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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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den Katalog und die neue Internetseite von mir freigegeben. Als das Telefon klingelt sage ich belustigt: »Das ist bestimmt wieder dein Mann, der dich vermisst.« Es wird bereits zur Gewohnheit, das Robert nach wenigen Minuten anruft und mich bittet, Isabelle nach Hause zu schicken. Aber es ist nicht Robert, sondern Nane, eine Freundin aus alten Jugendzeiten, die mich als ihre ehemalige Trauzeugin zu ihrer anstehenden Silberhochzeit einlädt.
   »Stimmt, es ist wirklich viel Zeit vergangen und in der Zwischenzeit ist so einiges passiert. Ich würde mich auch gern mal wieder mit dir ausquatschen. Was hältst du davon, mich für ein paar Tage zu besuchen?« Meine Freundin lässt sich schnell überreden.

Nane

Nane lässt kaltes Wasser über ein Taschentuch laufen, um es sich dann an die Stirn und den Nacken zu pressen. Sie empfindet die Hitze unerträglich. Wie man freiwillig im Süden leben kann, ist ihr ein Rätsel. Wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen. Der Kontakt riss ganz ab, als ich mich entschied, mit Tobi abzuhauen. Als Nane von Steffen über meine Flucht informiert wurde, soll sie gesagt haben: »Oh klasse! Endlich mal eine Frau, sie sich traut und nicht nur nächtelang davon träumt.« Sie bewundert mich für meinen Mut. In der Drehtür klingelt ihr Telefon. »Ich sehe dich«, rufe ich und winke ihr aus dem offenen Wagen zu. Als sie ihren alten Koffer auf den Rücksitz wuchtet, lache ich laut los.
   »Ist der antik?« frage ich meine verschwitzte Freundin.
   »Ja, den hatte ich schon mit auf Hochzeitsreise«, sagt sie und muss mit lachen. Der Reisekoffer war ein Geschenk ihrer Tante zur Hochzeit. Er wurde aber meist nur zum Verstauen von Wintersachen im Sommer und Sommersachen im Winter benutzt. Auf Reisen ging der Koffer genauso selten wie sie während ihrer fast fünfundzwanzigjährigen Ehe. Selbst anlässlich der bevorstehenden Silberhochzeit hat ihr Mann Norbert keinen Trip geplant. Er ist Mitbegründer einer Firma, die Computerspiele entwickelt. Aus beruflichen Gründen ist er ständig auf Achse und möchte seine private Zeit lieber zu Hause verbringen. Das ist nicht etwa seine große Villa in der Hamburger Vorstadt, sondern er meint damit seine Firma und seinen heiß geliebten Tennisplatz.
   »Das Verdeck machst du aber zu. Ich bin so verschwitzt, dass ich mir gleich einen steifen Nacken hole.« In Hamburg fährt Nane auch ein Cabriolet. Das Verdeck bleibt jedoch stets geschlossen. Sie wollte diesen Wagen gar nicht, aber Norbert meinte, dass sie ein standesgemäßes Fahrzeug braucht. Jahrelang wehrte sie sich gegen seine Schickimicki Allüren. »Ich brauche einen Viersitzer«, erklärte sie ihm ständig. »Wie soll ich sonst die Kinder fahren?« Aber seitdem ihre beiden Töchter in den USA studierten, hatte sie kein Argument mehr. Lieber hätte sie einen Aufsitzrasenmäher bekommen. Denn die Pflege ihres 2000 qm großen Gartens nimmt ihre ganze Zeit in Anspruch.
   »Ich habe jetzt einen Gärtner«, sage ich, »seitdem ich wieder allein lebe, gönne ich mir diesen Luxus.« Nane kommt mit der Absicht, fünf Tage bei mir in Südfrankreich zu bleiben. Norbert weiß nichts von ihrem Ausflug an die Côte d’Azur. Sie hat ihm gesagt, sie würde sich auf seinen Wunsch hin in einer Klinik erkundigen, was es kosten würde, ihren Körper wieder auf vierzig trimmen zu lassen. Fettabsaugen, Brustimplantate und Augenlid Korrektur hat der Mann ihr aufgetragen.
   »Das hat er nicht wirklich gesagt, oder?« Ich empöre mich über diese unfassbar verletzende Aussage und mustere sie von oben bis unten. Ein bisschen mehr Chic und eine neue Frisur kann sie gebrauchen. Aber mehr auch nicht! Für meinen Geschmack kleidet Nane sich zu bieder und altbackend. Aber das ist nur eine Frage des Stylings und vor allen Dingen der Lebenseinstellung. Letztere kann ich gar nicht gut heißen.
   »Du bist ja auch finanziell unabhängig. Ich muss um jeden Euro betteln. Ich hab noch nicht einmal ein eigenes Konto«, beklagt sie sich. Ich gehe Schwimmen. Täglich versuche ich meine Bahnen zu ziehen. Das sind meine liebsten dreißig Minuten am Tag. Während dieser Übungen kann ich komplett abschalten. Keine Gedanken an das Geschäft. Keine Gedanken an meinen Noch Ehemann. Und vor allem keine Gedanken an meine große, enttäuschte Liebe Tobias. Ich wickele mich in ein Handtuch und stelle gekühlten Wein und Wasser auf den Tisch. Nane greift zum Wein und leert ihr Glas in einem Zug.
   »Ich möchte mit

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