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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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der Wagner wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten im selben Haus wohnt. Mir ist wieder klar, wer er ist. Um die sechzig, mit ehemals blonden, jetzt farblosen Haaren, mittelgroß, etwas übergewichtig. Wässrige Augen. Trinkt gerne einen über den Durst.
    Da. Hauptstraße 11.
    Das Abendgeschäft lässt sich flau an, ich mache mich sofort auf den Weg. Eine Frau in Kaufhausjeans und einer geblümten Bluse öffnet und sieht mich neugierig an.
    »Frau Wagner?«, frage ich.
    Sie nickt.
    »Es könnte sein, dass Ihr Mann bei uns im Apfelbaum etwas vergessen hat …«
    Sie seufzt. »Das sieht ihm ähnlich. Was ist es denn?«
    »War er heute früh im Wirtshaus?«
    Ihr Blick wird verschlossener. »Ich weiß, dass mein Mann gerne einen über den Durst trinkt, vor allem seit er pensioniert worden ist. Nicht alle gehen gern in Frühpension. Aber tagsüber …«
    »In der Früh.«
    »Nein, das weiß ich sogar genau, dass er da nicht im Wirtshaus war. In der Früh war er mit mir im Weingarten. Wenn Sie wirklich in der Früh meinen. Ab sechs bis zirka halb zehn.«
    »Die ganze Zeit über?«
    »Warum fragen Sie? Ja, die ganze Zeit über. Onkel Franz ist heute mit der Rettung weggeführt worden, habe ich gehört. Was war los?«
    »Es geht ihm schon besser, zum Glück. Er ist auf den Kopf gefallen.« Könnte Onkel Franz das hören, er würde mich mit dem größten Serviertablett erschlagen. »Dann war das wohl eine falsche Vermutung mit der Jacke.«
    »Wie sieht sie denn aus?«
    »Eine braune Lederjacke mit Flicken an den Ellbogen und einem Fleck an der linken Vorderseite.«
    »So eine hat er nicht. Und schon gar keine mit einem Fleck.«
    Das habe ich mir gedacht, als ich Frau Wagner gesehen habe. Ich entschuldige mich für die Störung und gehe.
    »Und dass Sie Onkel Franz gute Besserung ausrichten! Er ist nämlich tatsächlich ein Onkel von mir … Zumindest einer zweiten Grades!«
    Manchmal scheint es mir, als sei der ganze Ort miteinander verwandt. Wie ist Onkel Franz auf den Wagner gekommen?
    Gegen Mitternacht taucht überraschend Daniel Capriati auf. Er reagiert entsetzt auf die Nachricht vom Überfall und macht Billy Vorhaltungen, ihn nicht sofort angerufen zu haben.
    »Du hast doch selbst Schwierigkeiten genug, hättest du dich etwa gemeldet, wenn …«
    »Nicht nur gemeldet. Ich bin da. Es ist zwar nichts ganz so Schlimmes geschehen, aber allemal etwas – Ekelhaftes.«
    Bilde ich es mir ein, oder sehe ich tatsächlich für einige Momente Enttäuschung auf Billys Gesicht darüber, dass der junge Starkoch nicht einfach so, vielleicht sogar ihretwegen gekommen ist, sondern wegen eines neuen Problems? Jedenfalls fragt sie schließlich besorgt, was denn los sei.
    »Ich bin ins Kühlhaus gegangen und wollte die Rehpastete holen. Die Form war mit Scheiße gefüllt, Hundescheiße, glaube ich. Auch die Formen für das Schokomousse.«
    Wir verziehen beide angewidert das Gesicht.
    Daniel nickt. »Genau so werden meine Gäste auch dreinschauen.«
    »Sie haben ja nichts davon mitgekriegt«, tröstet ihn Billy.
    Daniel schüttelt traurig den Kopf. Seine dunklen Augen scheinen noch dunkler zu werden. Man möchte ihn in die Arme nehmen und trösten. Entwickle ich etwa gar mütterliche Gefühle? So etwas war mir bisher völlig fremd. Dann werden es wohl doch andere Gefühle sein. Vielleicht schlägt die Midlifecrisis zu. Bisher haben mich jüngere Männer nie interessiert.
    »Die Gäste wissen es schon.« Er zieht die Abendausgabe des »Blatts« heraus, blättert. In den vermischten lokalen Meldungen steht unter dem Titel »Hundekot statt Schokomousse«:
    »Daniel Capriati, Jungstarkoch im Zweisternelokal Offen, hat schon wieder mit einer Kalamität zu kämpfen. Waren es vor kurzem Salmonellenhühner und ein Brand in der Küche, so geht es nun mindestens so ungustiös weiter: An Stelle von Schokomousse stand Hundekot in seiner Kühlkammer. Offenbar ist der Aufsteiger des Jahres nicht bei jedermann beliebt. Dieses Statement zu seiner Küche jedenfalls lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.«
    Kurz und vernichtend.
    »Wie ist das zum ›Blatt‹ gekommen?«, will ich wissen.
    »Ich weiß es nicht. Der Redakteur hat mich zu Mittag angerufen, ich habe alles geleugnet, das war vielleicht ein Fehler, aber was hätte ich denn tun sollen?«
    »Deine Kaltmamsell?«
    »Habe ich zuerst auch gedacht, was weiß man? Aber dass sie gezielt einen Redakteur anruft, das kann ich mir nicht vorstellen. Sie tratscht gerne, das ist alles.«
    »Wer

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