Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
und fahre in schnellem Tempo zurück zum Haus. Der Wagen des Gärtners ist verschwunden. Ungestört können wir nun den Tag im Garten verbringen. Yannik telefoniert lange mit Norbert. Er hat keine guten Nachrichten.
»Weiß Norbert eigentlich, dass Nane hier in Frankreich ist?« Er versichert, nichts verraten zu haben und fordert mich auf, auch Nane gegenüber Stillschweigen in Sachen Firmenpleite zu bewahren.
»Sie hat schon den halben Ort okkupiert. Ich bereue es schon, sie hergebracht zu haben. Momentan wohnt sie bei meinem Ex und arbeitet in meinem Stammlokal. Mit all meinen Freunden ist sie per Du.«
»Sie wird sich noch wundern. Einen großen Reibach wird sie durch die Scheidung nicht machen können. Norbert hat privat mit seinem Haus gebürgt. Wenn es zum Super Gau kommt, stehen beide mit leeren Händen da.« Yannik schlägt vor, am Abend essen zu gehen.
»Es wird ja bestimmt noch ein anderes Restaurant geben.« Ich stimme zu. Wir bummeln durch die Altstadt und hören den Straßenmusikern zu. An einer Cocktailbar machen wir Halt. Nach dem zweiten Cocktail bin ich satt und bitte darum, wieder nach Hause zu fahren.
»Du isst nicht genug«, stellt Yannik richtig fest.
»Was haben bloß alle Männer an meiner Art zu essen, auszusetzen? Als ich fett war, wurde gemeckert. Jetzt bin ich endlich schlank und ihr meckert auch.« Er will nicht meckern und legt seinen Arm um meine Schultern, küsst meine Stirn und sagt: »Du bist wunderbar, so wie du bist.« Er bemerkt den bösen Blick von Tobias nicht, der uns seit einigen Minuten stillschweigend von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtet. Mir entgeht er nicht. Als Yannik die Getränke zahlt, gehe ich auf ihn zu.
»Ich verabscheue dich auch! Nur ich kann es dir ins Gesicht sagen und schreibe keine kindischen Zettel!« Ich greife nach Yanniks Hand und wir gehen zurück zum Wagen.
Kopf über springe ich in den Pool, um meine morgendlichen Bahnen zu schwimmen. Schon nach wenigen Minuten entsteige ich dem Wasser mit lauten Schreien.
»Meine Haut brennt wie Feuer!« Ich laufe ins Bad und stelle mich minutenlang unter die Dusche. Yannik wäscht meinen Rücken mit einem milden Duschgel ab, aber die Rötungen gehen nicht zurück. Innerhalb weniger Minuten ist mein Körper mit roten Pusteln übersät, die schmerzen und gleichzeitig jucken. Meine Augen sind knall rot angelaufen und ich habe Schwierigkeiten zu sehen. Von der Dusche renne ich zum Pool und öffne die Abdeckplatte des Wasserzulaufs. Ich zähle fünf große Chlortabletten, die sich bereits zur Hälfte aufgelöst haben. Sofort telefoniere ich mit meinem Gärtner und drohe ihm mit einer Anzeige wegen Körperverletzung. Aber er bestreitet, etwas mit der Überdosierung zu tun zu haben. Er versichert, dass er wie üblich nur eine viertel Tablette eingelegt hat. Yannik ist bereits fertig angezogen.
»Komm, ich fahre dich zum Arzt.« Ohne lange Wartezeit erhalte ich eine Spritze, eine Salbe und den Rat des Doktors, das Poolwasser untersuchen zu lassen. Der Juckreiz ist unerträglich und wird durch die Salbe nur schwach gelindert.
»Ich sehe aus, als hätte ich die Masern.« Der Gärtner klingelt an der Tür. In Begleitung seines Pool Experten nimmt er eine Wasserprobe. Er bedauert mich sehr, schließt seine Schuld aber kategorisch aus. Sie füllen stundenlang Frischwasser zu, solange bis der Wert wieder normal ist. Der Tag ist im Eimer.
Am nächsten Morgen fährt Yannik mit dem Taxi ab. Er küsst mich zum Abschied und verspricht, mich bald wieder anzurufen. Erst die zweite Spritze bringt die erhoffte Linderung. Zwar ist mein Körper immer noch stark gerötet, aber der Juckreiz lässt endlich nach. Ich kümmere mich um die Vorbereitung zu meinem Geburtstag. Der Gedanke, dass die Kinder in dem verseuchten Pool gebadet hätten, lässt mich erschauern. Wer hat mir so etwas antun können? Vermutlich die gleiche Person, die den Zettel an der Windschutzscheibe hinterließ. Nach meiner Auffassung kommt nur eine Person in Frage. Tobias. Wie weit wird er noch gehen? Ich bin entschlossen, mit ihm zu sprechen. Nach meinen Einkäufen fahre ich sein Appartement an. Nane öffnet die Tür und fragt erschrocken: »Wie siehst du denn aus? Hast du einen Sonnenbrand?« Tobias ist nicht da. Ich erzähle von den Geschehnissen der letzten zwei Tage und werde von Nane bedauert. Sie ist fassungslos, will mir aber nicht zustimmen, was meinen Verdacht angeht.
»Das würde
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