Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Freundin wirklich, wen sie verdächtig finden? Du bist ihre heißeste Spur. Und ich sage auch, warum.«
Er starrt sie an. Ich starre sie auch an. Wenn ihr jetzt nichts Gutes einfällt …
»Zweiter Mord an Baumann, der Fernsehkoch war. Tatwaffe war wie beim ersten Mal ein Messer. Beim ersten Mal waren keine Fingerabdrücke. Beim zweiten Mal – deine.«
Er sieht ungläubig drein. »Woher sie haben Fingerabdrücke von mir?«
Vesna lacht spöttisch. Sie ist wirklich die geborene Lügnerin.
»Da gibt es eine Menge Gegenstände, die nur du berührt hast. Fingerabdrücke haben sie gleich ganz am Anfang genommen. Im Zimmer, in dem du geschlafen hast. Außerdem auch im Apfelbaum, zum Beispiel von den ›Playboy‹-Heften, die du im Hinterzimmer hinter Kochbüchern versteckt hast.«
»Die waren schon von Koch vorher. Wie sollen am Messer meine Fingerabdrücke sein? War ich schon lange weg. Habe ich Alibi.«
Ich schüttle den Kopf. »Er ist ganz zeitig in der Früh erstochen worden. Du hättest in der Nacht über die Grenze fahren können und wärst spätestens um zehn wieder in der Küche gewesen.«
Ich sehe, wie er nachrechnet. Gut so.
Jetzt steht eindeutig Angst in seinen Augen. »Warum hätte ich das machen sollen?«
»Warum hättest du fliehen und einen falschen Namen annehmen sollen? Sag uns den Grund, sag uns, wer dir diese Stelle vermittelt hat, dann lassen wir dich in Ruhe.«
»Sonst«, fügt Vesna hinzu, »müssen wir sofort Polizei informieren.«
»Er hat mir nur helfen wollen, weil ich guter Koch bin. Aber wollte keinen Ärger mit Billy. Sie kann Ärger machen, das weiß ich.«
»Du hast viel bei ihr gelernt – oder doch nicht so viel, wenn ich an das heutige Essen denke. Aber das ist nicht ihre Schuld.«
»Was war mit dem Essen?«, braust er auf.
Vesna sieht mich wütend an und verdreht die Augen.
»Vergiss es. Wie bist du zu dem Job gekommen? Letzte Möglichkeit, sonst gehen wir und verständigen die Kriminalpolizei.«
»Ich habe ihn zufällig getroffen in Lokal.«
»Bei uns?«
»Nein, nach Arbeit.«
»Im Rosa Flieder?«
»In was? Kenne ich nicht. Nein, an Tankstelle bei der Hauptstraße. Die hat die Nacht lang offen, man bekommt Wein und Bier. Da war ich ab und zu nach Arbeit. Er war sehr freundlich, hat gesagt, er weiß, wie schwer es ist, mit Billy arbeiten. Sie kann ja nett sein, aber streng und undankbar. Ich verdiene mehr. Was Besseres.«
»Wer ist ›er‹?«
»Hat vorher Lokal geleitet. Kennt sie gut.«
Manninger. Warum? Vesna ist ebenso überrascht wie ich. Wer weiß, was vorgefallen ist, als sich Manninger und Billy getrennt haben. Billy hat das Ganze als dumme Liebelei zwischen Kollegen abgetan, aber die Sache scheint sie doch getroffen zu haben. Wie war das bei Manninger?
»Warum hat er dann Billy das Lokal gegeben?«, fragt mich Vesna.
»Hat er nicht freiwillig, sie hat sich vorgedrängt, hat ihn schlecht gemacht«, antwortet Peppi.
So ein Unsinn. Aber wer weiß, ob Manninger zur Mordzeit tatsächlich in den USA war? Höchste Zeit, Aug in Aug mit ihm zu reden. Vielleicht ist es auch besser, gleich Zuckerbrot zu verständigen. Billy hat versprochen, sich immer in der Nähe von Hans-Peter, Mahmet oder später am Abend bei Daniel aufzuhalten. Trotzdem mache ich mir Sorgen. Die Anschläge waren alle gut geplant. Mise en place auf einer anderen Ebene, perfekte Vorbereitung erleichtert die Arbeit. Ich lache böse auf.
Oder hat er nichts anderes getan, als Peppi diesen Job verschafft? Jemandem den Koch abspenstig zu machen ist in Zeiten wie diesen schlimm genug.
»Wie hat sie ihn schlecht gemacht?«
»Hat von Trunksucht erzählt. Dabei trinkt er nur hin und wieder, hat er gesagt. Und er hat Billy alles gelernt, was sie kann.«
Na, da hat er wohl etwas übertrieben. Außerdem: Alkoholprobleme und Manninger! Da passt schon wieder etwas nicht. Ich sehe Peppi wütend an: »Du lügst! Manninger trinkt keinen Tropfen Alkohol. Immer nur gespritzten Apfelsaft. Seine Kollegen haben ihn deswegen ausgelacht.«
Peppi ist irritiert. »Wieso Manninger? Heißt nicht so, heißt Demetz.«
Vesna und mir bleibt der Mund offen. »Demetz? Der ehemalige Chefkoch vom Royal Grand?«
»Er hat mir erzählt, wie sie ihm Probleme gebracht hat. Er hat gesagt, mir soll das nicht passieren, ich bin gut, soll bessere Arbeit haben. Aber wegen Arbeitserlaubnis ist in Österreich nichts gegangen, wäre ich gerne geblieben. Demetz hat Freund, das ist der Besitzer hier vom Zelta Praha. Sie haben früher
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