Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
suchen.“
„Irgendwann sind wir uns begegnet. Deine Putzfrau hätte mir fast eines über den Schädel gegeben, aber dann hat sie mir doch geglaubt, dass ich zwar hinter dir her bin … allerdings anders, als sie befürchtete.“
„Irrtum! Ich war aufgeregt.“
„Sie schwärmt für dich.“
„Mira Valensky, rede keinen Unsinn, sonst Krankenhaus.“
Ich grinste. Meine Lebensgeister kehrten wieder zurück. Mir war zwar saukalt, aber ich lebte. „Whiskey“, stöhnte ich.
„Ich werde in Küche sehen“, murmelte Vesna und eilte davon.
„Mira“, sagte Joe mit tiefer, rauer Stimme. Mir wurde schwindlig. Das konnte nur mit der Kühlkammer zu tun haben. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals. Das wärmte, das wärmte wunderbar.
Vesna kam mit einer Flasche billigem Cognac zurück. Er brannte abscheulich. Aber er brachte mein Gehirn auf Touren.
„Keine Polizei. Die macht nur Schwierigkeiten. Wir wissen jetzt, dass sich der Täter auch in der Kulturhalle gut auskennen muss. Oder die Täterin, Frauen haben ja angeblich mit Küche und Keller und so mehr am Hut. Es muss jemand aus der Branche sein. Nützen wir unseren Vorsprung. Wenn’s sein muss, kann ich Müller das Ganze ja später erzählen.“
Joe stellte meinen Wagen einige Gassen weiter ab. Vesna stieg auf ihre nicht zugelassene Mischmaschine und wollte uns bei meiner Wohnung treffen. Joe wickelte mich in eine Decke, die er im Auto hatte, drehte die Heizung voll auf und fuhr los. Kurz vor der Wiener Stadteinfahrt konnte ich kaum mehr atmen. Joe rann der Schweiß in Bächen herunter. Ich drehte die Heizung ab und öffnete ein Fenster. Lauer Wind, Luft.
„Du darfst nicht weitermachen“, sagte Joe. „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn dir etwas passiert wäre.“
Meine Nase wurde langsam wieder warm. Ich hielt sie in den Fahrtwind. „Mir ist aber nichts passiert, weil ihr mich gefunden habt.“
Joe und ich hatten jeder ein Glas irischen Whiskey vor uns stehen, Vesna ein Glas Rotwein. Aus mir unerfindlichen Gründen konnte sie Whiskey nichts abgewinnen. Zu dritt saßen wir um den Wohnzimmertisch und tauschten Informationen aus.
Vesna erzählte, dass die Kantine täglich um 20 Uhr schloss, außer es gab Veranstaltungen.
Joe nickte. „Das stimmt. Das weiß jeder, der versucht hat, bei Proben am Abend noch ein Bier zu bekommen.“
„Jeder weiß das?“
„Alle, die dort schon aufgetreten sind und geprobt haben.“
„Ihr habt öfter Sendungen aus dieser Halle, oder?“
Joe grinste. „Da merkt man, wie sehr du dich dafür interessierst. Es werden eine Menge Shows in dieser Halle abgewickelt, sie ist praktisch: Man geht von der Großstadt aufs Land zu den Leuten. Und sie ist trotzdem nur eine halbe Stunde von Wien entfernt. Sie ist groß, und sie ist billig.“
„Das heißt: Jeder von eurem Zirkus hat gewusst, dass nach acht niemand mehr in den Kühlraum geht.“
„Stimmt. Wo der Kühlraum ist, habe ich allerdings nicht gewusst. Nicht einmal, dass es so etwas dort gibt.“
Vesna und ich erzählten Joe von Langthalers sexuellem Übergriff. Joe nickte. „Ja, ich erinnere mich … es hat da einmal Gerüchte gegeben. Langthaler war nicht gerade ein Kostverächter. Ich weiß, dass es einmal geheißen hat, er würde notfalls auch Druck ausüben.“
„Ziemlich verniedlichend deine Ausdrucksweise, findest du nicht?“
„Er war ein ziemliches Schwein, wenn dir das lieber ist.“
„Wie gut kennst du Elisabeth Korinek?“
„Ich weiß nicht … Liz … sie ist sehr kompetent. Hat in Wirklichkeit schon seit langem die Arbeit von Langthaler erledigt. Mehr als das, eigentlich. Sie musste ja auch noch seine Streitereien schlichten. Zeitweise hatte sie schon damit eine Menge zu tun.“
„Aber warum hat sie den Vergewaltigungsversuch vertuscht?“
„Vergewaltigung … ich weiß nicht …“
„Jedenfalls war es ein Angriff.“
„Warum sie es vertuscht hat? Wahrscheinlich, weil sie mit ihm gearbeitet hat. Er war betrunken. Und ich traue ihr zu, dass sie ihn dann so unter Druck gesetzt hat, dass ein solcher Übergriff nie mehr wieder passiert ist. Das könnte ihre Position sogar gestärkt haben.“
„Ja, ja, aus dem Opfer wird die Täterin. Ihre Position wird auch sonst nicht schlecht gewesen sein, wenn sie ihm die ganze Arbeit abgenommen hat.“
„Stimmt auch wieder.“
„Und was ist, wenn er sie unter Druck gesetzt hat? Gedroht hat, sie hinauszuwerfen, wenn sie die Wahrheit erzählt?“
„Er war zwar auch Produktionschef,
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