Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
„Interviewtermine müssen Sie mit meinem Mann absprechen, er ist ihr Manager.“
„Kann ich trotzdem ganz kurz mit Ihrer Tochter reden?“
„Das kann ich nicht entscheiden.“
„Ich rede mit ihr“, sagte das Engelchen. Es schien immer das zu tun, was man nicht von ihm wollte. Sollte mir recht sein.
„Aber Susi …“
„Was wollen Sie wissen?“
„Wie war die Geschichte mit dem Bild von Downhill-Sepp, das du gefunden hast? Es geistern alle möglichen Gerüchte herum, und ich möchte nichts Falsches schreiben.“
„Diese Assistentin hat gelogen. Ich war in ihrem Zimmer, es war ja die Türe offen. Alle sind in allen Zimmern unterwegs. Und ich habe gewusst, dass sie ein Bild von ihm hat. Weil ich es schon vorher einmal gesehen habe. Wann, weiß ich nicht. Und da habe ich mir gedacht, ich will mir das Bild noch einmal anschauen, weil er jetzt doch tot ist.“
„Und dann?“
„Nichts. Ich habe mir es angesehen, und dann bin ich wieder gegangen.“
„Du wurdest gesehen.“
„Ja, dieser Idiot hat behauptet, ich habe es ihr in die Lade gelegt. Hätte ich doch gar nicht können. Woher bitte, hätte ich das Bild haben sollen?“ Sie sah mich triumphierend an.
„Aus der Garderobe von Downhill-Sepp.“
„Aber da war doch die Polizei. Und die haben alles angeschaut. Und versperrt.“
Die Kleine hatte Recht. Wenn die ermittelnden Beamten eine vernünftige Inventarliste gemacht hatten, musste klar festgestellt werden können, ob das Bild mit der Widmung in seinem Zimmer gewesen war oder nicht.
„Sie hat ihn geliebt, glaube ich“, sagte Susi Sommer.
Was wusste sie schon von Liebe? Sie sang darüber, das schon. Nichts ist offenbar rührender als ein kleines, unschuldiges Mädchen, das von der Liebe singt. Ich fand es zum Kotzen.
Es war also ziemlich klar: Die Produktionsassistentin hatte das Bild tatsächlich in ihrer Schublade gehabt. Ich würde sie damit konfrontieren. Sofort. Ich hatte Glück und fand Elisabeth Korinek in ihrem improvisierten Büro. Sie saß vor einem Laptop und tippte hektisch. Sie zog die Augenbrauen hoch. Vielleicht war es leichtsinnig, mit ihr allein … Ihr Blick war auf mich gerichtet. Starr, vielleicht zu starr. Aber bisher hatte sie alle Morde gut geplant. Keine unüberlegten Aktionen, zumindest bis jetzt nicht. Wenn sie die Täterin war.
Ich fragte sie nach dem Foto, und sie geriet sofort in Rage. „Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben. Ich weiß nur, dass Sie Ihre Zutrittsberechtigung eigentlich für eine andere Reportage bekommen haben. Und mir fällt auf, dass seit Ihrem Erscheinen laufend Unglücksfälle passieren.“
„Unglücksfälle? Morde.“
„Es ist schlimm genug, trotz allem die Sendung am Laufen zu halten.“
„Was war mit diesem Foto? Es kann ja auch eine ganz harmlose Geschichte sein.“
„Harmlos? Dieses Kind versucht, mich zu denunzieren. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Als ob ich mit diesem …“
„Downhill-Sepp.“
„Ja. Also ob ich mit ihm etwas gehabt hätte. Lächerlich. Ich habe wirklich anderes zu tun, als mir mit irgendwelchen Mitwirkenden ein Verhältnis anzufangen.“
„Sie hatten das Bild in Ihrer Schreibtischlade.“
„Behauptet Susi.“
„Aber es lag ja tatsächlich in Ihrer Schreibtischlade.“
„Weil sie es dorthin gelegt hat. Oder der Mörder. Oder sonst jemand. Was weiß ich. Ich habe es jedenfalls nicht hineingelegt.“
„Sie sagt, dass sie das Bild schon früher einmal in Ihrem Zimmer gesehen hat.“
„Unmöglich!“
„Aber Sie haben doch mit Sicherheit Promotionfotos der Stars.“
Sie sah mich an. „Sie meinen, sie hat vielleicht ein anderes Foto … eines, das diesem ähnlich sah, oder sogar das gleiche … es stammt aus einer Promotionserie. Nur sind die Fotos normalerweise ohne persönliche Widmung.“
„Es wäre immerhin eine Möglichkeit“, sagte ich langsam. Hatte ich etwas übersehen? War es möglich, dass beide die Wahrheit sagten? Hatte Susi Sommer vor einiger Zeit ein Promotionfoto ohne Widmung gesehen, dann in der Lade gestöbert und das Foto mit der Widmung gefunden? Hatte man der Produktionsassistentin das Foto wirklich in den Schreibtisch gelegt? Wer konnte daran ein Interesse haben?
Über Langthalers Übergriff wollte ich mit ihr lieber nicht reden. Sie hätte wahrscheinlich alles abgestritten und wäre nur noch feindseliger geworden. Und mir gab es vielleicht einen kleinen Vorsprung, wenn sie nicht wusste, was ich wusste.
Die Bühne war noch immer gesperrt. Die
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