Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
grundsätzlich nicht ausstehen. Und Journalistinnen noch viel weniger.“
„Er will Sie weghaben, weil Sie sich mit dem Mordverdächtigen eingelassen haben.“
„Na und? Was schadet ihm das?“
„Der Mordverdächtige hat Ihre Hilfe. Leuchtet Ihnen das nicht endlich ein?“
„Geben Sie mir meinetwegen einen Redakteur mit. Damit ich nichts anstellen kann.“
„Ich habe weder Personal noch Lust, Sie überwachen zu lassen. Sie sind vom Fall abgezogen. Und wenn Sie lange debattieren, überlege ich mir, ob ich mit einer so naiven und halsstarrigen Person überhaupt noch zusammenarbeiten möchte.“
„Wenigstens bis zur Show.“
„Nein!“
„Ich bringe Ihnen die beste Story. Die Eigentümer werden nicht danach fragen, was mit mir passiert. Ich bringe die beste Story. Ich kenne alle. Und … Sie haben das letzte Wort. Sie bekommen die Story Wort für Wort zu Gesicht. Und Sie werden Joe Platt wohl nicht auf den Leim gehen, oder?“
Er schüttelte den Kopf.
„Eben. Werden Sie nicht. Und eines kann ich Ihnen auch sagen: Ich bin mir sicher, dass Joe Platt nicht der Mörder ist. Aber sollte ich mich trotz allem irren, wird niemand so sehr hinter ihm her sein wie ich. Darauf können Sie sich verlassen.“
Das endlich schien er mir zu glauben.
„Nur bis nach der Show. Und: Seien Sie vorsichtig! Im eigenen Interesse.“
Ich atmete tief durch, klopfte ihm mit einem halben Lächeln auf die Schulter und ging. Die Sekretärin machte ein fragendes Gesicht.
„Hoffnungslos, aber nicht ernst.“
Sie tat, als würde sie mich verstehen.
Ich ging zu meinem Schreibtisch. Kein Anruf am Anrufbeantworter. Also hatte Müller mir auch in der Redaktion keine Nachricht hinterlassen. Er musste mich unglaublich intensiv gesucht haben. Er mochte mich nicht und hatte deswegen dem Chefredakteur alles erzählt. Tun konnte ich dagegen nichts. Müller würde einfach behaupten, er habe in Sorge um mich gehandelt. Gefahr im Verzug oder irgend so etwas. Dafür lag eine Nachricht von Droch auf meinem Platz: „Egal, was los ist: zuerst zu mir ins Zimmer!“ Zu blöd, dass ich direkt zum Chefredakteur gegangen war. Ob der Chefredakteur die Neuigkeit schon im Haus herumerzählt hatte? Es war Samstag. Da gab es keine Redaktionssitzung, und die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen waren nicht da. Dass Droch arbeitete, war nicht weiter ungewöhnlich. Er zog es vor, seine ausführlichen Kommentare in Ruhe zu schreiben. Und ich hatte den Verdacht, dass er daheim ohnehin nicht viel mit sich anzufangen wusste. Aber warum hätte der Chefredakteur ausgerechnet mit Droch darüber reden sollen? Mit der politischen Redaktion hatte ich von Ausnahmefällen abgesehen nichts zu schaffen. Und vor Droch schien sich der Chefredakteur ohnehin zu fürchten.
Ich musste zur Probe. Ich hatte nicht viel Zeit. Heute Abend war die Show. Und danach …
Ich klopfte an Drochs Zimmertür und trat ein.
Er sah mich mit steinernem Gesicht an. „Du musst nicht mit mir reden“, sagte er schließlich.
„Ich will mit dir reden“, rief ich, „ich weiß bloß nicht, wo ich anfangen soll. Und ich habe jetzt keine Zeit. Ich muss …“
Droch drehte seinen Rollstuhl vom PC weg und kam näher. „Ich weiß von der Sache zwischen dir und diesem Moderator. Ich will mich nicht einmischen, das steht mir nicht zu.“
Es hatte ihn getroffen. Nicht, dass zwischen uns je einmal so etwas gewesen wäre, das man landläufig als Beziehung definieren würde, aber … ich war schon wieder nahe daran, in Tränen auszubrechen. Das war sonst nicht meine Art.
„Das Ganze stimmt vom Prinzip her, auch wenn ich nicht weiß, was herumerzählt wird.“
„Er hat dich deswegen rufen lassen?“ Droch deutete Richtung Chefredaktion.
„Das weißt du nicht?“
„Ich habe mitbekommen, dass er dich herzitiert hat. Und zuvor hat er mit diesem Kriminalinspektor telefoniert.“
„Woher …“
„Glaubst du, nur du kannst recherchieren?“
„Er wollte mich vom Fall abziehen.“ Ich erzählte ihm unser Gespräch in groben Zügen. Ließ man Beleidigungen und Emotionen weg, ging das ganz schnell.
Ich setzte mich.
Droch nickte ein paar Male. „Ich erzähle dir, was ich weiß. Es ist nicht allzu viel. Zwischen Müller und meinem … Informanten herrscht nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis.“
Wir beide wussten, dass sein Informant Zuckerbrot war. Ich nickte. Dass auch Zuckerbrot Müller nicht mochte, bestärkte mein Urteil.
„Müller wurde heute früh davon informiert, dass du
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