochenem Französisch die Art meiner Schmerzen. Ich bekomme ein starkes Schmerzmittel und werde gerade in dem Moment auf der Trage liegend in den Krankenwagen verbracht, als Robert mit den Kindern vom Ausflug zurück kommt. Belle stürzt auf mich zu.
   »Was hat er dir angetan?«
   »Nichts hat Tobi getan.

Weitere Kostenlose Bücher