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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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ich.
    „Wir warten“, erwiderte er empört.
    Wer nicht?
    Klingelzeichen. Die Pause war vorbei. Joe hatte den Regieassistenten nicht rechtzeitig gefunden. Susi Sommer eilte mit ihrem Vater in Richtung Bühne. Ich hielt sie am Arm zurück.
    „Warum hast du Müller angerufen?“
    Sie riss die Augen auf. Ihre blonden Zöpfe pendelten hin und her. „Hab’ ich nicht.“
    „Lassen Sie sofort mein Kind in Ruhe! Oder ich rufe die Polizei.“
    „Das scheint in der Familie zu liegen.“
    Sie riss sich los.
    „Haben Sie Ihrem Kind gesagt, dass es die Polizei anrufen soll?“, schrie ich dem Vater hinterher. Er drehte sich nicht einmal um.
    Vesna kam von der Bühne zurück und winkte mich zur Seite. „Ich habe geobachtet, was die Leute zu Mira Valensky und Joe Platt sagen.“
    „Beobachtet.“
    „Bin ja nur Küchentrampel.“
    „Vesna …“
    „Naja, Küche geht mir auf die Nerven.“
    „Was hat die Produktionsassistentin über uns gesagt?“
    „Gesagt? Nichts. Sie hat Joe Platt angeschrien. Wie eine Furie.“
    „Auch schlechte Nerven?“
    „Am Kippen. Ich bin hinterher. Sie hat Pillen geschluckt, eine ganze Menge.“
    Also auch sie. Aber fairerweise musste man zugeben, dass die Produktion auch nervig genug war, wenn nicht ein Mitwirkender nach dem anderen aus dem Weg geräumt wurde. Das war eigentlich der schwache Punkt unseres Verdachts: Würde eine ehrgeizige und gute Produktionsassistentin ihre Show gefährden, indem sie Stars um die Ecke brachte? Den Regisseur, ja. Beinahe hätte sie die Produktionsleitung übertragen bekommen. Aber alles andere machte – von pietätvollen Überlegungen einmal abgesehen – eine Menge zusätzliche Scherereien. „Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“
    „Der eine coole Kerl liebt einen Tonmenschen, hat ihn geküsst. Einen Mann. In unserem Dorf waren auch zwei solche. Die waren froh, wenn Ruhe war.“
    „War Heinrich zu sehen? Du weißt schon, der mit der echten Volksmusik.“
    „Rede nicht von Heinrich, Mira Valensky! Er war da und hat gefragt, wie ich heiße. Hat gesagt, er hat Respekt auch vor Bedienung. Und wie ich ihm gesagt habe, Vesna Krajner, hat er lange geredet über Oberkrainer und Wurzeln und Musikwelt. Nein, es heißt Weltmusik.“
    Ich seufzte. „Du Arme. Weltmusik … in der intellektuellen Musikwelt ist das der Trend schlechthin. Sie lieben Musik aus Gegenden, von denen bisher niemand etwas hören wollte.“
    Vesna war sichtlich interessiert. „Bosnien passt? Bosnische Musik will niemand hören. Nicht einmal viele Bosnier. Ich mache bosnische Musik und trete auf. So gut singe ich wie …“
    „Hast du dich angesteckt?“
    „Mit Mistwegräumen Geld verdienen oder mit Mistmusik, was ist der Unterschied? Das Geld! Viel mehr Geld.“
    „Ich glaube immer mehr, dass das Mordmotiv Geld ist“, sagte ich langsam. Irgendjemand profitierte davon, dass die drei gestorben waren.
    „Du hörst nicht zu. Du willst bloß Putzfrau behalten, Mira Valensky.“
    Ich grinste. „Klar, was denkst du? Wenn du willst, kannst du beim Putzen singen. Die singende Putzfrau. Aber nur, wenn ich nicht da bin.“
    Vesna verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Geld hast du gesagt, Mira Valensky. Geld ist oft das Motiv. Das mit dem Gefühl kann sich legen, das lernt man mit dem Alter. Liebe muss nicht bleiben und Gegenteil auch nicht. Aber Geld …“
    „Vesna: Wer hat etwas davon, dass die drei tot sind?“
    „Keine Ahnung. Immer andere. Andere Leben. Anderes Geld. Andere Manager. Gemeinsam ist nur die Hitparade. Ich muss jetzt in die Küche.“
    Dass sie alle mit der Hitparade zu tun hatten, schien tatsächlich das einzig Gemeinsame zu sein. Darauf lief es immer wieder hinaus. Joe profitierte von den Todesfällen nicht. Die Produktionsassistentin schien nur vom Tod Langthalers zu profitieren. Vielleicht. Sie konnte zeigen, wie tüchtig sie trotz der widrigen Umstände war. Aber deswegen zu morden?
    Heinrich hätte zwar mit den Morden die volkstümliche Musik in ein schiefes Licht setzen können, aber warum hatte er sich dann in die Jury aufnehmen lassen? Offenbar wollte er bloß endlich ernst genommen werden. Mit dabei sein. Oder auch seinen Platz finden.
    Von der Bühne klangen Fetzen eines schmalzigen Liebesliedes herüber. „Lass mich dich halten heut’ Nacht, denn der, der über uns wacht, der sieht mit tausend Sternen, dass uns die Liebe lacht.“ Vesna hatte schon Recht. Man lernt im Laufe der Zeit, dass sich Gefühle ändern können. Man lernt, Gefühle nicht so ernst

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