Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
gegengecheckt?«
»Wollte ich, ich dachte, das gehört sich so. Aber sie hat gesagt, das ist in diesem Fall nicht notwendig, ihr Informant sei todsicher. Und so war es dann ja auch.«
»Es gehört zum journalistischen Handwerk, sich nicht bloß auf Informanten zu verlassen.«
Er sieht mich an. »Ja«, sagt er dann. Demetz, der Daniel anschwärzt. Wenn es tatsächlich Demetz war. Natürlich kann er aus alten Zeiten einen Freund bei der Lebensmittelbehörde haben, das ist nicht ausgeschlossen. Oder er war es selbst, der die Hühner …
Ich brauche noch eine Bestätigung. Was soll’s, ich probiere es beim »Blatt«. Vorher erkläre ich Felix, was ich vorhabe. Er sieht mich mit einer Bewunderung an, die mir schon fast peinlich ist.
»So toll ist das auch wieder nicht«, bringe ich ihn wieder auf den Boden. »Wenn du gut werden willst, dann bleib lieber skeptisch. Auch deinen Kolleginnen und Kollegen gegenüber.«
Er grinst. »Ich finde es aber trotzdem toll.«
»Zu widersprechen ist schon ein ganz guter Anfang«, lächle ich zurück.
Ich hab mir die Meldung aus dem »Blatt« aufgehoben und lasse mich mit der Lokalredaktion verbinden. »Wer hat am 21. 7. die vermischten Meldungen geschrieben?«, frage ich überfallartig und ohne meinen Namen oder gar das Medium, für das ich tätig bin, zu nennen.
»Das weiß ich nicht.«
»Schade, wenn’s nicht schnell geht, dann rufe ich eine andere Zeitung an. Wir wollten die Meldungen als Beispiel in das neue Deutschlehrbuch stellen. Doch dafür brauchen wir die Einwilligung des Journalisten, und ich habe kaum mehr Zeit.«
Die Sekretärin schluckt die abenteuerliche Geschichte. »Ich sehe nach.«
»Alfons Huber«, sagt sie wenig später.
Kenne ich nicht.
»Ist er da?«
»Ja.«
»Verbinden Sie mich bitte mit ihm?«
»Alfons Huber hier.«
»Warum haben Sie Demetz die Geschichte mit dem Hundekot im Offen geglaubt?«
Kurzes Schweigen. »He, die Sache war in Ordnung. Steht jetzt auch in den Polizeiakten.« Wieder eine kurze Pause. »Außerdem: Warum soll es Demetz gewesen sein?« Das kommt etwas spät
»Weil er mir davon erzählt hat.«
»Mit wem spreche ich überhaupt?«
»Kriminalpolizei.«
»Ist Demetz etwa in die Sache verwickelt?«
Ich habe meine Antwort, aber ich muss meinen Kollegen wieder etwas wegführen von der Spur. »Nein, er ist ein Informant. Wir wollten nur gegenchecken, ob seine Informationen richtig sind. Warum haben Sie ihm übrigens geglaubt? Hat er Beweise vorgelegt?«
»Nein. Aber wenn einen Demetz anruft … Warum sollte der lügen?«
Ich bedanke mich im Namen der Kriminalpolizei und lege auf.
Wieder Demetz. Er ist unterwegs, um Daniel und Billy zu schaden, wo es nur geht. Oder hat er mehr als das getan? Für meine Story habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich präsentiere Demetz – und mit Abstrichen Manninger – als Verdächtige und hetze damit die ganze Branche auf ihre Fährte. Oder ich vergesse Demetz für dieses Heft, beschränke mich auf den wiedergefundenen Josef Dvorak, hoffe, dass er niemandem etwas von Demetz erzählt, und dann … Und was dann? Wie soll ich den Verdacht erhärten? Außerdem: Zwischen den Aktionen eines alkoholkranken Gehirns und zweifachem Mord besteht allemal ein Unterschied. Eigentlich ist heute Redaktionsschluss. In diesem Fall darf ich mir bis morgen Mittag Zeit lassen. Ob ich noch einmal mit Demetz reden soll? Was würde das bringen?
Ich treffe Vesna in ihrer Nachmittagspause am Stephansplatz. Gemeinsam bahnen wir uns einen Weg durch die Touristenmassen. Sie ist aufgeregt. »Ich darf ihn nicht aus den Augen lassen, jetzt hat er auch Pause. Vielleicht haben wir Glück und er startet nächste Aktion.«
»Du traust ihm das zu?«
»Was weiß man? Natürlich kennt er viele Leute, die können ihm von bösen Streichen erzählt haben, und er hat es dann den Zeitungen weitererzählt. Aber besser, man sieht nach.«
»Sieh nach, welchen Fleischklopfer er in der Küche hat.«
»Ist einer wie der andere, oder?«
»Nein, da gibt es auch unterschiedliche Marken. Onkel Franz ist mit einem niedergeschlagen worden, der dem in unserer Küche entspricht. Vielleicht hat Demetz einen gleichen.«
»Mache ich.«
Jetzt hat Billy Onkel Franz wohl schon nach Hause gebracht. Ich sollte noch einmal mit ihm reden, vielleicht ist ihm mit zunehmendem Abstand noch etwas eingefallen. Ein Fünkchen Hoffnung, mehr nicht. Entweder ich schreibe meine Story heute, komme nicht unter Druck und verändere sie, falls ich bis morgen
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