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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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spricht mit Anna die Reihenfolge der Bilder durch. Wieder zu Hause, tigert er ständig auf der Terrasse auf und ab.
   »Du machst mich ganz nervös. Setz dich doch mal einen Moment hin.« Wir trinken ein Glas Wein, aber er kommt nicht zur Ruhe. Ich beschließe, ohne ihn schlafen zu gehen.

Die Galerie ist gut besucht. Neben den bekannten Gesichtern unserer Freunde sind auch viele Stammkunden anwesend. Pascal Frombert begrüßt mich und den Künstler und entführt ihn auch gleich. Erklären muss Tobi seine Werke nicht. Die Frage, wie er auf die geniale Idee gekommen ist, muss er allerdings ständig wiederholen. Am Abend werden drei Bilder verkauft und zwei reserviert. Ein sehr beachtliches Ergebnis, wie Pascal zufrieden feststellt. Auf der Rückfahrt erzähle ich ihm von den Bauplänen.
   »Ein Atelier nur für dich. Im Winter kannst du ohnehin nicht in der Garage arbeiten. Da ist es viel zu kalt.« Tobias ist noch völlig beschwipst von seinem Erfolg und küsst mich leidenschaftlich. Er strahlt und sein Blick ist so selig, dass ich erschrecke. Genauso wurde ich einst von Steffen angesehen, als er die Eröffnung seiner Praxis im Gesundheitshaus feierte. Wieso denke ich in diesem Moment an Steffen? Ob Tobias der Erfolg auch zu Kopf steigt? In seiner Endphase hatte er kaum Zeit für mich und gemeinsame Unternehmungen. Vor der Ausstellung war er kaum ansprechbar.
   »Was überlegst du, Liebes?«, fragt mich der neue Stern am Künstlerhimmel. Ich schüttle nur den Kopf und bitte darum, ganz fest von ihm in den Arm genommen zu werden. Meine Befürchtungen sind völlig unbegründet, wie sich wenige Minuten später herausstellt.

Belle klopft nur leise an die Haustür. Sie hat wie schon so oft morgens nach ihrem Strandlauf, frisches Baguette und Croissants für uns mitgebracht.
   »Komm rein. Der Kaffee ist schon fertig.«
   »Robert schläft auch noch«, sagt die Frühaufsteherin und geht mit mir die Küche zum gemeinsamen Frühstück.
   »Die haben den Sander gefeuert«, weiß Belle. Sie kam am Vorabend mit der Spätmaschine aus Berlin, nach dem sie drei mittelprächtige Verkaufssendungen absolvierte.
   »Meine Umsätze sind rückläufig«, beichtet sie mir.
   »Clausen hat Beauty jetzt zur Chefsache erklärt, bis ein adäquater Ersatz für die Bereichsleitung gefunden ist. Wusstest du das?« Ich wusste es nicht. Ich habe auf seine Mails nicht reagiert. Er bat mich mehrfach um Rückruf, aber ich will ihn schmoren lassen.

Stolz präsentiere ich Tobias die Grundrisse und die drei Ansichten der geplanten Hauserweiterung.
   »Ich will das nicht, Marie. Ich bin nicht Steffen!«, schimpft er und schaut mich verärgert an. »Wenn ich ein Atelier für die Wintermonate brauche, dann miete ich mir eins. Ich bin nicht mit dir zusammen, damit du mich versorgst. Du brauchst mir keine Stätte der Arbeit zu bauen. Bisher habe ich dir als freischaffender Fotograf genügt. Jetzt nicht mehr?« Ich bin schockiert. Wie kann er mir so etwas unterstellen? Das Letzte, was ich beabsichtigte, war, ihn zu verletzten. Gekränkt ziehen wir beide uns zurück. Ich schmolle schon zwei Stunden auf dem Sofa, als es an der Tür klingelt.
   »Dann kommt der Berg halt zum Propheten«, begrüßt Clausen mich. Ich bitte ihn ins Haus und schäme mich für meinen Aufzug. So leger und ungeschminkt, würde ich freiwillig niemanden geschäftlich empfangen. Ich brauche zehn Minuten um halbwegs passabel auszusehen.
   »Was führt Sie zu mir?«
   »Ist das die hochgepriesene Gastfreundschaft im Süden? Ich habe gehofft, Sie würden mir nach der langen Fahrt ein Glas Wein anbieten.« In Jeans und Pulli sieht er gar nicht mehr so spießig aus, finde ich und gehe in die Küche, um Wein und Gläser zu holen.
   »Schön haben Sie es hier«, sagt er.
   »Sie sind nicht gekommen, um sich mein Haus anzusehen? Es steht nicht zum Verkauf. Also raus mit der Sprache. Was ist der Grund?«, frage ich meinen einzigen Auftraggeber.
   »Sie sind ja immer noch böse mit mir. Für so ein nachtragendes Mädchen habe ich sie gar nicht gehalten«, lacht Clausen und prostet mir zu. Ich überhöre das Mädchen. Mir ist nicht nach Plänkeleien zu Mute und über seinen unangemeldeten Überfall bin ich ohnehin nicht besonders erfreut. Ich schaue meinen ungebetenen Besucher an und mache eine Bewegung, die ihn zum Reden auffordert.
   »Ich bin gekommen, um mich bei Ihnen zu bedanken«, sagt er. Er gibt zu, dass meine Einwände in

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