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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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irgendwas normal nennen kann, was es bei uns im Spital gibt.« Er lächelt. »Sie mögen Krankenhäuser nicht, oder?«
    »Sieht man mir das an?«
    »Deutlich. Hier hinein.«
    In dem Raum stehen vier Betten, jedes einzelne ist von einer Vielzahl futuristisch anmutender Apparaturen und Bildschirme umgeben. Das Licht ist matt mit ungesunden gelbgrünlichen Anteilen. Erst ganz zuletzt fällt auf, dass in jedem der Betten auch ein Mensch liegt.
    Der Arzt führt mich zu Onkel Franz. Unbeweglich, mit Kopfverband und eingefallenem Gesicht wirkt er wie eine halb fertig gestellte Mumie.
    »Herr Haberzettl«, flüstert der Arzt.
    »Onkel Franz«, flüstere ich.
    Onkel Franz macht die Augen auf. Das geht so langsam, als sei es Schwerstarbeit. Er versucht zu zwinkern, dann sagt er mit erstaunlich klarer Stimme: »Mira. Wo ist die Chefin? Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Alles okay, sie kümmert sich um das Abendgeschäft.«
    »Das gibt es nicht, dass es schon Abend ist. Ich muss …«
    Er versucht tatsächlich, sich aufzusetzen, wird aber von diversen Schläuchen daran gehindert.
    »Sie sollen das Zeug wegnehmen, ich habe es schon der Schwester gesagt. Mir geht es gut.«
    »Bald, Onkel Franz«, versuche ich ihn zu beruhigen.
    »Gleich«, beharrt er, »ich hab schon Schlimmeres überlebt als einen Schlag auf den Schädel. Die Chefin braucht mich.«
    »Die Chefin will, dass Sie wieder ganz gesund werden. Eben weil sie Sie braucht.«
    »Ich bin gesund. Glauben Sie etwa, im Weltkrieg hätte uns jemand geschont, nur wegen einer Beule am Kopf? Damals …«
    Ich habe im Augenblick keine Lust, Einzelheiten aus dem Weltkrieg zu hören, und versuche, Onkel Franz zum eigentlichen Thema zu bringen. »Haben Sie erkennen können, wer Sie niedergeschlagen hat?«
    Die Pulsfrequenz steigt, zeigt der Bildschirm an. Der Arzt deutet warnend auf die Uhr.
    »Nein, und das ärgert mich ja so. Ich werde wirklich schon langsam alt und bin zu nichts mehr zu gebrauchen.«
    »Er hat Sie von hinten niedergeschlagen.«
    »Früher hätte ich schneller reagiert, gekämpft, dann wüssten wir jetzt …«
    »Woran erinnern Sie sich?«
    »Wir müssen langsam Schluss machen«, flüstert der Arzt.
    »Taub bin ich noch nicht, ich will jetzt erzählen!«
    Der Arzt lächelt. »Ihr Puls …«
    »Mein Puls ist mir egal, wenn ich nicht erzählen kann, dann platze ich.«
    »Also?«, frage ich beschwichtigend.
    »Ich hatte ein ungutes Gefühl.« Kunstpause. Oder schläft er wieder ein? »Daher bin ich schon um sieben hinüber ins Wirtshaus gegangen und habe einen Rundgang gemacht. Alles war ruhig. Dann habe ich mich ins Hinterzimmer zurückgezogen.«
    Offenbar, um doch noch ein Nickerchen zu machen. Natürlich sage ich das nicht.
    »Plötzlich höre ich, dass jemand in der Küche ist. Ich schau auf die Uhr, es ist kurz nach acht. Ich wundere mich und stehe auf, gehe zum Fenster, um zu sehen, ob das Auto der Chefin schon da ist. Dann bekomme ich diesen Schlag auf den Kopf. Das war es, leider. Mehr weiß ich nicht.«
    Onkel Franz schließt die Augen.
    »Haben Sie noch irgendetwas Ungewöhnliches gesehen? Oder gehört? Irgendein Detail?«, bettle ich.
    »Was Ungewöhnliches? Nein, ich glaube nicht«, murmelt der alte Kellner undeutlich.
    »Nichts Unübliches, nein, aber irgendetwas Bekanntes …«
    Der Arzt steht auf und drängt mich, dasselbe zu tun. Dabei hat sich der Puls wieder auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert, das kann ich vom Monitor ablesen.
    »Was Bekanntes?«, frage ich nach.
    »Der Wagner … Es ist mir vorgekommen, als wenn es der Wagner …«
    »Wer?«
    »Na unser Wagner.«
    Onkel Franz ist nun endgültig eingeschlafen. Ich streichle ihm über die schmale Hand mit den erschreckend hervorstehenden violetten Adern und verabschiede mich.
    »Der Wagner?«, fragt Billy zurück. »Wenn er gesagt hat ›unser Wagner‹, dann kann er wohl nur den Wagner aus dem Ort gemeint haben, du kennst ihn, er ist einer von denen, die am Wochenende kommen und am Stehtisch ihr Bier trinken. Nur, dass er manchmal kaum noch stehen kann.«
    »Warum sollte der Wagner …?«
    »Er hat sich geirrt. Er ist alt. Er hat einen schlimmen Schlag auf den Kopf bekommen.«
    »Wo wohnt dieser Wagner?«
    »Ich habe ihn immer wieder die Hauptstraße hinaufgehen sehen. Ich glaube, er wohnt in einem der oberen Häuser.«
    Morgen wird auch Zuckerbrot mit Onkel Franz reden. Ob er ihm vom Wagner erzählen wird?
    Ich suche nach dem Telefonbuch, finde eines aus dem Jahr 1992 und tröste mich damit, dass

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