Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
geschmiedeten Pfanne zu tun. Mir geht es nicht um Nostalgie. Es ist nur so, dass eine einfach geschmiedete Eisenpfanne für die sinnvolle Nutzung in der Küche dauerhaft die beste Lösung ist. Unübertroffen. Das ist auch der Grund, warum die meisten Köche, inklusive Sterneköche, genau solch eine Pfanne verwenden. Sie ist nicht zu toppen.
Und genauso behaupte ich voller Überzeugung, dass Sie, wenn Sie einen Laptop verwenden, der nicht von Apple ist, ein vergleichsweise unwirtschaftliches Produkt gekauft haben, auch wenn Ihr Laptop preisgünstiger war als ein MacBook. Denn die Zeitspanne, in der ein Computer produktiv nutzbar ist, ist bei Apple-Computern meiner Erfahrung nach deutlich länger als bei anderen. Wenn man ihn dann eines Tages doch ersetzen möchte, hat ein Mac einen Restwert. Ganz im Gegensatz zu den vielen PCs, die ich besessen habe. Ganz abgesehen davon besteht der Wert eines Computers auch immer in der Freude an der Arbeit, die er unterstützt oder verhindert. Und auch da schneidet mein Mac einfach deutlich besser ab als alle seine PC-Vorgänger – bei mir jedenfalls. Darum ist der Kauf meines MacBooks für mich eines der besten Geschäfte, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Und es wird mir noch einige Jahre erhalten bleiben.
Mein USM-Haller-Schreibtisch, hergestellt in der Schweiz – er ist maximal dreimal so teuer wie ein Billigschreibtisch, aber das Thema Schreibtisch habe ich mit ihm für immer erledigt.
Mein Brotmesser von Güde in Solingen, der »hünenhafte Brotzerteiler«, wie er seit einer legendären Katalogbeschreibung im Manufactum-Katalog von allen seinen Liebhabern genannt wird – es kostet knapp 150 Euro, aber das Thema Brotmesser habe ich mit ihm für immer erledigt.
Meine Schreibmappe aus der kleinen Sattlerei Kreis in Offenbach: In jedem Meeting habe ich sie dabei, da sind immer allerlei wichtige Sachen drin. Ständig werde ich auf sie angesprochen. Die Mappe ist ganz einfach gemacht, aber von derber Qualität, 6 Millimeter starkes Rindsleder, abgegriffen und voller Charakterspuren. Sie wird nie kaputtgehen, in 300 Jahren nicht. Und seit mindestens zehn Jahren fasse ich sie täglich gerne an. Das Thema Schreibmappe habe ich mit ihr für immer erledigt.
Meine Rimowa-Koffer, aus Köln. Doppelt so teuer wie andere Koffer. Schmerzhaft. Aber Made in Germany. Und aus Aluminium. Jedesmal, wenn sie nach einem Flug auf dem Gepäckband wieder zum Vorschein kommen, haben sie ein paar Beulen mehr. Sie sind wunderschön. Seit ich sie habe, macht mir Packen Spaß. Das Thema Koffer habe ich mit ihnen für immer erledigt.
Mein Silberbesteck von Sola in der Schweiz. An einem Winterabend wird es poliert, einmal im Jahr. Und jedesmal denke ich: Boah. Wie schön, wie ewig schön. So schön, dass ich es jeden Tag benutze. Das Thema Besteck habe ich mit ihm für immer erledigt.
Mein Maßanzug aus Saarbrücken: Ich habe ihn seit zehn Jahren, und ich trage ihn oft. Form und Stoff nutzen sich so langsam ab, klar. Er hat aber auch viel gearbeitet! Der nächste wird wieder zehn Jahre halten. Für diesen Zeitraum: Thema Anzug ist erledigt. Die Anzüge, die ich in meinem Leben brauche, kann ich an den Fingern meiner beiden Hände abzählen.
Ich könnte so weitermachen. Und ich bin ganz sicher: Ich gebe unterm Strich nicht mehr Geld aus als jeder durchschnittliche Konsument. Weil ich schöne Dinge liebe, kaufe ich wertvolle Produkte. Aber auch wenn ich dabei mehr Geld ausgebe: Ich kaufe seltener als die meisten, denn ich kaufe bevorzugt Dinge, die man gar nicht oder nur sehr selten wegwerfen muss. Aber ich bekomme unterm Strich noch etwas dazu: Ich habe mehr Zeit, weil ich weniger einkaufe. Und ich habe definitiv mehr Freude an den Dingen.
Freude am Haben
Freude habe ich zum Beispiel ganz besonderes an meiner Espressomaschine. Bevor mir ein Barista diese edle italienische Maschine vorgeführt hatte, war ich zufrieden mit Filterkaffee. Aber das erledigte sich 1998 für immer, als mir die Augen aufgingen, was für eine wunderbare Zeremonie es ist, mit dieser erstaunlich schweren, komplizierten, wunderschönen Zweikreis-Espresso-Maschine mit der legendären Brühgruppe der Faema E61 einen Espresso zu machen.
Es ist wirklich eine Kunst, einen guten Espresso zu machen. Welche Bohne nehme ich? Wie mahle ich sie? Wie fest drücke ich sie in das Sieb? Wie lang mache ich den Espresso, also wie viel Wasser verwende ich? Welches Wasser überhaupt? Wann hat die Maschine den richtigen Druck, die
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