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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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zeigte er mir den Weg und ging mit schnellen Schritten davon.
    Downhill-Sepp hatte also Betablocker genommen. Ich hatte die Medikamente gesehen. Wenn man dem Chefinspektor glauben konnte, waren sie und das Glas vor dem Eintreffen der Spurensicherung verschwunden. Dutzende Menschen hatten sich vor der Garderobe gedrängt. Aber um in den Raum zu kommen, war jeder gezwungen gewesen, über Downhill-Sepps Beine zu steigen. Der stellvertretende Fernsehdirektor, seine zwei Mitarbeiterinnen, Polizeibeamte und Downhill-Sepps Frau waren in der Garderobe gestanden. Aber was hätte es schon ausgemacht, wenn die Medikamente gefunden worden wären? War dem Fernsehdirektor das Image so wichtig, dass er mögliches Beweismaterial verschwinden ließ?
    Vergiftet hatte Downhill-Sepp nicht ausgesehen. Ich stelle mir Vergiftete eher mit Schaum vor dem Mund vor, dramatisch verkrampft und womöglich von einem leichten Bittermandelgeruch umgeben. Wie kommt man heute schon an Gifte wie Arsen und Zyankali? Da sind Beruhigungsmittel weit einfacher zu beschaffen. Wie viele Betablocker muss man schlucken, um daran zu sterben?

[ 2. ]
    Am Nachmittag traf ich mich in einem Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt mit drei der fünf Frohsinn-Mädel. Der Termin war schon vor einer Woche fixiert worden. Die fünf Frohsinn-Mädel waren so etwas wie eine Institution der volkstümlichen Musikszene. Es hatte sie schon gegeben, als ich noch ein Kind gewesen war. Wer aber glaubt, dass es sich bei dieser Gruppe um durchwegs ältliche Mädchen handelte, täuscht sich. Nur der Agent der Frohsinn-Mädel war von Anfang an mit dabei. Er hatte immer auf eine behutsame Verjüngung gedrängt. Alle paar Jahre wurde das jeweils älteste Mädel durch ein deutlich jüngeres ersetzt. Und er war klug genug, der mittleren Generation ihre Identifikationsmädel zu lassen.
    Der Manager machte mich mit den drei Sängerinnen bekannt und verschwand dann zu einem offenbar wichtigeren Termin. Wir ließen uns in einer der plüschigen Nischen nieder. Frau Klein war mit ihren vierzig Jahren momentan die Älteste, Frau Handlos etwa in meinem Alter, und das dritte der zum Gespräch erschienenen Mädel schätzte ich auf fünfundzwanzig. Statt ihrer Bühnendirndlkleider mit tiefem Ausschnitt und hoch geschnürtem Busen trugen sie Röcke und Blusen, die Jüngste einen violetten Hosenanzug. Sie sahen wie adrette Büroangestellte aus, nicht wie Superstars der Volksmusik. Was hatte ich erwartet? Dass sie sich mit einem Jodler auf mich stürzen würden?
    „Schlimm, was mit dem Sepp passiert ist“, sagte Frau Klein. „So jung.“
    „Naja“, meinte die Jüngste, „er hat sich immerhin schon die Haare färben lassen.“
    „Über Tote sagt man nichts Böses.“
    Ich fragte die drei über ihre Pläne aus, über ihr Leben, und es kamen Antworten, die sie mit Sicherheit schon häufig gegeben hatten. Sie liebten ihre Musik und führten ein ganz normales Leben. Vier von fünf waren verheiratet und hatten Kinder. Das viele Geld, das sie verdienten, sei ihnen nicht das Wichtigste, und so viel werfe die Sache auch wieder nicht ab. Sie wären jedenfalls zufrieden. Der Stress der Tourneen ließe sich zu fünft gut durchstehen, zwischen guten Freundinnen gäbe es eben immer viel zu lachen.
    Ich glaube nicht an Idyllen. Wahrscheinlich wäre es besser, ich würde mich mit einer von ihnen zu einem Einzelgespräch treffen.
    „Nehmen Sie vor Ihren Auftritten auch irgendwelche Beruhigungsmittel, Betablocker oder so ein Zeug?“
    Die Mittlere lachte etwas schrill. „Wenn ich aufgeregt bin, trinke ich vielleicht einen kleinen Schnaps, aber nur einen kleinen, und normalerweise bin ich gar nicht aufgeregt.“
    „Es ist ja nicht verboten, solche Medikamente zu nehmen“, sagte ich.
    „Betablocker sind keine Beruhigungsmittel, sondern Herzmittel. Er hat welche genommen, nicht wahr?“ Das war wieder die Jüngste. „Und es war auch kein Wunder, dass er Herzklopfen gehabt hat. Sich mit einer solchen Stimme auf die Bühne zu trauen … gut, das meiste ist eh Playback, aber trotzdem. Er hat überhaupt keine Ahnung von Musik gehabt. Ich mache Volksmusik, seit ich drei war.“
    „Sei doch ruhig!“, zischte Frau Klein.
    „Sie dürfen aber nicht schreiben, dass ich das gesagt habe. Aber es ist einfach ungerecht, dass er, nur weil er ein berühmter Skifahrer war, als Supermusiker gilt. Das ist er wirklich nicht. Dabei verdient er Millionen, Millionen sage ich.“
    „Verdiente“, verbesserte ich sie.
    Sie stutzte.

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