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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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mich.“
    „Sie sind doch Journalist. Nicht wahr?“
    „Nein, Journalistin. Finden Sie lieber den Mörder. Oder die Mörderin.“
    „Die Mörderin?“ Derartiges schien für ihn ausgeschlossen. „Haben Sie Informationen?“
    „Die habe ich bereits Chefinspektor Müller gegeben.“
    Der Gendarm war verunsichert.
    „Bleiben einige Gendarmen zur Bewachung in der Halle?“
    Er scharrte unruhig mit den Füßen.
    „Ach so, auch Zivilbeamte. Habe ich Recht? Werden sie sich als neue Volksmusikgruppe ausgeben? Nach dem Vorbild von Kottans Kapelle?“
    „Ich habe Ihnen nichts gesagt.“
    Ich bedankte mich höflich. Er ging weg, und ich hörte ihn telefonieren. Offenbar erkundigte er sich über mich in der Sicherheitsdirektion. Solange die Intendantin wollte, durfte ich bleiben. Aber wollte ich das noch? Man hatte versucht, mich kalt zu stellen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Immer mehr war ich geneigt zu glauben, dass der Mörder ein Wahnsinniger war. Es gab verschiedene Formen des Irreseins. Volkstümliche Musik konnte die eine oder andere vielleicht beschleunigen.
    Der Schnürboden war gesperrt, die Bühne auch. Die nachmittäglichen Proben entfielen. Wenn alles gut ging, würde ein Teil der Proben am Abend nachgeholt. Zuvor war noch einmal die Spurensicherung an der Reihe. Welche Auswirkungen würde dieser neuerliche Mord auf die Show haben? Wahrscheinlich würde ihr der Medienrummel nur nützen. Eine Mischung aus Mitleid, Sensationsgier und dem Wunsch, den nächsten Mord vielleicht live mitzuerleben, würde noch mehr Leute vor die Fernseher locken. Wer konnte es dem Publikum verdenken, dass es nicht mehr imstande war, zwischen Realität und Show zu unterscheiden?
    Die Helden der Super-Sommer-Hitparade fuhren Porsche, ließen sich ihren privaten Whirlpool bringen und verbrachten einige Monate des Jahres in warmen Gefilden, wo man sie nicht kannte und sie ihr Geld ungeniert ausgeben konnten. Auf der Bühne aber waren sie die Typen von nebenan, mit allen per du, volkstümlich eben. Hinter der Bühne standen ihre Manager, verhandelten über Verträge und streiften dabei, wenn sie auf das richtige Pferd gesetzt hatten, Millionen ein.
    Ich schüttelte den Kopf. Sie war fünfzehn Meter in die Tiefe gestürzt, auf den Bühnenboden geknallt und sofort tot gewesen. Es würde schwer sein, noch heute mit dem Rest ihrer Truppe zu reden. Würden die überlebenden vier am Samstag auftreten?
    Ich fand die gar nicht fröhlichen Frohsinn-Mädel in ihrer gemeinsamen Garderobe und blieb in der halb geöffneten Tür stehen. Der Manager war auch da. Er meinte: „Wir können ihr das nicht antun. Und die Leute wollen das auch nicht. Eine stirbt, und die anderen machen weiter, als ob sie das ganz kalt lassen würde.“
    Die Älteste der Truppe war anderer Meinung: „Du weißt, dass uns das nicht kalt lässt. Es ist … fürchterlich.“ Ihre Stimme brach, aber es wirkte auf mich eher künstlich. „Wir müssen auftreten. Da ist der Vertrag. Die CD. Und was viel wichtiger ist: Sie hätte es auch gewollt. Sie war so lieb, und sie hätte gesagt …“
    „… dass das Leben weitergeht“, ergänzte ein anderes Frohsinn-Mädel. „Wir könnten das Zirkuslied singen. Ihr zu Ehren. Damit könnten wir …“
    „Seid ihr wirklich so herzlos?“, schrie eine andere.
    „Der Zirkus geht weiter. Wir singen es für sie. Ich bin sicher, der Sender hat nichts dagegen.“
    Ich klopfte an die Türe und trat ein. Blasse, aufgeregte Gesichter wandten sich mir zu.
    „Es tut mir Leid, dass ich in dieser Situation störe.“
    Der Manager stand auf. „Bitte gehen Sie!“
    „Mir geht es nicht um irgendwelche Sensationsgeschichten. Was ich möchte, ist, dass Sie mir alle, ganz persönlich, etwas über die Verstorbene erzählen. Ich gebe Ihnen die Texte zu lesen, bevor der Artikel gedruckt wird. Ich schreibe das, was Sie sagen wollen. Eine Art Auf-Wiedersehen-Gruß.“ Ein guter Gedanke, war mir eben erst gekommen: authentische Erzählungen über das Frohsinn-Mädel von ihren Kolleginnen. Und ich konnte sie unauffällig fragen, ob ihnen das Mädel erzählt hatte, dass ihm irgendetwas seltsam vorgekommen war.
    „Wenn es wirklich so ist …“
    Sie versprachen, mir in einer halben Stunde Bescheid zu geben. Bis dahin hatte ich Zeit, Joe zu finden, und Zeit, in die Nähe der Küche zu gehen und mit Vesna zu reden. Beide waren so ratlos und niedergeschlagen wie ich selbst. Joes Alibi war nicht so gut, wie ich gedacht hatte. Sowohl die Coolen Kerle aus den Bergen

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