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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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Kapitalismus heißt also grob umrissen: mehr Sozialstaat, mehr Regulierung, weniger Geschwindigkeit, weniger Zinsen, mehr Macht bei den Geschäftsbanken, weniger Macht bei den Investmentbanken und den Börsen – kurz: weniger Shareholder-Value.
    Als es diesen Rheinischen Kapitalismus bei uns wirklich noch gab, so der erfahrene Banker, hätten die Investoren zwar weniger verdient, weil die Renditen niedriger waren. Allen anderen sei es aber besser gegangen. Und jetzt liefe es zügig in die entgegengesetzte Richtung: Wer profitiere, das seien die Großaktionäre und Investoren, aber alle anderen …
    Eine durch monokulturelle Forstwirtschaft angefütterte, überdimensionierte Borkenkäferpopulation bricht zusammen, sobald der Wirtswald zerstört ist. Logisch. Parasiten überleben die von ihnen selbst erzeugten Krisen in Ökosystemen nicht. Sie bringen ihren Wirt um und sterben dann selbst. Das ist alles andere als ein abwegiger Verweis. Zwischen Mai und September 2008, mitten in der durch das Platzen der von der Finanzwirtschaft aufgeblähten US-Immobilienblase ausgelösten weltweiten Finanzkrise gingen die fünf größten Investmentbanken der USA pleite, hörten auf, als Investmentbank zu existieren oder wurden geschluckt und verdaut: Merrill Lynch und Bear Stearns (übernommen), Lehman Brothers (insolvent), Goldman Sachs und Morgan Stanley (Status als Investmentbank verloren).
    Allerdings sterben in parasitären Krisen zwar die einzelnen Parasiten, aber das Phänomen des Parasitismus bleibt bestehen. Und so ist es in der Finanzwirtschaft auch: Die Finanzkrise von 2008 hat an der verbreiteten Kurzfristdenke nichts, aber auch gar nichts geändert.
    Bauen auf Sand

    Ein Bauer besaß eine Gans, die jeden Tag ein goldenes Ei legte. Da, wo das Gold herkommt, muss ja noch viel mehr sein, dachte sich der Bauer, schnitt die Gans auf und suchte das Gold. Er fand es nicht, aber die Gans war tot.
    Die Fabel über die Gier von Jean de La Fontaine aus dem 17. Jahrhundert weist insbesondere auf den Aspekt der Unumkehrbarkeit hin. Und sie zeigt auch, wie schnell es vorbei sein kann mit den goldenen Zeiten. Das globalisierte Finanz-, Wirtschafts- und Logistikgeflecht ist so labil, es genügt ja schon, dass in Island ein Vulkan ausbricht, dessen Namen sich niemand merken geschweige denn aussprechen kann. Und schon gerät das ganze Gefüge ins Wanken.
    Neulich war ich in der Gläsernen Manufaktur in Dresden. Dort montiert Volkswagen den Phaeton, also die vom Konzernlenker Ferdinand Piëch erdachte und durchgesetzte Luxuslimousine, die in den ersten Jahren ihrer Existenz ausschließlich hohe Verluste eingefahren hat, weil die Verkäufe weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren. Neuerdings brummt die Gläserne Manufaktur, die Produktion ist, so hört man, ausgelastet. Dieser Erfolg, der auf den ersten Blick erfreulich ist, macht auf den zweiten Blick und etwas Nachdenken weiche Knie. Warum?
    Die Tausenden teuren Phaetons, die in Dresden zusammengesetzt werden – Steigerungsrate um die 30 Prozent –, gehen in letzter Zeit zum größten Teil per Schiffsfracht nach China, wo sie gegen Cash verkauft werden. Nicht nur bei VW ist das so, auch der 7er BMW, der Audi A8 und die Mercedes S-Klasse verkaufen sich neuerdings wie geschnitten Brot – und zwar in China. Gleichzeitig bezahlt der chinesische Elektronikriese Foxconn, getrieben von den Bestellungen von Apple aus dem kalifornischen Cupertino, seinen Angestellten vielleicht 250 Dollar im Monat. Diese Leute schätzen sich glücklich, denn sie sind extrem gut bezahlt. In derselben Stadt müssen dort nämlich die meisten Menschen mit weniger als 50 Dollar im Monat auskommen. Die Technikarbeiter mit guten Löhnen, die immer noch weit weniger als ein Zehntel dessen verdienen, was wir in Mitteleuropa gewöhnt sind, erhalten das Fünffache der »Normalbevölkerung«. Ein paar Straßen weiter wohnen die Großgewinner der Globalisierung, die neue chinesische Oberschicht, die einen 120 000-Dollar-Phaeton mal eben bar bezahlen kann.
    Eine Gesellschaft, bei der die Schere zwischen Arm und Reich derartig weit auseinanderklafft, steht vor gewaltigen Umbrüchen. Das geht nur noch wenige Jahre gut, ein kleiner Zündfunke reicht. Was passiert, wenn der Reichtum in einem Land so ungleich verteilt ist, können wir in den Geschichtsbüchern nachlesen oder gerade in Nordafrika erleben. China steht zwangsläufig vor erheblichen sozialen Unruhen, das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens von

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