Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
ein Block in einer Show ist noch nicht klar.“
„Jedenfalls hätte er die Gelegenheit gehabt, mich in den Kühlkeller zu sperren. Und er war im Fernsehgebäude, als Langthaler ermordet wurde.“
„Ich hätte auch Gelegenheit gehabt, dich in den Kühlkeller zu sperren. Und ich war der Letzte, der mit Langthaler gesehen wurde.“
„Aber bei Downhill-Sepps Tod warst du auf der Bühne.“
„Ja. Vielleicht hat er selbst zu viele Medikamente eingeworfen. Und irgendjemand hat im Interesse des sauberen Images der volkstümlichen Unterhaltungsmusik die Spuren beseitigt.“
„Es standen nur ein Fläschchen und eine Medikamentenschachtel am Waschbecken. Zu wenig für einen ganzen Cocktail.“
„Wer weiß, was drinnen war.“
„Ja, wer weiß? Irgendjemand hat dafür gesorgt, dass es auch niemand erfährt.“
„Ich habe heute die Produktionsassistentin nicht auf der Probe gesehen. War sie überhaupt da?“
Joe sah mich an. „Du hast Recht. Ich habe sie auch nicht gesehen. Wenn sie nicht da war, kann sie dich auch nicht eingesperrt haben. Oder sie ist heimlich gekommen. Heimlich? Schwer möglich in dieser Halle.“
„Heinrich hat mir mit Konsequenzen gedroht, falls ich ihn in meiner Reportage mit den Todesfällen in Verbindung bringe.“
„Und hast du?“
„Nur ganz am Rande, wahrscheinlich, weil mir seine Besserwisserei auf die Nerven geht. Die neue Ausgabe des Magazins ist seit fünf Uhr am Nachmittag im Straßenverkauf erhältlich. Auf den Bahnhöfen etwas früher.“
„Er hätte also ein Heft kaufen und dann in die Kulturhalle fahren können.“
„Theoretisch wäre es sich ausgegangen. Aber woher weiß er, dass die Kantine um acht schließt? Woher weiß er, wo der Kühlkeller ist?“
„Von Auftritten. Er spielt ja selbst in einer Volksmusikgruppe. Einer Originalvolksmusikgruppe, versteht sich.“
„Und er ist zumindest neugierig. Das hat er letzten Samstag im Fernsehzentrum bewiesen.“
Vesna trat ins Zimmer und ordnete an: „Mira Valensky muss jetzt heiß baden.“ Ihr Blick war dabei fest auf Joe gerichtet. Du liebe Güte, sie würde sich wohl nicht als Wächterin meiner Tugend aufspielen. „Wenn Herr Platt bleibt, gehe ich. Wenn er geht, bleibe ich.“
„Du darfst das nicht falsch …“
Aber Joe begann zu lachen. Er lachte aus vollem Hals, und sein Lachen war so ansteckend, dass uns bald allen dreien Tränen über die Wangen rollten. Wir waren schon ein seltsames Team: der Starmoderator einer volkstümlichen Musiksendung, die unterkühlte Journalistin und Vesna, die Putzfrau der besonderen Art.
Vesna verabschiedete sich und versprach, in der Früh vorbeizukommen. Würde ich mich gut genug fühlen, sollte sie mich zur Kulturhalle fahren. Allerdings nicht mit ihrer Maschine, sondern mit dem Auto ihres Mannes.
Joe blieb die ganze Nacht bei mir. Ich drückte mich an ihn und nach und nach war mir nicht mehr kalt.
[ 9. ]
Einige Dinge mussten heute geklärt werden. Ich saß neben Vesna am Beifahrersitz und rekapitulierte. Joe würde Heinrich anrufen und ihn zu einem Gespräch in die Kulturhalle bitten – falls er nicht ohnehin dort war. Joe hatte versprochen, dafür zu sorgen, dass er mit Heinrich sicherheitshalber nie allein sein würde. Wenn klar war, wann und wo ihr Treffen über die Bühne gehen sollte, würde es mein Part sein, zeitgerecht aufzutauchen. Ziel war es, Heinrichs Reaktion auf mein Erscheinen zu beobachten.
Ähnliches hatten wir mit der Produktionsassistentin vor. Ich sollte auf sie zugehen und Informationen über einige Details der Sendungsabwicklung verlangen. Außerdem würde Joe endgültig abklären, ob die Produktionsassistentin gestern Abend in der Kulturhalle gewesen war oder nicht. Gefragt war ein wirklich wasserdichtes Alibi.
Und: Wir würden versuchen herauszufinden, gegen wen Heinrich und Liz Korinek noch einen besonderen Groll haben könnten – um weitere Todesfälle zu vermeiden.
Vesna hielt neben meinem Auto. Ich stieg aus, fuhr mit meinem Wagen zur Halle, nieste und ging zum Bühneneingang.
In meiner Handtasche hatte ich heute neben dem üblichen Kram eine Strumpfhose und eine ganz klein zusammenfaltbare Windjacke verstaut. Das war zwar unsinnig, aber die beiden Kleidungsstücke gaben mir zumindest das Ausmaß an Sicherheit, das ich für meine weiteren Aktivitäten brauchte. Joe hatte sich noch nicht gemeldet. Ich ging in die Kantine und ließ mir einen heißen Tee geben. Am Teeglas verbrannte man sich die Finger, das Teesäckchen schwamm traurig
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