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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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an den Fensterflügel. Man brauchte Menschen. Joe. Vesna. Meine Freundinnen. Droch. Ihn hatte ich in der letzten Zeit vernachlässigt. Ich wusste, wie reserviert er üblicherweise war. Mit mir hatte er eine Art Freundschaft geschlossen. Seine Freundschaft war kostbar, sie war selten. Ich wollte ihn nicht verletzen, er war verletzt genug. Und das hatte nichts mit seiner Lähmung zu tun.
    Ich war eine Egoistin. Und ich war viel zu impulsiv. Ich hätte mit ihm reden sollen. „Hör mal, ich habe mich in den Moderator der Super-Sommer-Hitparade verliebt. Er trägt zwar röhrende Hirschen auf seiner Jacke, aber sonst ist er wirklich ein netter Mensch. Und er hat Langthaler nicht ermordet.“ Unsinn. Aber irgendwann, wenn alles vorbei war, würde ich die beiden einander vorstellen. Droch mit seinem grau-borstigen Haar und dem widerborstigen Charakter und der attraktive, charmante Joe Platt? Herzlos. Droch mochte mich. In den letzten Tagen hatte er einen großen Bogen um mich gemacht. Ach, verdammt. Wo blieben Vesna und Joe?
    Mein kleiner Fiat bog um die Ecke. Ich konnte nicht sehen, wer darin saß. Zum Glück gab es in der Gasse einen Parkplatz. Vesna stieg aus. Alleine.
    „Er ist zu Hause. Er sagt, er wird beobachtet. Wahrscheinlich. Also bleibe ich zum Putzen eine halbe Stunde. Dann lasse ich meine Tasche dort und fahre her. Er ruft an hier. Ich muss bei Zwillingen sein. Er fahrt und bringt mir Tasche.“
    „Wie geht es ihm?“
    „Er ist fertig. Ich habe nicht geputzt, sondern geredet und gesagt: ‚Wenn es schlecht ist, muss man weitergehen. Schneller. Nach vorne. Damit man wegkommt.‘ Das haben wir auch gemacht, in Bosnien. Mein Mann will zurück. Da haben wir heute gestritten.“
    „Ich dachte, über die Marillen.“
    Vesna machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wer streitet über Marillen?“
    Dann sah sie die gefüllten Gläser und begann zu lächeln. „Mira Valensky, du bist wirklich meine Freundin.“
    „Gehst du mit, wenn er geht?“
    „Ich will nicht. Aber ich habe nur Aufenthaltsgenehmigung, weil er eine hat. Putzen ist schwarz. Keine Arbeitserlaubnis. Wenn er in Bosnien, fehlen mir Papiere. Ich will dableiben. Ich will, dass die Zwillinge dableiben. Sie gehen da in die Schule. Sie kennen Schule nur in Wien.“
    Das Telefon läutete.
    „Oh, Herr Platt“, sagte Vesna. „Das ist schreckliche Sache. Meine Ausweise, Geld, alles. Aber ich kann nicht weg wegen den Zwillingen.“
    Joe sagte seinen Part, dann war Vesna an der Reihe: „Wenn Sie das wirklich machen. Es ist ganz nett von Ihnen. Natürlich bin ich wach. Ganz herzlichen Dank.“ Sie zwinkerte mir zu. Ich würde ihr helfen. Ich musste ihr helfen.
    „Ich werde dir helfen, sonst gehen mir alle Blumen ein, und ich ersticke im Dreck.“
    Das war der Ton, den Vesna liebte. „Werden einen Weg finden.“
    Vielleicht war alles andere halb so schlimm. Wir tranken jugoslawischen Rotwein, einen robusten, kräftigen Wein aus der Zeit vor dem Krieg. Beruhigend.
    Jemand klopfte ans Fenster. Es war Joe. Im Licht der Straßenbeleuchtung sah er gespenstisch blass aus. Vesna öffnete das Fenster und rief laut: „Oh, da habe ich Dumme meine Tasche vergessen! Kommen Sie herein, Herr Platt. Bitteschön. Einen Moment.“ Ich spähte durch den Vorhang. Niemand war zu sehen. Kein anderes Auto. Kein Fußgänger. Sie hatten ihn offensichtlich nicht verfolgt. Oder sie legten es intelligenter an, als ich es ihnen zugetraut hätte.
    „Sie haben meine Wohnung durchsucht. Ich habe ihnen in der Kulturhalle meinen Schlüssel gegeben und gesagt, sie könnten ruhig sofort hinfahren. Eine gute Idee, habe ich gedacht. Dann merken sie, dass ich nichts zu verbergen habe.“
    „Wann war das?“
    „Am Nachmittag. Einer ist zu den Proben gekommen und hat etwas von Routine geredet. Mir ist klar, dass eine Hausdurchsuchung mehr ist als Routine.“
    „Dazu braucht man einen dringenden Tatverdacht“, warf ich ein.
    „Ihr solltet euch nicht mit mir sehen lassen.“
    „Mira Valensky, das Gangsterliebchen. Steht mir die Rolle nicht?“ Der Scherz ging etwas daneben. Niemand konnte herzlich lachen.
    „Ich war mit meinen Kindern ab und zu angeln. Und die Angelschnur entspricht genau der Schnur, die sie in Langthalers Zimmer gefunden haben. Aber es kommt noch schlimmer …“
    Was konnte noch viel schlimmer sein?
    „Sie haben auch mein Büro im Fernsehzentrum durchsucht und auch dort ein Stück Angelschnur gefunden.“
    „Wie gibt’s das?“
    „Ich habe vor längerer Zeit ein paar

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