Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
aber er stellte keine Leute ein. Sendungsverantwortlicher ist der stellvertretende Fernsehdirektor. Langthaler hatte Einfluss. Das schon. Die Quoten seiner Sendungen waren gut, sehr gut sogar. Er galt als der Macher im Hintergrund. Er entwickelte die Ideen mit, er hatte das letzte Wort beim Skript. Er hätte wahrscheinlich dafür sorgen können, dass sie versetzt wird. Oder dass sie hinausfliegt.“
„Und sie ist eine, die sich das gefallen lässt?“
Joe zuckte mit den Schultern. „Sie hat ihm jedenfalls zugearbeitet. Und sie hat den … Übergriff vertuscht. Außer von einem Gerücht haben wir beim Sender nichts gewusst. Und ihr Name ist in diesem Zusammenhang nie aufgetaucht.“
„Irgendwann ist es zuviel“, murmelte Vesna, „man tut und tut, und irgendwann platzt man.“
Ich nickte. „Aber es war ein überlegter Mord. Der Nylonfaden muss vorher geknüpft worden sein.“
„Liz ist eine besonnene Person. Die flippt nicht einfach aus. Das habe ich jedenfalls noch nie gesehen. Und Gelegenheiten dafür gibt es bei uns genug.“ Joe nahm noch einen Schluck.
Ich hatte wieder Schüttelfrost und bemühte mich, meine Zähne unter Kontrolle zu halten. Zumindest im Magen war mir schon schön warm. Die Temperaturempfindung am übrigen Körper schlug absurde Wellen. Vesna sah mich an. „Ich mache heißes Bad fertig“, sagte sie und stand auf.
„Du zitterst ja“, stellte Joe fest.
„Keine Sorge, Fett hält warm.“
„Das habe ich gemerkt.“
„Danke.“
„Ich …“
Ich versuchte ein Lächeln. „Nimm’s leicht … “
„Deine Zähne klappern.“
„Wenn du davon redest, wird es auch nicht besser.“
„Du solltest doch sicherheitshalber … ich habe keine Ahnung von Unterkühlungen.“
„Jetzt weiß ich, wie sich das Gemüse im Kühlschrank fühlt.“
„Haha, wie witzig.“
„Kein Krankenhaus. Wenn es morgen nicht besser ist, gehe ich zu meiner Ärztin. Aber es wird mir morgen besser gehen. Und morgen bin ich wieder bei den Proben.“
„Du bist was?“
„Klar, ich möchte das Gesicht von dieser Elisabeth Korinek sehen, wenn ich wie Ötzi, der Mann aus dem Eis, auftauche.“
„Ich weiß nicht, ob Liz …“
„Natürlich weiß man nicht, aber es deutet einiges auf sie hin, oder?“
„Das stimmt. Andere sagen, dass einiges auf mich hinweist.“
„Einen Mörder gibt es auf jeden Fall. Oder eine Mörderin.“
„Die tüchtige Liz?“
„Vesna hat schon Recht, irgendwann einmal reicht es. Und wenn jemand wie diese Korinek dann durchdreht, dann gründlich.“
„Warum sollte sie Downhill-Sepp ermordet haben?“
„Weiß ich auch nicht. Wir müssen es eben herausfinden. Die Möglichkeit dazu hätte sie jedenfalls gehabt. Sie hätte ihm unmittelbar nach dem Auftritt etwas von dem Isodrink, den man in seinem Magen gefunden hat, geben können. Dieser Geschmack überdeckt den von Beruhigungsmitteln.“
„Aber angeblich haben die Medikamente nicht zum Tod geführt.“
„Tja, vielleicht hat sie ihn gar nicht umgebracht, und es war tatsächlich ein Unfall. Sie hat sich dann gedacht, jetzt ist der Zeitpunkt so günstig wie nie, um Langthaler zu ermorden … Was hat übrigens Heinrich in eurer Jury verloren gehabt?“
Joe grinste. „Wir haben uns auch gewundert. Es war die Idee der neuen Intendantin. Eine kluge Person. Wirklich toll.“
Verspürte ich tatsächlich Eifersucht? Nein, ich bin kein eifersüchtiger Mensch, niemand gehört einem anderen. Das sagte mir zumindest meine Vernunft.
„Sie hat in der letzten Vorbereitungssitzung gemeint, dass wir versuchen sollten, unseren schärfsten Kritiker einzubinden. In der Jury könnte er Einfluss darauf nehmen, dass mehr echte Volksmusik auf Sendung geht.“
„Wie man am Ergebnis sieht.“
„Er ist eben unterlegen. Er war für die jodelnde Sennerin.“
„Also hat er es mit großen Oberweiten. Hat er gleich zugesagt?“
„Ich war nicht dabei. Der Regieassistent hat ihn angerufen. Und Heinrich ist gekommen. Seltsam ist es schon.“
„Hat ihn niemand auf seinen Sinneswandel hin angesprochen?“
„Nein, niemand. Wir hatten alle versprochen, zu ihm freundlich zu sein und uns um einen besseren Kontakt zu bemühen. Die Intendantin überlegt sogar, ihm eine Originalvolksmusikleiste einzurichten. Nicht, dass er sie moderieren soll. Dazu sieht er nicht …“
„Im Gegensatz zu dir.“
„Ach, vergiss es. Es gibt eben telegenere Typen und weniger telegene. Er soll die Leiste betreuen. Ob es eine zehnminütige Kurzsendung wird oder
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