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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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Supermarktregale ab und sparen dabei viel, viel Zeit, sodass wir immer länger vor der Glotze hängen können. Wir wissen nicht mehr, wie die Bäume heißen, die im Wald vor der Stadt wachsen, wir können ihre Blätterform und ihre Rinde nicht mehr beschreiben. Dafür wissen wir, wie wir mit Online-Games die Zeit totschlagen können. Wir kennen nicht mehr die Vorfreude und das Herumschleichen um das eine Ding, das wir unbedingt haben wollen: die Ledermappe, die italienische Espressomaschine, die silberne Zuckerdose, den rahmengenähten Lederschuh. Dafür wissen wir, dass Tchibo immer ein Schnäppchen für uns bereithält.
    Es geht nicht um Luxus oder Status: Es spielt keine Rolle, wie teuer die Dinge sind, solange sie nur preiswert, ihren Preis wert sind. Und nur dann, wenn sie wertvoll sind, haben wir eine besondere Beziehung zu ihnen.
    Diese Beziehungen fehlen uns! Dabei machen sie den entscheidenden Unterschied in der Lebensqualität aus. Wir alle haben doch schon einmal eine Beziehung zu einem Ding gehabt, bei dem wir der Meinung waren, dass wir uns zu schade dafür sind, etwas anderes zu besitzen, dass wir es uns wert sind, genau dieses Ding zu besitzen, dass wir es uns gegönnt haben, dass wir das nur für uns gekauft haben oder es uns schenken ließen.
    Wir fühlen uns von solchen Dingen aufgewertet, der Wert des Dings geht über auf den Besitzer, der ein inniges Verhältnis zu dem Ding hat. Produktwert wird zu Selbstwert.
    Diese wertvollen Dinge reflektieren einen Menschen. Sie drücken seinen Stil aus. Kein Mensch auf der Welt besitzt die gleiche Kombination von Dingen wie ich. Wenn ich morgen an einen Baum fahren würde, und jemand Fremdes käme in meine Wohnung, dann würde er diese Dinge wahrnehmen und hätte ein Bild von mir, einen Reflex, einen Widerhall von mir in der Welt. Welches Echo hinterlassen Ihre Dinge?
    Gewusst, warum

    Das mag ja alles richtig sein, dürfen Sie jetzt denken, aber die Konsumenten wollen eben nun mal keinen Espresso zelebrieren, sie wollen keine Kartoffeln stampfen, sie wollen ihr Brot nicht von Hand mit dem Messer schneiden. Ihnen ist es auch egal, ob der Bäcker den glücklichen Brotteig selbst angerührt hat oder ob er nur unglückliche Laibe aus Massenbrothaltung aufgebacken hat. Nein, sie wollen viel lieber Zeit und Geld sparen, sodass sie am Mittag genügend von beidem übrig haben, um ein Tablett Müll hinterlassen zu können, nachdem sie zuvor zwischen 150 mampfenden Adipositaspatienten gesessen und ein halbes Kilo leere Kohlehydrate in sich hineingestopft haben.
    Die Konsumenten wollen den kleinen Preis und das schnelle Produkt. Das ist Fakt. Und wer als Händler oder Produzent die schnelle Mark machen will, der muss nun mal schnellstens Billiges liefern! Und wissen Sie was? Die Konsumenten handeln doch auf ihre Weise ganz vernünftig. Warum? Weil ihnen kaum einer erklärt, warum es viel vernünftiger wäre, mehr Zeit aufzuwenden und mehr Geld auf den Tisch zu legen, um schöne, wertvolle Dinge und Lebensmittel zu kaufen.
    Unsere Händler haben offensichtlich verlernt, wie man Preiswertes verkauft. Dafür sind sie Spezialisten darin geworden, Billiges zu verkaufen. Der Unterschied: Wer Preiswertes verkaufen will, muss argumentieren können.
    Wie es geht, zeigt zum Beispiel Manufactum mit seinem Katalog. Dieser Katalog ist das eigentliche Herzstück des Erfolgs von Manufactum. Er wurde wohl in jedem bedeutenden deutschsprachigen Feuilleton schon irgendwann einmal besprochen. Das Werk mutet dem Leser 350 Seiten Produktinformationen zu. Der Leser soll sich zum Beispiel über eine halbe Seite lang nur mit dem Metall beschäftigen, das für die angebotenen Messer verwendet wurde, wie es beschaffen ist, wie es bearbeitet wurde, welche Eigenschaften es hat. Und er tut es. Die meisten Manufactum-Kunden sind ganz scharf auf den unverwechselbaren »Sound«, mit dem »die guten Dinge« beschrieben werden.
    Soll ein Universalküchenmesser für 110 Euro verkauft werden, muss man eben die Gründe nennen, die dafür sprechen. Und das liest sich dann so:

»Pließten nennt man in Solingen das Glätten der auf der Klinge verbliebenen Schleifriefen, den Feinschliff also. Die aufwendigste Stufe der Pließttechnik ist das Blaupließten. Dabei wird der Stahl in mehreren Durchgängen Stufe um Stufe mit einer Körnung von 180 bis 320 feiner geschliffen. Die Klinge wird dadurch noch feiner und etwas weniger korrosionsanfällig. Daß sie blaugepließtet ist, erkennen Sie daran, daß sie im

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