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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Norden, und plötzlich begann die Weingegend. Statt ebener Einöde sanfte Hügel. Wein aus dem Weinviertel.
    Meine Freundin war nicht zu Hause. Ich rüttelte an dem dunkelgrünen Tor. Fest versperrt. Ich läutete. Keine Reaktion. Dann nicht. Es wäre eine angenehme Abwechslung von meinen mörderischen Volkstümlern gewesen, mit ihr zu plaudern.
    „Wollten Sie zu den Nachbarn?“, fragte eine alte Frau. Das Nebentor hatte sich einen Spalt weit geöffnet und ließ gerade ihr Gesicht und einen gekrümmten Rücken sichtbar werden.
    „Ja, sie ist eine frühere Schulfreundin von mir.“
    „Vielleicht sind sie beim Heurigen. Da gehen sie oft hin. Oder sie sind in der Stadt.“
    Ich bedankte mich. Hier wussten die Leute über einander Bescheid. Ich klopfte an das Tor, das schon wieder zugegangen war.
    „Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo der Heurige ist?“
    „Der Hofer schenkt …“
    „Schenkt?“
    „Na, ausg’steckt hat er.“
    Ich fand den Hof ohne Probleme. Im Freien standen einige lange, ungedeckte Holztische und Bänke. Die meisten von ihnen waren besetzt. Meine Freundin war nicht da. Ich ging zum Buffet. Da war alles hausgemacht. Das war ein Heuriger, wie ich ihn gerne hatte. Echt. Warum mir das Wort heute immer wieder in den Sinn kam? Schein und Sein. Die Blutwurst sah nach Sein aus.
    Der Wein war leicht, frisch und trocken. Und die Blutwurst schmeckte so, wie sie aussah. Der Ort lag bloß zwanzig Minuten von der Kulturhalle entfernt. Dazwischen waren Welten.
    Ich bemerkte, wie mich die Partie am Nebentisch anstarrte und tuschelte. Allein trinkende Frauen fallen in dieser Gegend auf. Damit konnte ich leben. Morgen würde ich Joe hierher lotsen. Und wenn man ihn erkannte? Na und? Mich jedenfalls kannte hier niemand, und mit Journalisten war nicht zu rechnen. Außerdem sah Joe ohne sein Bühnengewand wie ein ganz normaler Mensch aus. Wie ein sehr netter Mensch. Und er war auch ein sehr gut aussehender Mensch. Aber das war ja schließlich kein Nachteil.
    Pünktlich zu den Proben war ich zurück. Der neue Regisseur ging mit Joe einige seiner Auftrittspositionen durch. Da und dort wurden auf den Boden kleine Markierungen geklebt. Die Kreideumrisse der Leiche waren entfernt worden. Inzwischen hatte man auch die fixen Kulissen montiert. Nur dort, wo Susi Sommer mit der Schaukel niederschweben sollte, war es noch kahl. Die Kulisse eines steilen Berges mit einer schneebedeckten Spitze würde wohl erst morgen geliefert werden. Ich hatte die Zeichnung auf den Aufbauplänen gesehen. Kein Aufwand war zu groß, um die Menschen in eine künstliche Welt zu versetzen. In eine heile ohne Leichen.
    Die Intendantin war gekommen, um vor Ort mit dem Produktionsteam über den bestmöglichen Umgang mit den Todesfällen zu beraten. Sie hatte einen Werbefachmann mitgebracht, der Brillen mit knallroter Fassung trug und alle an der Produktion Beteiligten mit spöttischer Überheblichkeit ansah.
    Während die Frohsinn-Mädel ihr Zirkuslied probten, steuerte die Intendantin auf mich zu. Das Zirkuslied war gehirnerweichend. „Lache, Zirkusprinzessin, weil die Show muss weitergehen. Lache, Prinzessin, weil niemand will deine Tränen sehen.“
    „Können wir miteinander reden?“, flüsterte die Intendantin. „Am besten gleich hier. Haben Sie etwas herausgefunden?“
    Ich erzählte ihr nahezu alles, was ich wusste. Mit zwei Einschränkungen: Die Geschichte mit dem Kühlkeller und meine Beziehung mit Joe Platt erwähnte ich mit keinem Wort.

[ 11. ]
    Ich genoss die Fahrt. Wir waren entkommen, zumindest für einige Stunden. Ein Knopfdruck und schon glitten die Scheiben mit einem dezenten Surren nach unten. Im Allgemeinen bin ich keine Freundin dicker deutscher Autos. Und über BMW-Fahrer weiß ich im besten Fall zu sagen, dass ihnen wohl etwas fehlt, das sie durch ein starkes Auto und aggressives Fahrverhalten kompensieren müssen. Im Besonderen war es herrlich, durch die Landschaft zu gleiten. Joe fuhr zügig, aber nicht rücksichtslos. Die Ledersitze waren bequem, der Motor schnurrte, ich ließ meine Haare im Fahrtwind wehen.
    Die Dörfer erschienen mir heute viel hübscher, viel lebendiger. Wellige Weinlandschaft in sattem Grün. Dazwischen Sonnenblumenfelder.
    Heute hoffte ich beinahe, meine Schulfreundin nicht beim Heurigen zu sehen. Ich wollte Joe nicht teilen müssen. Und nicht mit anderen Menschen reden, sondern nur mit ihm. Ein Abend zu zweit, endlich wieder. Die Proben waren ohne größere Zwischenfälle verlaufen,

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