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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Geschichte mit ihm bitte nicht so wichtig!«
   »Er will mich heute wiedersehen. Wir beide sollen abends zum Essen kommen. Nach Ladenschluss werden wir unsere Strandspiele wiederholen.« Sie ist von ihrer Idee nicht abzubringen. Angesichts der Einladung zum Abendessen kann ich mir den Großeinkauf ersparen. Den Tag genießen wir bei Wasser und Wein in der Sonne. Nane trinkt Wein. Sie leert ihr Glas in großen Schlucken. Sie scheint in Übung zu sein, denn der Genuss des Rebensaftes zeigt keine auffallende Wirkung bei ihr. Abends gehen wir gemeinsam ins Restaurant. Ich nehme eine Seezunge ohne Beilagen und trinke eine Weißweinschorle. Nane wählt wieder das große Menü und erfreut sich an der vorzüglichen mediterranen Küche.
   »Ich esse für mein Leben gern«, lacht sie in die internationale Runde.
   »Das mochte Marie früher auch. Jetzt bestraft sie sich und mich mit Wasser und Fisch und wird immer dünner. Aber selbst, wenn du nur noch Haut und Knochen bist, werde ich dich lieb haben«, sagt Tobias und gibt mir vor allen Beteiligten einen Kuss auf den Mund. Ich lächle gekünstelt und würde ihm am liebsten das Fischmesser in den Bauch rammen.
   »Meine Marie war eine warmherzige Frau. Mit Witz, Charme, Humor, Lebenslust und ungebrochener Leidenschaft. Jetzt ist sie schlank und dauerböse«, sagt Tobias und erntet Lacher der deutschsprachigen Gäste.
   »Vielleicht hättest du sie nicht so verletzten dürfen. Manchmal hilft es, die Schuld bei sich zu suchen. Wenn es dir ernst wäre, würdest du hier keine Sprüche klopfen, sondern Taten sprechen lassen.« Das ist Nanes Generalprobe. Genau das, will sie ihrem Ehemann nach ihrer Rückkehr auch sagen.

Die letzten beiden Abende überlasse ich meiner Freundin den Wagen. Für mich sind die Abendessen bei René nach Tobias Auftritt gestrichen. Unfassbar, wie dreist er sich in der Öffentlichkeit benimmt. Nane fängt sich zum Abschied einen dicken Knutschfleck ein. Aber sie ist entspannt. Norbert würde ihn nicht entdecken. Solange ihre Brüste nicht silikonverstärkt sind, hat er kein Interesse an ihrer Büste.

Nane und ich fliegen gemeinsam von Nizza nach Hamburg. »Diese fünf Tage bei dir, waren die schönsten, an die ich mich seit langer Zeit erinnern kann«, sagt sie. Gleich nach dem Fest will sie mit Norbert sprechen. Auch ihr Leben soll sich schlagartig ändern. Sie ist nun bereit, die Stelle als seine Haushälterin zu kündigen und findet, dass ihr nach fünfundzwanzig Jahren mehr zusteht, als abgezähltes Haushaltsgeld. Sie will künftig auf Urlaubsreisen bestehen. Gern auch ohne Mann. Ein eigenes Konto steht auch auf ihrer Forderungsliste. Voller Tatendrang besteigt Nane ein Taxi und winkt mir mit den Worten zu: »Wir sehen uns morgen.«

Nicht in bester Lage, aber nahe seiner Gesundheitspraxis, liegt Steffens Drei Zimmer Wohnung. Die einzige Frage, die ihn wirklich interessiert, ist die nach meinem Status.
   »Ich bin noch Single, Steffen.« Ich übernachte bei ihm und schlafe in seinem Bett. Nach Jahren, gebe ich ihm das erste Mal wieder nach.
   »Es war nur Sex! Mach bitte keine große Sache daraus«, sage ich und küsse ihn auf die Stirn. Danach drehe ich mich von ihm ab und bereue zutiefst, denn ich weiß, dass er das anders sieht.

Steffen macht das Frühstück und kocht grünen Tee. Seitdem er als selbstständiger Heilpraktiker arbeitet, trinkt er gar keinen Kaffee mehr. Ich schon. Ich bin unausstehlich, wenn ich meinen Morgenkaffee nicht bekomme.
   »Du bietest mir doch nicht wirklich deine grüne Plörre zum Frühstück an«, schimpfe ich. Steffen lacht. Er liebt es, mich wütend zu machen. Er öffnet eine Schranktür und zeigt mir stolz seine neue Errungenschaft. Mit den Worten, »Nur für dich«, präsentiert er seine nagelneue, italienische Kaffeemaschine.
   »Espresso, du kleiner Kaffee Junkie?«
   »Einen Doppelten ohne Zucker, bitte.« Ich bin gerührt und während ich meinen doppelten Schwarzen trinke, denke ich darüber nach, wie Steffen und ich unsere eigene Silberhochzeit feierten.
   »Da waren wir und unsere Gäste noch knackig«, sage ich mit Blick auf meinen Noch Ehemann.
   »Du warst dreiundvierzig und ich achtundvierzig. Wenn ich dich so ansehe, finde ich, dass du dich super gehalten hast. Für meinen Geschmack bist du jetzt zu dünn. Aber wenn es dich glücklich macht«, sagt er und will sich zum Dank für sein nettes Kompliment einen Kuss abholen. Ich lasse ihn ungeküsst stehen

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