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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Sachen Zusammenarbeit völlig berechtigt waren. Er verspricht, künftig qualifiziertere Partner einzustellen. Ich weiß, dass das nicht der einzige Grund sein kann.
   »Das hätten Sie auch mit einem Strauß Blumen und einer Karte erledigen können.« Clausen lächelt und sagt: »Ihnen kann man nichts vormachen, oder? Ich möchte mit Ihnen über den neuen Vertrag sprechen. Bisher haben sie noch keine weiterführende Vereinbarung unterzeichnet. Es sind nur noch sechs Wochen bis Silvester. Ein bisschen Planungssicherheit werden Sie mir trotz ihrer Verärgerung doch zu gestehen.« Rhetorisch geschickt, stelle ich fest. Aber das kann ich auch.
   »Bisher liegt mir auch noch kein besseres Angebot von Ihnen vor«, lache ich zurück. Tobias kommt aus seiner Schmollecke und begrüßt den Gast.
   »Marie und ich sind im Ort zum Essen verabredet. Möchten Sie uns begleiten?« Ich bin nicht begeistert über diesen Vorschlag und sage: »Herr Clausen ist rein geschäftlich hier. Wir wollen das doch nicht vermischen, oder? Wenn es so eilig ist, sollten wir morgen Vormittag ausführlich miteinander verhandeln. Sie dürfen mich gern ab zehn Uhr wieder aufsuchen.« Ich stehe auf und signalisiere das Ende der Unterhaltung.
   »Warum warst du so unfreundlich?«
   »Weil du mir vor Stunden die Laune versaut hast.« Ich gehe noch einmal ins Bad, um mich für das Treffen richtig zurechtzumachen. An diesem Abend bin ich keine aufmerksame Gesprächspartnerin. Ob Tobias, Clausen oder die trübe Novemberstimmung der Grund für meine üble Laune ist, weiß ich selber nicht. Ich trinke den ganzen Abend nur Wasser und berichtete Belle vom hohen Besuch aus Berlin. Als Tobias und ich ins Bett gehen, lenke ich ein.
   »Es tut mir leid, Tobi. Ich hab dich so lieb und wollte dich nicht verletzen.«
   »Es tut mir auch leid. Es war dumm von mir.«

Tobi beschließt, während der Besprechung mit Clausen an den Strand zu fahren und die Wellen zu fotografieren. Er nimmt die Kamera, das Surfbrett und seinen Rucksack und verabschiedet sich mit einem langen Kuss an der Haustür von mir. Ich sehe Clausen bereits vorfahren und bleibe im Türrahmen stehen, um meinen Geschäftspartner diesmal freundlicher zu begrüßen.
   »Ihr Mann surft bei diesem Wellengang?«, fragt Clausen sichtlich beeindruck.
   »Ja, er ist verrückt. Das muss ein Mann auch sein, der es an meiner Seite aushält.« Clausen will gleich zur Sache kommen, aber ich frage ihn zuerst, ob er ein gutes Frühstück hatte. Ich weiß, dass außerhalb der Saison kein großes Angebot besteht. Ohne seine Antwort abzuwarten, bereite ich Rühreier zu, schneide Scheiben von der großen Salami ab und reiche meinem Gast Baguette und Butter. Mir selbst schenke ich einen großen Becher Kaffee ein und setze mich zu ihm an den Tisch.
   »Widerstand ist wohl zwecklos?«, fragt er und greift zu.
   »Ich bin mir nicht sicher, ob ich im nächsten Jahr noch selbst auftreten möchte«, beginne ich.
   »Das Thema mit dem Alter hatten wir doch wohl schon Tisch«, sagt er. Ich erzähle von Tobias Kunst und zeige Clausen die Collage.
   »Nach fünf Jahren hätte ich gern eine schöpferische Pause. Eigentlich bin ich ein kreativer Mensch. Verkaufen und verhandeln kann ich, aber ich will es nicht mehr. Meine Position ist komfortabel. Ich muss es nicht mehr wegen des Geldes tun. Mein Mann und ich haben hier alles, was wir brauchen. Können Sie das verstehen?« Clausen versteht nicht. Er will mich nicht ziehen lassen und versucht es mit der Kompromiss Strategie.
   »Wenn Sie nur noch alle acht Wochen zu uns kommen. Ihre Pflege ist ohne Sie nicht zu verkaufen. Belle ist das beste Beispiel. Da haben Sie den Beweis, dass Jugend nicht gleich Erfolg ist«, sagt er. Er zieht einen Stapel Unterlagen aus seiner Mappe und erklärt, dass sein Angebot nicht weiter verhandelbar ist.
   »Bedenken Sie bei ihrer Entscheidung, dass Sie nicht nur für sich, sondern auch die Verantwortung für viele Mitarbeiter tragen«, sagt er. Damit hatte er mich. Ich greife mir seinen Füllhalter und unterschreibe die neue Vereinbarung. Verblüfft schaut er mich an.
   »Sie sind wirklich ein ganz besonderes Exemplar«, lacht er und räumt die Papiere zusammen. Ich begleite ihn noch bis an den Wagen.  
   »Würden Sie noch mit mir zu Mittag essen?« Ich sehe auf die Uhr und sage zu.
   »Lassen sie uns nur rasch am Strand vorbei fahren. Ich möchte meinem Mann noch Bescheid geben.«

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